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Am Anfang ist der Weg

Ländlicher Wegebau lockt Ausflügler und Touristen an

- von Grit Gröbel -

In der Zeit, in der die Liebhaber von Radausflügen ihre Drahtesel winterfest einmotten, stehen die Projekte zum Ausbau der Radwege in Sachsen-Anhalt nicht still, wie beispielsweise Andrea Tischer vom Landkreis Wittenberg zu berichten weiß: „Ende November wird in der Gemeinde Zahna eine 4,6 Kilometer lange Strecke fertig gestellt sein.“ 4600 Meter. Das klingt nicht viel. Ist aber von höchster Bedeutung für das touristische Angebot in der Region. Denn mit der Baumaßnahme wird nicht nur eine Lücke im Radwegenetz des Landkreises geschlossen, sondern auch an die Radroute Berlin-Leipzig angedockt. Letztere entstand übrigens aus der Olympiabewerbung Leipzigs heraus. Und die Touristen auf dieser Strecke haben schon bald die Möglichkeit zu einem direkten Abstecher nach Wittenberg, wo weitere sportive Versuchungen locken. Nicht zuletzt führen durch die Lutherstadt der Elbe-Radweg und die Europaroute R1.

Ein kleiner Weg mit großer Wirkung also! Und das gilt nicht nur im Wittenberger Raum. Auch weiter südlich im Burgenlandkreis sorgt ein für Radfahrer nutzbarer Multifunktionsweg für mehr Anreiz, das Gebiet zu erkunden. Und diejenigen, die das ganz konkret in der Gemeinde Elsteraue tun, müssen auf eine zünftige Rast nicht verzichten. Aus Richtung Zeitz kommend, touren die Ausflügler entlang der Landesstraße 193 und fahren dann auf einem neu ausgebauten Radweg direkt bis zum Hotel „Elsterblick.

Der Beispiele für einen ländlichen Wegebau, der auch die touristische Nutzung nicht vergisst, gäbe es weitere. Für den Norden des Landes sei noch die neue Teilstrecke bei Behrendorf genannt, die im Rahmen einer Flurneuordnung entstand. Warum? Auf der Streckenführung liegen sowohl der Elbe-Radweg als auch der Altmark-Rundkurs. Insgesamt summieren sich die Maßnahmen in Sachsen-Anhalt zu 40 km ländlichen Wegebau mit einem Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von mehr als 12 Millionen Euro. Genau genommen sind das die Vorhaben in der aktuellen Förderperiode – unterstützt von der Europäischen Union. Das Zahlenwerk unter die Lupe genommen, zeigt, wie stark sich der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums beteiligt. Für die 4,6 km bei Zahna stellte er gut 210.000,00 Euro bereit, für den Wegebau auf einer Länge von ca. 1,6 km in der altmärkischen Gemeinde Behrendorf ca. 94.000,00 Euro. Bei der etwa 830 m langen Strecke bis zum Hotel Elsterblick waren es immerhin rund 58.000 Euro. Den kommunalen Eigenanteil aufzubringen, ist für viele Landkreise bzw. Gemeinden im Land ein Kraftakt, aber wichtig. Denn allen Maßnahmen gemeinsam sind die Entwicklung ländlicher Strukturen, die verbesserten Land- und Forstwege. Die Eignung der Wege für den Aktivtourismus belebt darüber hinaus die Regionen.

Eine gesteigerte Aufmerksamkeit, die wachsende Zahl an Aktivurlaubern implementiert auch eine Chance für das tourismusnahe Gewerbe. Nutzen und gestalten, das müssen die Unternehmer aber selbst.
„Seitdem wir den Radweg haben, hat die Gästezahl zugenommen. Unser Angebot konnten wir erweitern.“, sagt Margit Korthals, Geschäftsführerin vom Tröglitzer „Elsterblick“, was übrigens als fahrradfreundliches Hotel ausgezeichnet wurde. Im Sommer eröffnete das Hotel eine Radlerhütte, aber auch der Grillplatz wird rege genutzt. Von wem? Die Radtouristen kommen beispielsweise aus Chemnitz und Leipzig. Oder aus Dänemark und der Schweiz. So erkundete ein Schweizer ganz Europa per Rad und machte hier Station. „Und wenn in der kalten Jahreszeit der neue Weg nicht beradelt werden kann, so wird er doch bestens als Rodelbahn genutzt.“, erzählt Frau Korthals weiter. Die Radhütte unweit des Grillplatzes werde dann kurzerhand zur Skihütte. Mit der Investition verbunden sei auch die Hoffnung, dass die Gäste verstärkt übernachten. Und was kann es dafür romantischeres geben als ein Grillfeuer unter dem Sternenhimmel.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.