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Stau auf der Querfurter Platte

In ein neues Hochwasserrückhaltebecken fließen große Investitionen

(Klaus-Peter Voigt, 30. Januar 2018)

Fruchtbar ist der Boden auf der Querfurter Platte. Eines der größten Löss-Schwarzerdegebiete in Sachsen-Anhalt zeigt sich überwiegend als offene Agrarlandschaft und fast komplett waldfrei. Die Muschelkalktafel steigt vom Nordosten zum Südwesten hin von 110 bis 120 Meter auf bis zu 240 Meter über Normalnull an. Durch die geologischen Verhältnisse erreicht das Gebiet, das sich über drei Landkreise erstreckt, nur eine eher bescheidene Oberflächenentwässerung. Das geht einher mit einer geringen Flussdichte.

Kleiner Fluss Querne sorgt für große Probleme

Das Areal, das unter anderem an das Unstruttal grenzt, gibt sich eher gelassen. Doch diese Ruhe täuscht. Bei starken Regenfällen oder der Schneeschmelze im Frühjahr kann das gerade einmal zwölf Kilometer lange Flüsschen Querne, das nur wenige Kilometer diesen Namen trägt und sich später als Weida durch die Landschaft schlängelt, den Menschen Kopfzerbrechen machen. Mit seinen plötzlich ansteigenden Fluten sorgt es dann für erhebliche Schäden. In Querfurt, das möglicherweise der Querne seinen Namen verdankt (Furt über die Querne), weiß man um diese Gefahren. 1994 stieg das Wasser so heftig über die Ufer, dass die Altstadt teilweise bis zu 1,50 Meter hoch überflutet war. Die Katastrophe mit ihren Sachschäden in Millionenhöhe ist den Menschen nach wie vor in Erinnerung.

Mit einem immensen Bauprojekt sollen künftig solche Ereignisse weitestgehend der Vergangenheit angehören und die Stadt einen bestmöglichen Schutz erhalten. Bis Ende 2018 entsteht im Schatten der Burg Querfurt ein Hochwasserrückhaltebecken. „Es begrenzt künftig den maximalen Abfluss der Querne bei ansteigenden Fluten auf sieben Kubikmeter pro Sekunde und minimiert damit die Gefahren für die Region“, sagt Burkhard Henning, Geschäftsführer des Talsperrenbetriebs Sachsen-Anhalt. Auf ein sogenanntes hundertjähriges Hochwasser wäre man mit der Fertigstellung vorbereitet. Fast 3,4 Millionen Euro kostet das gesamte Projekt, das komplett gefördert wird. Allein aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) kommen rund 2,5 Millionen Euro; das Land Sachsen-Anhalt beteiligt sich mit 335.000 Euro und gut 500.000 Euro stehen aus Bundesmitteln zur Verfügung. 

Bis zu 350.000 Kubikmeter Wasser lassen sich anstauen

Die Planungen haben sich am natürlichen Geländeprofil im Quernetal zwischen Lodersleben und Querfurt orientiert. Seit 2016 entsteht dort die 35. Stauanlage im Landeseigentum zwischen Arendsee und Zeitz. Das Gesamtstauvolumen aller Talsperren in Sachsen-Anhalt beträgt mehr als 191 Millionen Kubikmeter. Der Staudamm, der diese Funktion erst bei Hochwasser übernimmt, erreicht eine Höhe von sieben Metern. Seine Länge beträgt 140 Meter, die Breite 60 Meter. Im Extremfall liegt das Fassungsvolumen bei bis zu 350.000 Kubikmetern Wasser, die sich auf einer Länge von rund zwei Kilometern anstauen lassen, erläutert Burkhard Henning. Man sei froh, dass es gelinge, das Bauwerk harmonisch in die Landschaft einzufügen. Kernstück des begrünten Damms ist ein Durchlass aus Stahlbeton. Um ihn errichten zu können, wurde die Querne im Bereich der Baustelle zeitweise umgeleitet. 

Beim Betrieb des neuen Hochwasserrückhaltebeckens setzt der Talsperrenbetrieb auf modernste Technik. Die Spezialisten in der Gebietsstaumeisterei Süd können sich von Kelbra aus per Kameraüberwachung rund um die Uhr vom Zustand der Anlage überzeugen, Steuerhandlungen erfolgen im Regelfall vor Ort. Wie bei solchen Anlagen vorgeschrieben, erfolgt zudem ein Mal im Monat eine Funktionsprobe an Ort und Stelle.

www.talsperren-lsa.de