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Dem Wasser Einhalt gebieten

Stabilere Deiche sollen die Dörfer an der Schwarzen Elster besser schützen

(Klaus-Peter Voigt, 25.01.2018)

Entlang der Schwarzen Elster haben sich die Siedlungen seit Jahrhunderten auf immer wiederkehrendes Hochwasser eingestellt. Wer am Fluss lebt, weiß um den Fluch und den Segen der Naturereignisse. Auf der einen Seite bringt das über die Ufer tretende Wasser Nährstoffe mit sich, die sich auf den Weideflächen ablagern. Zum anderen sind stets auch schwere Schäden an Wohnhäusern, Stallungen und Werkstätten zu beklagen, selbst Menschenleben wurden immer wieder gefordert.

Immer wieder stieg der Wasserlauf extrem an

Der Fluss selbst hat seine Quelle im Lausitzer Bergland. Sie liegt etwa 1,5 Kilometer südlich der zu Elstra gehörenden Ortschaft Kindisch. Von dort aus fließt die Schwarze Elster in Richtung Norden und ändert ab Hoyerswerda ihren Lauf nach Westen. Bei Elsterwerda passiert sie die mit sieben Kilometern engste Stelle des Breslau-Magdeburger Urstromtals, um dann in der Elbe-Elster-Niederung Städte wie Bad Liebenwerda, Herzberg und Jessen zu passieren. Beim Flusskilometer 198,5 nahe der Gemeinde schließlich mündet die Schwarze Elster in die Elbe.

In den Jahren 2010, 2011 und 2013 stieg der Wasserlauf wieder extrem an. Die Fluten richteten große Schäden an. Im Juni 2013 gab der Elsterdeich bei Schweinitz den Belastungen durch den ansteigenden Fluss nach. Der Wasserstand von 3,04 Metern am Pegel Löben lag höher als im Herbst 2010 und im Frühjahr 2011. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) Sachsen-Anhalt hatte damals schon mit großangelegten Maßnahmen begonnen, um dem Wasser künftig besser Einhalt gebieten zu können. An 22 Stellen des Dammes wurden inzwischen Zufahrtsstraßen gebaut oder ertüchtigt. Hindernisse, die einen ungehinderten Wasserfluss störten, sind größtenteils beseitigt. Viel sogenannter Verwuchs musste mühsam entfernt werden, sagt LHW-Projektleiterin Barbara Gurschke. Es galt und gilt an einigen Stellen noch, die Deiche besser erreichbar zu machen und Verbindungswege zu ertüchtigen.

Deichabschnitte bei Klossa bringen Schwierigkeiten mit sich

Ganz oben in der Prioritätenliste stehen bei den zahlreichen Aufgaben die Abschnitte bei Klossa. Seit 2016 arbeiteten die Fachleute mit Hochdruck daran, den dritten Bauabschnitt des Deiches dort fertigzustellen. Kein leichtes Unterfangen, zumal dabei viele Dinge zu beachten waren. Archäologen untersuchten baubegleitend den Boden, entdeckten dabei letztlich Sachzeugen der Eisenzeit, in der unsere Vorfahren dort schon siedelten. Hauptziel allerdings ist die grundlegende Sanierung der alten Deiche, die in den 1960er Jahren und früher entstanden. Nicht nur, dass diese Bauwerke nach heutigen Erkenntnissen zu niedrig waren, auch das in ihnen verwendete Material entsprach nicht mehr den Anforderungen der Gegenwart, erläutert Barbara Gurschke.

Auf der Straßenbrücke direkt an der Ortschaft Löben stehend, zeigt sie auf den Flusslauf. „Deichhöhe, Kronenbreite und Böschungsneigungen mussten hier verändert werden. Die Wälle waren teilweise durchlässig. Alte Sickerwasserstellen zeugten von den Schwachpunkten, die irgendwann einen Deichbruch auslösen könnten“, erläutert sie. Im dritten Bauabschnitt wurde das grundlegend verändert. Die Standsicherheit ist nunmehr gesichert. Jetzt steht an dieser Stelle auf einer Länge von knapp 1,8 Kilometern ein Zweizonendeich, bei dem der wasserseitige Abschnitt aus dichterem und damit undurchlässigerem Material besteht. Daran schließt sich luftseitig ein durchlässiges Material an, um anfallendes Sickerwasser schnell abführen zu können. Wichtig für den Erosionsschutz ist die Ausbildung einer flächendeckend intakten und gesunden Grasnarbe. Um sie zu schaffen, erhielt der Deich durchgängig eine 30 Zentimeter dicke Bodenschicht. Zudem entstand ein befahrbarer Deichverteidigungsweg. Drei Meter breit und mit Betonverbundgroßpflaster befestigt entspricht er den Anforderungen des Hochwasserschutzes. Ein Siel, ein verschließbarer Gewässerdurchlass, entstand zudem. Über dieses Bauwerk kann das Binnenland nach Hochwasser oder starkem Regen unkompliziert wie bei einem Ventil entwässert werden. Die Einwohner von Löben, Klossa und Schweinitz können künftigen Hochwässern gelassener entgegensehen. Für rund 2,4 Millionen Euro hat Sachsen-Anhalts Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft eines der Projekte seines breit angelegten Programms zum Hochwasserschutz im Osten des Bundeslandes eingesetzt. Zu den Fördermitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) in Höhe von rund 1,8 Millionen Euro kamen weitere vom Land (240.000 Euro) und vom Bund (360.000 Euro).

www.lhw.sachsen-anhalt.de