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Erfolgsprojekte ELER - Archiv

Gesundmacher aus der Flasche - Im Hofladen der Leinölmühe in Parchen gibt es Leinöl aus der Region 

Die Bergfriede überm Wippertal - Auf der Burg Freckleben bekommt altes Gemäuer neuen Glanz

Sanierte Sebastian-Kneipp-Grundschule begrüßt Erstklässler - Die Förderung aus dem ELER und Zuschüsse des Landes Sachsen-Anhalt ermöglichten die Umsetzung eines deutschlandweit einzigartigen pädagogischen Konzeptes

Damit Europa wieder summt - In einem einzigartigen Projekt fanden sich sieben europäische Länder zusammen, um Lösungen für die bedrohten Bienen zu erarbeiten...

Freie Fahrt für Aktivtouristen - Radweg Berlin - Leipzig im Wittenberger Land

Luchsgeschwister im neuen Zuhause - Tierpark Petersberg

Historische Bibliothek wieder vereint - Aufbau der Räume der  Bibliothek der Familie von Alvensleben - eine der bedeutendsten Privatsammlungen aus der Renaissance 

"Regiokiste Mittelelbe" - Der ganze Geschmack einer Region in einer Kiste    

Hofcafé Bebertal - Ehemaliger Bauernhof belebt regionalen Tourismus 

In trockenen Tüchern - Instandsetzung Deich Meuselko

Moderne Kita für ein lebendiges Dorfleben

Wer hat‘s saniert? - Schloss Wallhausen im Landkreis Mansfeld-Südharz  

Sanierter Campingplatz zieht Urlauber ins Mansfelder Land  

Grüne Wärme in der Altmark - Ein Projekt aus der Altmark zeigt, wie die Energiewende auch bei der Wärmeversorgung Einzug erhält 

Eine Scheune wird zum Leuchtturm

Ein Neubau für die Zukunft - Kindertagesstätte "Flechtinger Kinderstübchen"

Neues Leben in alten Mauern - Sanierung des "Gemeindekruges" Heudeber 

Mit der ganzen Welt verbunden - Als erste Kommune Sachsen-Anhalts wird Osterburg bis Ende 2012 flächendeckend mit kabelgestütztem Breitband-Internet versorgt

Offener Dialog zu Tierwohl in der Landwirtschaft - Das durch die Landesregierung initiierte Forum ''Nutztierhaltung'' bringt erste konkrete Projekte hervor. 

Biotopia ist kein „Utopia“ - Ökologische Landwirtschaft funktioniert, durch gewachsenes Verbraucherbewusstsein und durch die Hilfe von der Europäischen Union

Milch in besserer Qualität und kostengünstiger produziert - frischli-Milchwerke modernisierten das Verfahren zur Herstellung von Konsummilch, die EU förderte die Maßnahme

Obst-Glück im ganzen Jahr - Durch den vom EU-Fonds ELER geförderten Hallenbau lagern Natho´s Säfte ganzjährig in bester Qualität

(Ab)wasser marsch! - Umbau der Kläranlage in Rollsdorf kurz vor Abschluss, zwei Drittel der Investition durch EU-Fonds ELER gefördert 

Trächtige Milchkühe erkennen - Automatisches Brunsterkennungssystem als Teil modernen Betriebsmanagements – förderfähig aus dem EU-Fonds ELER

Gut gelagerte Börde-Knolle - Die Kartoffellagerung bestimmt die Qualität der Ware entscheidend mit. Investitionen in moderne Lagerhalle durch EU gefördert.

Zusammenrücken - zusammenarbeiten: Das Schulbauförderprogramm Sachsen-Anhalts greift in Zörbig 

Wie der Vater so der Sohn: Ein gutes Stück Altmark bei den Dihlmanns - Ökologische Landwirtschaft, gefördert durch die Europäische Union

Breitband: Mehr als ein Zauberwort - Mit Förderung aus dem EU-Fonds ELER erhalten Gemeinden in Sachsen-Anhalt den Zugang zum schelleren Internet

Ganz Europa kämpft um den Borstgrasrasen - Schutzgebiete für bedrohte Pflanzen- und Tierarten werden durch die EU gefördert

Wegweisend bis zum Nationalen GeoPark - Auf dem Geotoplehrpfad im Raum Bad Kösen sind Natur und Kulturentwicklung touristisch erlebbar

Die Europäische Union unterstützt das Leben auf dem Land - Bedarf an Senioreneinrichtungen nimmt zu

Am Anfang ist der Weg - Ländlicher Wegebau lockt Ausflügler und Touristen an

Mit Pedalritt die Region Dessau-Roßlau ankurbeln - Wie ein Redweg Effekte für den Tourismus und die Entwicklung des ländlichen Raumes auslöst

Mit Leitkuh Sally im Gleichgewicht der Natur - Die Züchtung bedrohter einheimischer Nutztierarten sorgt für den Erhalt unseres ländlichen Kulturgutes

Investition in das Abwassernetz sorgt für Standortentwicklung Bad Schmiedebergs - die EU fördert Dienstleistungen zur Grundversorgung

Im Hopfen-Infohaus fließt nicht nur Gerstensaft - Plfege des bäuerlichen Hopfenbaus als Teil eigener Identität der Menschen in Groß Santersleben

Litauen schaut Sachsen-Anhalt über die Schulter - Investitionsbank Sachsen-Anhalt und Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft empfängt hochrangige Delegation Litauens

Kleiner Ort mit großem Plan: Garitz putzt sich heraus - Europa gibt Unterstützung

Eine Backstube für die Schwarze Beere der Börde - Die  Wellener erhalten neues Dorfgemeinschaftshaus

Klostergut Zscheiplitz zieht Touristen an - Wie mit Flurneuordnung ein historisches Gut aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurde

Nicht nur für Kuchenbäcker - Die "Gute Stube" in Wellen bereichert das Dorfleben

Gesundmacher aus der Flasche

Im Hofladen der Leinölmühle in Parchen gibt es Leinöl aus der Region

(Text und Bilder von Friedemann Kahl)

Wie flüssiges Gold leuchtet das frische Leinöl, wenn es Ernst-Adolf Kampe in seinem Hofladen in Parchen bei Genthin aus der Presse behutsam in Flaschen abfüllt. Bereits vor zwölf Jahren begann Bio-Landwirt Kampe mit dem Anbau von Lein. „Die Qualität der Samen war gut, damit musste man was anfangen“, erinnert sich Ernst-Adolf Kampe. Er kaufte sich eine Presse, füllte das Öl in 250-ml-Flaschen ab und verkaufte es auf Wochenmärkten. Heute nimmt er eine mobile Presse mit auf die Märkte, so können seine Kunden zusehen, wie das Öl gewonnen und ganz frisch abgefüllt wird. Während Kampe noch vor zehn Jahren der einzige war, der Leinöl auf den großen Wochenmärkten anbot, hat er mittlerweile Konkurrenz bekommen. Die Nachfrage hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. „Die Leute hinterfragen zunehmend ihre Ernährungsgewohnheiten und informieren sich über ihre Lebensmittel“, so Kampe.

Für den Landwirt gibt es keinen Zweifel: Leinöl ist die beste Medizin gegen Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Diabetes. Auch die Wissenschaft bescheinigt dem Öl eine gesundheitsfördernde und heilende Wirkung. Leinöl ist das Lebensmittel mit dem höchsten Gehalt an Omega-3-Fettsäuren. Untersuchungen ergaben, dass mit dem starken Rückgang des Leinölkonsums die gesundheitlichen Beeinträchtigungen zunahmen, die mit einem Omega-3-Mangel in Verbindung stehen.

Nicht zuletzt deshalb hat sich der Landwirt dazu entschlossen, seinen Hofladen zu erweitern und die Leinölgewinnung für Besuchergruppen in einer „gläsernen Produktion“ sichtbar zu machen. Ein bestehendes Gebäude wurde dafür um einen etwa 140 Quadratmeter großen Anbau erweitert. Schon von außen werden die Besucher ganz auf Lein eingestimmt: an die Giebelseite ist eine riesige Leinpflanze gemalt, die Fensterrahmen sind farblich im Blau der Leinblüte gehalten und die Holzverkleidung der Fassade wurde mit Leinölfirnis gestrichen,  sodass sie goldgelb leuchtet. Für sein Projekt bekam Ernst-Adolf Kampe einen Fördermittelzuschuss vom Land Sachsen-Anhalt von rund 40.000 Euro. Davon kommen allein 32.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Der Fonds unterstützt Projekte zur Dorfentwicklung und hilft kleinen Unternehmen ihre Einkommensmöglichkeiten zu erhalten. „Ohne die Förderung wäre ich die Erweiterung des Hofladens nie angegangen, das finanzielle Risiko einer reinen Kreditfinanzierung war mir zu hoch“, erklärt der 52-Jährige. Anregungen und Unterstützung bei seinem Vorhaben bekam der Landwirt zudem von der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) „Zwischen Elbe und Fiener Bruch“, die Aktionen und Investitionen der EU-Förderungen in der Region im Bottom-up-Prinzip entwickeln und koordinieren. Bereits 2007 wurde durch die LAG das Ziel „Ausbau der Direktvermarktung und des ökologischen Landbaus“ konzipiert und mit Einzelmaßnahmen umgesetzt.

Kampes Idee ging auf. Seit der Eröffnung des neuen Hofladens kommen Kindergruppen zum Basteln und erfahren nebenbei etwas über die gesundheitliche Wirkung des Leinöls. Vorbeifahrende halten aus Neugier an, um zu sehen, was sich in dem Haus mit der großen Pflanze an der Fassade verbirgt. Und die Leute aus der Umgebung kommen auch gern zu Ernst-Adolf Kampe, weil er neben dem Öl auch Gemüse, Wurst, Eier, Honig, Butter und  Käse verkauft. „In den Dörfern gibt es immer weniger Einkaufsmöglichkeiten. Da schätzen die Leute ein kleines Sortiment mit guten Produkten aus der Region“, sagt der Biobauer. Viele Kunden bestellen das Öl auch per E-Mail und bekommen es aus Parchen per Post zugeschickt. Neben der Ölgewinnung probiert sich Ernst Adolf Kampe auch an anderen Leinölprodukten. So hat er einen vegetarischen Brotaufstrich auf Leinölbasis im Sortiment und sogar Leinölseife, die eine Frau aus dem Nachbarort herstellt.

Für Landwirt Kampe ist Regionalität wichtig. Die Leinpflanzen lässt er deshalb auch von zwei Landwirten aus dem Jerichower Land anbauen. Viele Leinölproduzenten beziehen preiswerten Leinsamen aus Ländern wie Kanada, China oder Kasachstan. „Für ein gutes Öl muss die Qualität der Samen stimmen, deshalb möchte ich Einfluss auf den Anbau nehmen. Und da die Leinpflanze anspruchslos ist und fast überall wächst, muss man eigentlich nicht importieren“, ist sich der Landwirt sicher. Die Schrotrückstände, die nach der Ölpressung übrig bleiben, eignen sich hervorragend als Pflanzendünger. Der Leinschrotdünger ist in Kampes Hofladen deshalb fast genauso gefragt wie sein Öl.

Kontaktdaten

Leinölmühle Parchen
Burger Straße 18
39307 Parchen
Tel.: 0172-3478519
E-Mail: ernst-adolf.kampe(at)gmx.de

Öffnungszeiten Hofladen:
Do  10 bis 18 Uhr
Fr   10 bis 18 Uhr
Sa  10 bis 13 Uhr

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Die Bergfriede überm Wippertal

Auf der Burg Freckleben bekommt altes Gemäuer neuen Glanz

(Text und Bilder von Bianca Kahl)

Schon aus der Ferne ist die eindrucksvolle Burganlage auf einem Höhenzug im Wippertal zu sehen. Die beiden Burgfriede ragen in den Himmel, wie zwei stolze Ritter. Doch diesen ungetrübten Anblick gibt es noch nicht lang. Es ist dem Heimatverein Freckleben e.V. zu verdanken, dass die über tausendjährigen Mauern nicht dem Verfall überlassen wurden. Die Wehranlage in Freckleben, einem kleinen Dorf zwischen Aschersleben und Hettstedt, wurde im 10. und 11. Jahrhundert errichtet. Nach einer wechselvollen Geschichte, in der die Burg auch einmal herrenlos war oder dem Erzbischof Albrecht von Magdeburg als Fluchtort diente, tauchte sie erst Ende des 15. Jahrhunderts wieder in den Geschichtsbüchern auf, als sie an die Fürsten von Anhalt ging und bis 1896 als Domäne genutzt wurde.

Die Vorstandmitglieder Annemarie Rockmann, Wolfhard Seidig und Klaus Flaake sitzen bei einer Tasse Kaffee in ihrem Vereinsraum auf der Burganlage und erinnern sich an die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre. „Mitten auf dem Burghof stand ein riesiger Schafstall, der musste erst einmal abgerissen werden, um die Anlage der Burg wieder zur Geltung zu bringen“, so der Vereinsvorsitzende Flaake. Seit dem 17. Jahrhundert bis 1993 wurde die Burg überwiegend zur Schafzucht genutzt. Zu DDR-Zeiten grasten bis zu 4.000 Schafe auf den Wiesen rund um die Burg.

Schritt für Schritt und in unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit setzte der Heimatverein alles daran, um die zwei Bergfriede und die Ringmauer wieder aufzubauen. Neben Spendengeldern wurde der Verein dabei auch mit Zuschüssen vom Land Sachsen-Anhalt aus der  Fördermaßnahme „Dorfentwicklung“ unterstützt. Von den rund 770.000 Euro, die in den vergangenen zehn Jahren in die Burganlage investiert wurden, stammten gut 370.000 Euro aus Fördermitteln. Eine instandgesetzte Ringmauer samt Tor bekam im vergangenen Jahr einen Zuschuss von 25.000 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Ein Schwerpunkt bei der Sanierung der Burganlage lag auf dem Wiederaufbau der beiden Bergfriede, ursprünglich hatte die Burg sogar drei der imposanten Wohntürme. Der sogenannte Bergfried I wurde nach der Sanierung zum Aussichtsturm. Im Bergfried III mit einem teils achteckigen Grundriss ist eine in Deutschland einmalige Drehspindelleiter in einem Bergfried zu besichtigen. Eine ehemalige Scheune, von der nur noch die Grundmauern standen, bekam ein neues Dach und dient heute als Museum für landwirtschaftliche Geräte sowie als Veranstaltungsraum.

„Die Burg musste auch erst wieder ins Bewusstsein der Leute kommen und eine gewisse touristische Strahlkraft erlangen“, erklärt Annemarie Rockmann vom Heimatverein. So wurde erst nach und nach wieder in Reiseführern und Büchern über Burg Freckleben geschrieben. Der Verein kümmerte sich verstärkt um ein touristisches Nutzungskonzept und begann damit Veranstaltungen zu organisieren, Führungen anzubieten und Kontakt zu Reiseveranstaltern aufzunehmen. Die Bemühungen lohnten sich: Kamen im Jahr 2011 immerhin schon 5.600 Besucherinnen und Besucher den Berg zur Burg hinauf, waren es 2013 knapp 7.000 Interessierte aus ganz Deutschland. Kindergärten und Schulen nutzen die Burg als „Anschauungsobjekt“ für Projekttage oder als Örtlichkeit für Feste. So werden beispielsweise die Zeugnisse an die Schüler feierlich auf der Aussichtsplattform des Bergfrieds überreicht. Aber auch Konzerte, ein Schäferfest sowie ein Weihnachtsmarkt locken Gäste von nah und fern auf Burg Freckleben.

Auch wenn der Großteil der Burg vorm Verfall bereits gerettet und saniert wurde, an weiteren Plänen mangelt es den umtriebigen Mitgliedern des Heimatvereins nicht. „Das nächste große Projekt wäre die Restaurierung der über 600 Quadratmeter großen Scheune, aber eine Finanzierung ist noch nicht in Sicht“, bedauert Schatzmeister Wolfhard Seidig. Auch der Ausbau eines Scheunenbodens zur Herberge für Radtouristen auf dem Wipperradweg kann sich der Heimatverein gut vorstellen. Von den knapp 700 Einwohnern in Freckleben haben übrigens 68 eine Mitgliedschaft im Heimatverein. „Dörfer leben mit der Vereinsarbeit“, sagt der Vorsitzende Klaus Flaake nicht ohne Stolz.

www.leader-aschersleben-seeland.de 

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9.00 bis 16.00 Uhr

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Sanierte Sebastian-Kneipp-Grundschule begrüßt Erstklässler

- von Kai Bieler -

Die Sebastian-Kneipp-Grundschule in Saubach, ein Ortsteil der Verbandsgemeinde An der Finne im Burgenlandkreis, hat am 31. August 2013 die neuen Erstklässler empfangen. Noch vor einigen Jahren drohte der Schule die Schließung. Doch ein deutschlandweit einzigartiges pädagogisches Konzept in Kneippscher Tradition verhalf der Bildungseinrichtung zu einer grundlegenden Modernisierung und damit zu ihrem Fortbestand. Eine Förderung aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und Zuschüsse des Landes Sachsen-Anhalt ermöglichten die Umsetzung.

Rund 17.000 Erstklässler wurden im  vergangenen Jahr in Sachen-Anhalt eingeschult – für die Sebastian-Kneipp-Grundschule in Saubach im Burgenlandkreis ein ganz besonderes Fest, bei dem  35 Kinder und ihre Eltern in der neuen Aula der Schule feierlich empfangen wurden. Nach den begrüßenden Worten der Grundschulleiterin Ellen Kaulwell hatten Schulanfänger und Gäste Gelegenheit, sich auf dem frisch sanierten Schulgelände umzusehen. Dass sie dabei  modernisierte, helle Schulräume, eine erneuerte Turnhalle und eine riesige Schulgartenanlage bewundern konnten, ist der Verdienst der engagierten Grundschulleiterin und ihres Teams. „Noch vor einigen Jahren stand unsere Bildungseinrichtung kurz vor dem Aus“, erzählt Ellen Kaulwell, die bereits seit 1991 die Grundschule leitet. „Doch durch kluge Entscheidungen des Stadtrates, der die beiden Grundschulen in unserem Einzugsgebiet hier zusammenlegte, durch Fördergelder und unser deutschlandweit einzigartiges pädagogisches Konzept ist es uns gelungen, eine hochmoderne Einrichtung aufzubauen.“

Als einzige Schule Deutschlands lehrt die Sebastian-Kneipp-Grundschule in Saubach seit neun Jahren nach dem ganzheitlichen Konzept des Kneippschen Ansatzes und wurde hierfür entsprechend zertifiziert. „Die Grundlage liegt in der Einflechtung des Heil- und Lebenskonzeptes nach Kneipp in den Schulalltag“, erklärt die Leiterin. So ziehen im großangelegten Garten auch die letztjährigen Schulanfänger mit den Lehrkräften ihr eigenes Gemüse und Kräuter, kochen einmal wöchentlich gemeinsam und lernen dadurch spielerisch eine gesunde und bewusste Ernährung kennen. Die speziell vom Kneipp-Bund geschulten Lehrkräfte zeigen den Kindern, wie sie sich selbst die berühmten Kneippschen Güsse geben können und helfen ihnen dabei, ihren individuellen Rhythmus zu finden.

Für die Einrichtung der Kneippschen Anlagen und die Renovierung des veralteten Schulgebäudes wurden in den vergangenen fünf Jahren erhebliche Umbauarbeiten durchgeführt. „Neben dem normalen Schulbetrieb haben wir das Hauptgebäude, das Nebenhaus und die Turnhalle vollständig renovieren lassen“, erklärt Kaulwell. Die Wärmedämmung, sanitäre Anlagen sowie der Schall- und Brandschutz wurden grundlegend erneuert. Die neue Aula ermöglicht seitdem  wetterunabhängige Feierlichkeiten. „Aufgrund der pädagogischen Besonderheit unserer Grundschule konnten wir hierfür auf Fördergelder zurückgreifen, ohne die eine solche Modernisierung nicht denkbar gewesen wäre“, betont die Schulleiterin. Von den knapp 2,8 Millionen Euro, die für die Sanierung notwendig waren, stammen gut 57 Prozent aus dem Fördertopf des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Weitere Gelder gab das Land Sachsen-Anhalt und mit rund 670.000 Euro beteiligte sich auch die Verbandsgemeinde An der Finne an der Sanierung. „Wir sind sehr dankbar, dass wir so viel Unterstützung bei der Sanierung erhalten haben“, so Ellen Kaulwell weiter. Als besonderes Geschenk zur Einschulung wurde den Schulanfängern ihr eigener Kneipp-Becher mit ihrem Namen überreicht. „Während des Schulalltages ermuntern wir die Kinder, ausreichend zu trinken und sich selbstständig mit dem bereitgestellten Tee zu versorgen. Die kleine Tasse soll sie daran erinnern und bei uns willkommen heißen.“

Weitere Informationen unter:
www.gs-saubach.bildung-lsa.de/die-schule/
www.vgem-finne.de

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Damit Europa wieder summt

- von Kai Bieler -

Die Biologische Vielfalt zu erhalten ist ein wichtiger Bestandteil der Naturschutzpolitik der Europäischen Union und des Landes Sachsen- Anhalt. In einem einzigartigen Projekt fanden sich sieben europäische Länder zusammen, um Lösungen für die bedrohten Bienen zu erarbeiten. Die Dübener Heide ist Teil des internationalen Vorhabens.

Staunend mit leuchtenden Augen erkunden die 3 bis 6 jährigen Knirpse der Kindertagesstätte Wurzelbude in Schwemsal im Garten der Gutsscheune ihre selbst angelegte Blühwiese. Darauf tummeln sich neben Kindern, Käfern und fröhlicher Blütenpracht auch Bienen. Die leben gleich neben der Wiese in einem Bienenhaus der besonderen Art. Dessen Ausflugöffnung befindet sich untypisch für traditionelle Bienenbeuten in 2,50 Meter Höhe, am Ende eines hölzernen Schornsteins. So können die nützlichen Tiere ungefährlich für Besucher öffentlicher Orte wie Schulen oder Kindergärten fleißig ihren Dienst verrichten. Durch ein Schauglas kann man die Bienen beim Ein- und Ausfliegen gut beobachten. Die Bienenbeute zum Anfassen heißt BEE-PASS und stammt aus Frankreich. Dank des transnationalen Kooperationsprojektes «Bienen und Biodiversität » hält sie nun Einzug in die Dübener Heide und die Landschaften von fünf weiteren europäischen Ländern.

Im Rahmen des 2012 gestarteten Projektes haben sich Partner aus Deutschland, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien und der Slowakei vernetzt, um gemeinsam nach Wegen zu suchen, die bestäubende Insekten zu schützen und die biologische Vielfalt (Biodiversität) zu bewahren. „Dabei standen drei Schwerpunkte im Fokus: die Umsetzung bienenfreundlicher Bewirtschaftungsmethoden in Garten, Wald und öffentlichem Raum, die Unterstützung und Wiederbelebung der Bienenwirtschaft inklusive der Absatzförderung ihrer Produkte und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Zusammenhänge zwischen Bienen und biologischer Vielfalt“, erklärt Axel Mitzka, Vorsitzender des Naturpark Dübener Heide e.V. und einer der Hauptinitiatoren des Projektes. Das zweijährige Vorhaben wird aufgrund seiner Bedeutung mit insgesamt 14.400 EUR vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gefördert.

Denn nicht nur in Deutschland verzeichnen Imker seit Jahren dramatische Verluste unter den Bienenvölkern. Gründe hierfür sind der Einsatz von Chemikalien, Milben und Krankheiten sowie zunehmende Monokulturen in der Landwirtschaft und damit zu wenig Blüh- oder Streuobstwiesen. Würde der Trend des Bienensterbens anhalten, ist das ökologische und ökonomische Gleichgewicht massiv in Gefahr. Denn rund 70 bis 80 Prozent aller Nutzpflanzen werden von Bienen bestäubt. Allein in Deutschland produzieren Honigbienen - nach Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier - durchschnittlich ca. 25 000 t Honig im Jahr. Das entspricht einem Verkaufswert von mindestens 150 Millionen Euro.

Um die Zukunft der Bienen in Europa zu sichern, wurde durch die bei Exkursionen, Seminare und Konferenzen im Rahmen des Projektes ein intensiver Erfahrungsaustausch zwischen den lokalen Akteuren initiiert. Auf dessen Grundlage entstand im weiteren Verlauf für jede Partnerregion ein auf die lokalen Anforderungen zugeschnittenes Aktionsprogramm. Denn die Ausgangssituation war in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich. Während Sachsen-Anhalt bereits schon von der länger zu verzeichnenden Belebung der Imkerei profitiert oder in Grenoble die Bienenbeuten überall in der Stadt verteilt stehen, ist das Handwerk in Wales fast ausgestorben. „Die Kollegen aus Wales haben unsere Erfahrungen und Konzepte für die Ausbildung von Imkern bereits mit großem Erfolg adaptiert. Außerdem hat sie die für Kinder konzipierte Broschüre „Sum-Sum, die kleine Biene“ der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt so begeistert, das eine übersetzte Fassung für Wales entstanden ist“, berichtet Axel Mitzka.

Auch für den sachsen-anhaltischen Teil der Dübener Heide setzt der Bienenförderer auf Projekte, die verschiedensten Partner integrieren. Acht neue Blühwiesen sind in einem Wettbewerb um die interessanteste und artenreichste Blühfläche im Naturpark Dübener Heide entstanden, in sechs Ortschaften wohnen die Bienen bereits in einem BEE-PASS Hotel. „Uns war es dabei wichtig, die Bienenbeuten in die Nähe von Schulen oder Kindergärten zu bauen. Um die Kinder in das Leben mit den Bienen einzubeziehen, um ihr Interesse zu wecken. In manchen Orten haben die Kinder dann auch bei der Bepflanzung der Blühwiesen mitgeholfen. Aber natürlich bedarf es der Unterstützung ansässiger Imker, die die Bienen betreuen. Darüber hinaus war es wichtig, die jeweiligen Bürgermeister, Landwirte und Einwohner für das Projekt zu gewinnen, die durch das Anlegen und Pflegen neuer Blühflächen unterstützen“, erklärt der engagierte Naturschützer. Das Konzept habe auch über die Grenzen Sachsen-Anhalts hinweg für große Aufmerksamkeit gesorgt.

Derzeit entsteht eine Webseite, welche die Ergebnisse des im Dezember 2013 auslaufenden Projektes auch anderen Regionen und Akteuren in Europa zur Verfügung stellt. „Wir haben eine gute Grundlage geschaffen, auf der nun lokal weitergearbeitet werden muss. Es besteht ein reger Informationsaustausch, auch zu anderen wichtigen Themen wie zum Beispiel zum Wildtierschutz des Bibers oder des Wolfes. Auch hier sind die Herausforderungen aber auch die Erfahrungen der einzelnen Regionen sehr unterschiedlich. Aber die gemeinsame Sorge um bedrohte Flora und Fauna treibt uns an, gemeinsam nach neuen Lösungen zu suchen.“, so Axel Mitzka.

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Freie Fahrt für Aktivtouristen

- von Kai Bieler -

Einst galt die Schotterpiste durch den Ottmannsdorfer Forst zwischen Zahna und Naundorf als eines der schlechtesten Wegstücke des touristischen Radweges Berlin-Leipzig. Dank eines Projektes der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Wittenberger Land und gefördert durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) ist damit Schluss. Seit 2011 verwöhnt ein drei Meter breiter, asphaltierter Radweg von 4,6 Kilometern Länge Radfahrer und Wanderer.

Der Aktiv- und Naturtourismus erfreut sich seit Jahren bei den Deutschen wachsender Beliebtheit. Eine entsprechend große Bedeutung hat die Entwicklung von Angeboten zum Wandern, Radwandern, Pilgern und Trendsportarten in naturnaher Umgebung mittlerweile auch für die Tourismuswirtschaft in Sachsen-Anhalt. Investitionen in diesem Bereich stärken den Dienstleistungssektor, schaffen Arbeitsplätze und positionieren Sachsen-Anhalt als attraktives Reiseland. Einen Schwerpunkt bilden dabei die insgesamt 17 überregionale touristisch bedeutsamen Radwege durch das Land. Zu den bei Aktivtouristen beliebtesten unter ihnen gehört – neben dem Elberadweg und dem Europaradweg R1 – auch der Radweg Berlin-Leipzig, der auf rund 250 Kilometern durch vier Bundesländer vom Brandenburger Tor in Berlin bis zum Leipziger Hauptbahnhof führt. Im Landkreis Wittenberg verläuft er von der Grenze zu Sachsen durch die abwechslungsreiche Pflanzen- und Tierwelt des Naturparks Dübener Heide vorbei am Bergwitzsee, durch das Biosphärenreservat "Mittlere Elbe“ über die Lutherstadt Wittenberg bis zur Landesgrenze Brandenburg.

„Das Wegebauprojekt am diesem Teilstück des Radweges Berlin-Leipzig zählt zu den wichtigsten Vorhaben der Lokalen Aktionsgruppe Wittenberger Land im Europäischen Leader-Prozess im Zeitraum 2007-2013“, stellt Dr. Wolfgang Bock, Sprecher des landesweiten LEADER-Netzwerkes, fest.
Zu den damit verbundenen Zielen gehörten die Verknüpfung mit anderen touristischen Routen und Regionen sowie die Anbindung an überregional bedeutende Sehenswürdigkeiten. „So wie bei diesem Projekt ist das LEADER-Programm auf vielen Gebieten zu einer tragenden Säule der Entwicklung des ländlichen Raumes in Sachsen-Anhalt geworden“, so der LEADER-Manager weiter.

Initiiert wurde der Ausbau des Radweges zwischen Zahna und Naundorf vom Landkreis Wittenberg; der sowohl Träger des Integrierten Ländlichen
Entwicklungskonzeptes (ILEK) als auch des LEADER- Entwicklungskonzeptes ist. An der konkreten Ausgestaltung des Vorhabens beteiligten sich
zahlreiche Akteure vor Ort im Rahmen der Lokalen Aktionsgruppe Wittenberger Land. „Wir haben in der laufenden LEADER-Phase eine guten Weg
gefunden, um die in unserem Landkreis agierenden Aktionsgruppen eng zu vernetzen. Durch ein gemeinsames LEADER-Management gewährleisten wir
die professionelle Betreuung der über einhundert Mitglieder in den Lokalen Aktionsgruppen und die enge Abstimmung mit dem angrenzenden
Landkreis Anhalt-Bitterfeld“, betont Marion Winkler, Leiterin des Fachdienstes Raumordnung und Regionalentwicklung des Landkreises Wittenberg.

Das erste Teilstück des Radweges zwischen von Zahna nach Ottmannsdorf wurde bereits rund einen Monat nach Bewilligung der Fördermittel durch das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) Anhalt im Dezember 2009 fertiggestellt, der zweite Abschnitt von Ottmannsdorf bis Naundorf war bis Ende 2011 abgeschlossen. Die Kosten für beide Bauabschnitte beliefen sich auf insgesamt 475.913,82 EUR. Dabei wurden Fördermittel in Höhe in Höhe von 296.310,90 EUR aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) eingesetzt. Der Landkreis Wittenberg beteiligte sich mit Eigenmitteln in Höhe von 179.602,92 EUR an der Finanzierung des Vorhabens. Das umfasst neben dem eigentlichen Wegebau auf rund 4,6 Kilometern Länge auch die Neuanpflanzung von rund 1.000 Bäumen und Sträuchern als ökologische Ausgleichsmaßnahme. Außerdem entstand in Ottmannsdorf neuer Rastplatz für die Touristen am Radweg Berlin-Leipzig. Aktuell ist bereits der weitere Ausbau der touristischen Route geplant. Zu den nächsten Maßnahmen werden der Ausbau des Radweges Berlin-Leipzig zwischen der Lutherstadt Wittenberg und Gräfenhainichen folgen. Darüber hinaus sieht das Konzept der Lokalen Aktionsgruppe Wittenberger Land auch die zielgerichtete Verknüpfung der Route mit anderen touristischen Anziehungspunkten im Umfeld des Elberadweges vor.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Luchsgeschwister im neuen Zuhause

- von Kai Bieler -

Mit der Eröffnung des neuen Luchsgeheges Anfang Mai gelang dem Tierpark Petersberg bei Halle/Saale ein neuer Meilenstein bei der Modernisierung der Anlage. Das neue Gehege erweitert das Besucherangebot am Petersberg um eine zusätzliche Attraktion. Möglich gemacht werden die Umbaumaßnahmen im Tierpark durch den Europäischen Landwirtschaftfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie zahlreiche private Spender.

Sina war zu Beginn noch etwas zurückhaltend mit dem Auskundschaften ihrer neuen Umgebung, doch ihr Bruder Sancho hatte sich schon kurze Zeit nach der Umquartierung aus der kleinen Holzhütte herausgewagt und begonnen, sein neues Domizil mit dem natürlichen Waldboden ausgiebig zu erkunden. Das neue Zuhause der beiden Luchsgeschwister ist eine etwa 600 Quadratmeter große Waldfläche, welche in den Petersberger Tierpark integriert und Anfang Mai erstmals den Besuchern zugänglich gemacht wurde. „Mittlerweile haben sich unsere beiden Luchse auch an das bewaldete Terrain gewöhnt und fühlen sich hier sehr wohl“, berichtet Tierparkleiter Sascha Strauß. Seine beiden Schützlinge, 2006 im Bernburger Zoo geboren, leben nun auf einem Areal, das gut 15 Mal so groß ist wie ihr bisheriges Gehege. „Für die beiden war es natürlich äußerst spannend, echten Waldboden mit Pflanzen zwischen den Pfoten zu spüren und eine weite Rundumsicht genießen zu können“, so Strauß weiter.

Mit etwa 55.000 Euro Gesamtkosten stellt die neue Luchsanlage mit dem neuen Besucherweg die bisher teuerste und aufwendigste Baumaßnahme im Petersberger Tierpark dar. Knapp 20 Prozent der benötigten Gelder für das LAG-Projekt stammen aus den Fördertöpfen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) zur Belebung des Fremdenverkehrs um den Petersberg. Weitere Unterstützung erhielt der Tierpark von der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt sowie über Tierpatenschaften, Spenden und Zuwendungen des Fördervereins Erholungsgebiet Petersberg e.V.. Nach Meinung von Bernd Hartwich, Geschäftsführer des Fördervereins, hat sich die Mühe um Finanzierung und die Baumaßnahmen eindeutig gelohnt: „Unter freiem Himmel können die beiden Luchsgeschwister nun umherstreifen und ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Klettern, nachgehen. Eine massive, mit Holz verkleidete Schutzhütte aus Stein sorgt dabei für den nötigen Rückzugsraum.“ Zusammen mit dem Förderverein und dem Tierpark setzt sich Hartwich seit dem Jahr 2000 für den artgerechten Ausbau der Tieranlagen ein und macht sich darüber hinaus für ein attraktives Freizeitangebot rund um den Petersberg stark.

„Im Tierpark selbst wurden mit dem Engagement des Fördervereins und der Lokalen Aktionsgruppe „Unteres Saaletal und Petersberg“ allein zwischen 2009 und 2011 etliche Umbaumaßnahmen realisiert“, erklärt Bernd Hartwich. „Das war auch bitter nötig, denn die Anlage wurde seit ihrer Errichtung in den 1960er Jahren kaum modernisiert. Unser umgebautes Hauptgebäude macht seitdem dank neuem Kassenbereich, Informations-Zentrum und unserer neu errichteten Zooschule endlich wieder einen einladenden Eindruck auf die Besucher“, erzählt er. Ein modernes Eingangsleitsystem mit barrierefreien Aufgang ergänzt seitdem ebenfalls die Erweiterungen am Einlass. Oberstes Anliegen ist allerdings der Ausbau der artgerechten Haltung: So wurde eine leer stehende Einhegung gegenüber dem Eingangsbereich mit regionaltypischem rotem Porphyrgestein zu einem großzügigen Stachelschweingehege ausgebaut. Auch die Gänse und Puten erhielten inzwischen ein neues artgerechtes Nachthaus. Weiterhin wurde das gesamte Tierparkgelände komplett mit neuen Gittermatten eingefriedet, neu bepflanzt sowie die Dächer der Tiergehege und Wirtschaftsgebäude saniert. Auch diese Maßnahmen förderte der ELER mit fast 39.000 Euro – das entspricht knapp der Hälfte der benötigten Mittel. Die restlichen Gelder steuerten hierbei das Land Sachsen-Anhalt und private Spender bei. „Ohne diese Fördermittel und Zuwendungen durch unsere Besucher wären solche Erweiterungen und Modernisierungen gar nicht denkbar“, so Tierparkleiter Strauß.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Historische Bibliothek wieder vereint

- von Kai Bieler -

Die Bibliothek der Familie von Alvensleben gilt als eine der bedeutendsten Privatsammlungen aus der Renaissance. Durch eine Initiative des Familienverbandes konnte der kostbare Bestand im vergangenen Jahr an historischer Stätte in der Börde wieder zusammengeführt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Seitdem bereichert die seltene Sammlung auch das Kulturangebot des Schlosses Hundisburg, welches sich bereits zuvor mit angesehenen Veranstaltungen einen überregionalen Namen gemacht hat. Unterstützt wurde der Aufbau der Bibliotheksräume durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).

„Seit vergangenem Sommer bewahren wir auf Schloss Hundisburg einen bedeutsamen Kulturschatz der Renaissance- und Reformationszeit“, berichtet Dr. Harald Blanke, Leiter des KULTUR-Landschaft Haldensleben-Hundisburg e.V., über die Aufnahme der Alvenslebenschen Bibliothek. Tatsächlich befindet sich heute auf der vom Verein verwalteten Burg eine wahre Fülle an kostbarsten Bücherraritäten: Darunter seltene Werke wie eine mit Cranach-Holzschnitten illustrierte Luther-Bibel, die 1541 von dem bekannten Buchdrucker Hans Lufft erstellt wurde, sowie verschiedene Inkunabeln, d.h. Bücher, die mit beweglichen Lettern zwischen der Fertigstellung der Gutenbergbibel und dem Jahr 1500 gedruckt wurden. Fast zwei Drittel des mehr als 6.000 Bände umfassenden Bestandes stammen aus dem 16. Jahrhundert, als dieser durch den Universalgelehrten und Reformator Joachim I. von Alvensleben in seinem Schloss Erxleben aufgebaut wurde.

Dass die Sammlung an historischer Stätte wieder vereint wurde und heute das Angebot des Schlosses Hundisburg um eine weitere Sehenswürdigkeit ergänzt, verdanken Schloss und Bibliothek dem Familienverband derer von Alvensleben, welche sich um die Pflege des Familienerbes bemüht. Denn über die Wirren der Nachkriegszeit um 1945 zerstreute sich die Büchersammlung zunächst von Halle/Saale bis nach Hannover, wobei damals ein Großteil des Bestandes in verschiedene Bibliotheken gelangte. Die restlichen Bücher gelten als verschollen. Erst 20 Jahre nach dem Mauerfall bot sich Gelegenheit, die Sammlung wieder zusammenzuführen, wobei sich Schloss Erxleben jedoch aufgrund baulicher Mängel als ungeeignet erwies. „Der Familienverband beschloss daher die Sammlung auf dem nahegelegenen Schloss Hundisburg unterzubringen, welches der Familie zuvor ebenfalls als Sitz und Bibliotheksunterkunft diente“, berichtet Dr. Blanke. Um die Bücher sachgemäß zu lagern und sie den Besuchern angemessen präsentieren zu können, wurden unter der Federführung von Holger Waldmann, Abteilungsleiter für Hoch- und Tiefbau der Stadt Haldensleben, ein Schauraum im Obergeschoss der Burg sowie ein Raum im Dachgeschoss für das Magazin der restlichen Bände ausgestaltet. Insgesamt elf regionale Betriebe setzten das Projekt um. „Bei der Aufmachung des Schauraumes haben wir uns eng an den Barockstil angelehnt, welcher auch zur Zeit der Entstehung der Privatbibliothek vorherrschend war“, erzählt Waldmann. Dieser Gedanke spiegelt sich besonders in der Farbgebung mit kräftigem Rot sowie in den aufwendig marmorierten Holzpaneelen an den Wänden wider, die dem Raum einen ehrwürdigen Charakter verleihen. „In diesem Schauraum befinden sich übrigens „nur“ 2.000 Bücher aus der Gesamtsammlung“, erklärt Holger Waldmann. Der Großteil lagere aus Sicherheitsgründen bei konstanten 15°C im Dachgeschoss.

Die Sammlung passt sich seitdem perfekt in das bisherige Repertoire des Schlosses ein, welches seit der Verwaltung durch den KULTUR-Landschaft Haldensleben-Hundisburg e.V. Anfang der 1990er Jahre zu einem beliebten Ausflugsziel mit umfangreichem Kulturprogramm avanciert ist. „Auf der Hundisburg finden regelmäßig Führungen und klassische Konzerte in historischem Ambiente statt. Unsere jährlich stattfindende Sommermusikakademie, welche als wichtigstes Musikereignis in der Region um Magdeburg gilt, als auch unsere Beteiligung am Netzwerk „Gartenträume“ zur Wiederentdeckung der kulturhistorischen Gartenkultur sind mittlerweile landesweit bekannt und ziehen immer mehr Gäste an“, berichtet Dr. Blanke, der seit der Aufnahme der Bibliothek deutlich steigende Besucherzahlen bei den Führungen verzeichnet. Wie hierfür geschaffen führt auch der Aller-Radweg am Schloss vorbei, welcher kulturinteressierte Touristen zu der geschichtsträchtigen Stätte leitet. Um das touristische Potenzial des Schlosses und der Region zu stärken, beteiligte sich der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) im Rahmen der Maßnahme zur Förderung des Fremdenverkehrs an der Finanzierung für die Einrichtung der Bibliothek auf der Hundisburg und stellte etwa 54 Prozent der für den Umbau benötigten 185.500 EUR zur Verfügung.

Nach Voranmeldung können Interessierte im Beisein eines Bibliothekars einen Blick in einzelne Bücher werfen und mit ihnen arbeiten. „Die Bände befinden sich in einem hervorragenden Zustand. Damit das so bleibt, gehört im Umgang mit den Jahrhunderte alten Folianten das Tragen von weißen Handschuhen zur unbedingten Pflicht“, so Dr. Blanke. Betreut wird die Privatsammlung in den nächsten 25 Jahren als Zweigstelle der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt durch die Stadt- und Kreisbibliothek Haldensleben, welche die weiterführende Katalogisierung des Bestandes nach und nach ausbauen will. „Erste Forscher untersuchen bereits konkrete historische Fragestellungen anhand der Sammlung“, erzählt Dr. Harald Blanke. „Wir freuen uns, dass wir helfen können, dieses wertvolle Kulturgut mit zu erhalten und unseren Besuchern einen tiefen Einblick in Geschichte der Bücher und der Hundisburg zu ermöglichen.“

Weitere Informationen unter: http://www.schloss-hundisburg.de/

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Der ganze Geschmack einer Region in einer Kiste

- von Kai Bieler -

Nicht selten wird man auf die Vielfältigkeit und Originalität regionaler Produkte erst dann aufmerksam, wenn man in den Dörfern eher zufällig auf kleine Familienbetriebe und deren Hofläden stößt. Mit dem LEADER-Kooperationsprojekt „Regiokiste Mittelelbe“ schlägt der Verein Regionalmarke Mittelelbe e.V. neue Wege bei der Vermarktung heimischer Erzeugnisse ein und versammelt ausgewählte Waren von ortsansässigen Kleinbetrieben unter einer gemeinsamen Dachmarke.

Heimische Produkte liegen im Trend. Aktuellen Studien nach stufen Verbraucher neben der Warenfrische auch die Glaubwürdigkeit regionaler Erzeugnisse oftmals höher ein, als die von gängigen Supermarkt-Labels. Demnach ist gut die Hälfte aller Deutschen sogar bereit, für die Unterstützung kleiner ländlicher Produzenten, deren Waren ökologisch erzeugt werden und garantiert „aus der Region“ stammen, mehr zu bezahlen. Doch die mitunter schwierige Erreichbarkeit der Waren, die oft nur vor Ort von kleinen Familienbetrieben verkauft werden, stellt für viele Interessenten eine nur schwer überwindbare Hürde dar – zumal man nicht selten einen Geheimtipp benötigt, um die passenden Anbieter ausfindig zu machen.

Der Verein Regionalmarke Mittelelbe e.V. aus Dessau-Roßlau, der sich für ein nachhaltiges, transparentes Wirtschaften mit regionalen Ressourcen einsetzt, fasste angesichts dieser Tatsachen im Sommer 2011 einen Entschluss: „Wir wollen hochwertige Produkte aus dem Raum Mittelelbe zusammenzuführen und unter einer gemeinsamen Dachmarke anbieten“, erklärt Dr. Ralf-Peter Weber, Vereinsvorsitzender die Grundidee. Mit dem Vertrieb der Produkte über sogenannte „Regiokisten“ soll den Kleinproduzenten ein neuer, saisonunabhängiger Absatzmarkt eröffnet und parallel dazu den Käufern ein klares Signal zur Herkunft der Waren gesendet werden.

Unterstützung bei dem Vorhaben erhielt der Verein von der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) "Anhalt", welche auf eine bereits bestehende Kooperation mit der Österreichischen LAG „Weinviertel Retzer Land“ zurückgriff. Beide Regionen wollten jeweils eine eigene Regiokiste entwickeln und schlossen sich infolgedessen zusammen, um sich gegenseitig zu neu gewonnenen Erkenntnissen zur Umsetzung auszutauschen. Das dadurch entstandene transnationale LEADER-Kooperationsprojekt wurde von dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) mit 16.734,19 EUR gefördert, was fast drei Viertel der benötigten Gesamtkosten entspricht. Mit der Förderung unterstützt die EU ländliche Regionen bei der eigenständigen Entwicklung sowie bei der Umsetzung von innovativen Aktionen. Neben der Entwicklung der Kisten und einem maßgeschneiderten Corporate Design konnten so auch die Grundlagen für einen Web-Shop zum Vertrieb der mittelelbischen Produkte sowie ein begleitender Info-Flyer geschaffen werden.

„Regionalkisten waren uns schon aus anderen Gebieten bekannt, was uns einen guten Ansatzpunkt für unsere eigene Konzeption lieferte“, berichtet Dr. Weber, der gemeinsam mit der LEADER-Gruppe intensiv untersuchte, nach welchen Kriterien die Produkte für die neue Kiste ausgewählt werden sollen. „Da der Begriff „regional“ als Herkunftsbezeichnung nicht geschützt ist, war es uns wichtig, eine klare und nachvollziehbare Gebietsabgrenzung in unserer Satzung zu verankern, um dem Verbrauer die Herkunft der Waren transparent zu machen“, betont Dr. Weber. Vertrieben werden unter der Marke „Regiokiste Mittelelbe“ deshalb ausschließlich Produkte, die aus Betrieben der Landkreise Bitterfeld-Anhalt, Dessau-Roßlau und Wittenberg stammen. Zusätzlich müssen die Produzenten nachweisen, dass mindestens drei Viertel aller verwendeten Rohstoffe ebenfalls aus diesem Gebiet kommen. Mit dieser Transparenz grenze sich die „Regiokiste Mittelelbe“ deutlich von herkömmlichen Vertriebsstrategien ab.

„Wir haben bei ausgewählten Kleinerzeugern in der Region angefragt und deren Waren entsprechend in unsere Produktpalette aufgenommen“, erzählt Dr. Weber. Mittlerweile haben 50 Produkte von 24 regionalen Familienbetrieben, Initiativen und Direktvermarktern ihren Weg in die Regionalkiste gefunden. Seit Ende 2012 können diese einzeln oder in thematisch zusammengestellten Kisten online über den Internetauftritt der „Regiokiste Mittelelbe“ bestellt werden. „Durch den sprichwörtlichen Einsatz von Kisten, die jeweils einem bestimmten Motto folgen, mischen sich die Produkte untereinander, wodurch wir noch besser auf die Vielfalt der heimischen Produkte aufmerksam machen können“, unterstreicht Dr. Ralf-Peter Weber den Vorteil. Die „große“ Wildkiste beispielsweise bündelt Wildschweinschinken, Bärlauchpesto, Heidelbeer-Fruchtaufstrich und Straußeneierlikör – „unser Verkaufsschlager in der Vorweihnachtszeit“, verrät er. Neun verschiedene Kombinationen, die preislich jeweils zwischen 25 und 50 EUR liegen, stehen zu Auswahl. Auf Wunsch können die Käufer den Inhalt allerdings auch individuell zusammenpacken lassen. Das Angebot reicht von ausgefallenen Variationen von karamellisierter Kürbiskonfitüre über Lindenhonig bis zu Streuobstwiesenlikör und Straußenpastete – alle in der Region produziert und verarbeitet.

Das Konzept mit der Kiste geht auf: Allein Ende des vergangenen Jahres bearbeitete der Verein Regionalmarke Mittelelbe e.V. über 100 Aufträge, für dieses Jahr rechnet Dr. Weber mit mindestens 1.000 Bestellungen. „Wir bekommen außerdem immer mehr Anfragen von Kleinerzeugern, welche in die Regiokiste aufgenommen werden möchten. Das zeigt uns, dass die Idee mit der Kiste sowohl bei den Käufern als auch bei den heimischen Betrieben angekommen ist. Wenn das Interesse weiterhin anhält“, so Dr. Weber, „müssen wir unsere Kapazitäten bald aufstocken.“

Weitere Informationen unter: http://www.regiokiste.com/ 

Bildrechte:  Regionalmarke Mittelelbe e.V.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Ehemaliger Bauernhof belebt regionalen Tourismus

- von Kai Bieler -

Mit dem Erwerb und Umbau eines alten Bauernhofes in Bebertal hat Marion Schnitzler einen eindrucksvollen Neuanfang gewagt. Die tatkräftige Frau aus Berlin wandelte den rustikalen Hof mit viel Fleiß unterstützt von Fördergeldern in eine kleine Gastwirtschaft mit Eiscafé um. Ihr Plan, den regionalen Fahrradtourismus in ihrer neuen Wahlheimat aufzuwerten, geht mittlerweile auf – immer mehr Durchreisende und auch Anwohner nutzen die Gelegenheit in ihrem „VierZeithof“ einzukehren.

„Ich habe die Landschaft der Börde und seine Einwohner schon auf meinen früheren Ausflügen ins Herz geschlossen“, erzählt Marion Schnitzler von ihrer Begeisterung für diese Region. „Auf einem meiner Streifzüge im Sommer 2010, bei dem ich ursprünglich die Burgen und Schlösser besichtigen wollte, bin ich in Bebertal zufällig auf einen leer stehenden Bauernhof mit dem Hinweis „zu verkaufen“ aufmerksam geworden“, berichtet sie. Von der urigen Atmosphäre des denkmalgeschützten Hofgebäudes fasziniert, hatte Marion Schnitzler eine Eingebung: „Ich war damals auf der Suche nach einer beruflichen Neuorientierung und der Gedanke, meinen eigenen Hof in dieser schönen Umgebung zu beziehen und darin eine kleine Pension für Aktivurlauber aufzumachen, reizte mich.“ Als sich obendrein herausstellte, dass der Fachwerkbau in einem sehr guten Zustand war, machte sich Marion Schnitzler umgehend an den Kauf des Hofes und zog bereits im Oktober des gleichen Jahres in ihr neues Zuhause ein.

Nach intensiven Maler- und Putzarbeiten sowie der Herrichtung der Zimmer und Sanitäranlagen begrüßte Marion Schnitzler im darauffolgenden Frühjahr bereits die ersten Übernachtungsgäste –zehn Betten stehen mittlerweile zur Verfügung. „Durch die Nähe zur Straße der Romanik und dem hier vorbeiführenden Aller-Elbe-Radweg liegt die Unterkunft für Aktivtouristen sehr günstig“, erzählt die Existenzgründerin. „In der Region mit seiner abwechslungsreichen Natur kann man wunderbar wandern und Rad fahren. Ein Naturbad, ein Reiterhof und auch das Barockschloss Hundisburg sind liegen ganz in der Nähe.“ Durch einen Eintrag der Unterkunft im Verzeichnis bei „Bett+Bike“ kehren nun auch regelmäßig Reisende aus ganz Deutschland in ihrer Herberge, dem „VierZeithof“, ein. „Eigentlich handelt es sich ja um einen Vier-Seit-Hof“, schmunzelt Marion Schnitzler über die Namensgebung für ihr neues Zuhause. Mit dem Namen „VierZeithof“ möchte sie zum Ausdruck bringen, dass der Hof ihren Gästen zu allen vier Jahreszeiten zur Verfügung steht.

Zusätzlich zur Übernachtungsmöglichkeit wollte Marion Schnitzler den Besuchern eine Gelegenheit zur kurzen Rast auf ihren Touren bieten und kleine Veranstaltungen organisieren. Ideal bietet sich hierzu der romantische Innenhof mit seinem geschichtsträchtigen und bäuerlichen Ambiente an.  Zunächst bewirtete sie die Gäste mit einem kleinen provisorischen Hofcafé – eine Schlechtwettervariante gab es hingegen nicht. In den umliegenden Seitengebäuden befanden sich zu dem Zeitpunkt noch immer alte Ställe und Scheunen. „Man hätte beinahe mit einer Kuh anstatt mit einem Fahrrad anreisen und sie hier unterbringen können“, scherzt Marion Schnitzler über den ursprünglichen Zustand der angrenzenden Bereiche. „Um die Besucher wirklich perfekt versorgen zu können“, so die Gasthauswirtin, „wollte ich einen Teil der alten Stallungen zu einem gemütlichen Café umbauen.“ Die aufwendige Neugestaltung förderte der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) über die Maßnahme Dorfentwicklung mit 49.238,52 EUR, was fast einem Drittel der dafür notwendigen Gesamtkosten entspricht. Mit der Maßnahme wird u. a. die Vitalisierung örtlicher Infrastrukturen unterstützt. „Diese Förderung hat mich in meinem Vorhaben abermals bestätigt“, erzählt die Hofinhaberin.

Im Frühling des vergangenen Jahres begann Marion Schnitzler zusammen mit der beauftragten HDL Bau GmbH aus Haldensleben mit den Umbauarbeiten, wobei zunächst die Trennwände der einzelnen Ställe durchbrochen wurden. Zusammen mit dem stabilisierten Fachwerk und restaurierten Balken bildete diese Fläche das Grundgerüst für das zukünftige Café. Der gesamte Innenraum erhielt anschließend einen neuen Putz. Des Weiteren sorgt ab sofort eine Fußbodenheizung unter den neu gelegten Fliesen für gemütliche Wärme. „Nichts erinnert jetzt noch an die alten Ställe“, so Marion Schnitzler. Am Caféeingang blieb jedoch ein Stück des alten Gemäuers aus Bruchsandstein sichtbar erhalten, was dem gesamten Raum seinen urigen Charakter verleiht. Eine Vitrine für Eiscreme und den selbstgebackenen Kuchen der Gastwirtin rundet die neue Einrichtung, die nun Sitzgelegenheiten für etwa 30 weitere Personen bietet, ab. Im August 2012 konnten die Bauarbeiten abgeschlossen und das Café „Eiszeit“ feierlich eröffnet werden. Seitdem finden hier neben dem normalen Betrieb regelmäßig Veranstaltungen wie Lesungen, kleine Konzerte und Spiele-Nachmittage statt. Zudem können Interessierte das Café auch für private Feiern anmieten. „Die Angebote wurden sowohl von Bebertalern als auch von den Touristen wunderbar aufgenommen“, erzählt sie. „Mein Ziel, hier neben den Übernachtungsquartieren einen Raum zu schaffen, in dem man sich ausruhen, miteinander ins Gespräch kommen und einen Eisbecher genießen kann, erfüllt sich.“

Während immer mehr Besucher auf dem kleinen Hof Rast machen, scheint Marion Schnitzler nicht ans Ausruhen zu denken, sondern plant für 2013 bereits den nächsten großen Umbau: „In den nächsten Monaten werde ich den früheren Pferdestall zu einen Mehrzweckraum ausbauen, um hier Kinovorführungen sowie Sport- und Tanzveranstaltungen auszurichten“, erzählt die rastlose Inhaberin des „VierZeithofes“. Stück für Stück erneuert die Inhaberin so die gesamte Anlage. „Wenn schon jetzt alles fertig wäre, das wäre doch beinahe langweilig“, sagt sie mit einem Ausgenzwinkern. „Ich habe noch sehr viel vor.“

http://www.vierzeithof.de/

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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In trockenen Tüchern

- von Kai Bieler -

Wie zerstörerisch Wasser wirken kann, bekamen im Herbst 2010 die Anwohner von Annaburg und Jessen im Landkreis Wittenberg zu spüren als durch nachgebende Deiche ganze Ortsteile unter den Fluten der Schwarzen Elster verschwanden. In solchen Ausnahmesituationen ist schnelles, entschlossenes Handeln auf vielen Ebenen gefragt: bei der Einsatzleitung vor Ort und auch wenn es anschließend darum geht, den langfristigen Hochwasserschutz wieder herzustellen.

„Niemand hatte geahnt, dass der Deich brechen würde“, blickt Roland Karthäuser auf das Hochwasser der Schwarzen Elster 2010 zurück. Der Freiwillige Feuerwehrmann, der damals zum Einsatzleiter berufen wurde, traute seinen Augen nicht, als der Deich Meuselko bei „schönsten Sonnenschein“ plötzlich nachgab. Anhaltende Regenfälle ließen die Tage zuvor die Pegel vieler ostdeutscher Flüsse langsam steigen – dem Druck des Hochwasserscheitels konnte der durchnässte Deichabschnitt zwischen Annaburg und Jessen daraufhin nicht mehr standhalten. Die entstandene Überflutung in den Orten Meuselko, Klossa und Löben zwang die Anwohner teilweise dazu, ihre unter Wasser stehenden Häuser zu verlassen. Erinnerungen an die großen Elbefluten, bei denen Karthäuser ebenfalls Einsatzleiter war, wurden wach. „Beinahe im Minutentakt warfen die Helikopter neue Sandsäcke ab um die Wassermassen einzudämmen“, erinnert sich Karthäuser an die Ausnahmesituation. „Die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr, Polizei, DLRG und Hilfskräften war klasse und ich bin heilfroh, dass in diesen Tagen niemandem etwas passiert ist“, so der erfahrene Feuerwehrmann.

Nachdem das Wasser zurückgewichen war, musste der Wiederaufbau des Schutzdeiches zügig vorangetrieben werden, um weitere Überflutungen zu vermeiden. „Die Ereignisse haben uns die Defizite des Hochwasserschutzes an der Schwarzen Elster deutlich vor Augen geführt“, berichtet Barbara Gurschke vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, „Hier musste sofort etwas unternommen werden.“ Der Landesbetrieb gab daraufhin die Wiederherstellung des Deiches auf zwei Kilometern Länge in Auftrag – Hochwasservorsorge bildet ein Kernthema der Einrichtung. Der Europäische Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), welcher auch Programme zum Hochwasserschutz unterstützt, förderte das Projekt mit 1.367.649,30 EUR – das sind knapp zwei Drittel der Gesamtkosten. Die übrigen Gelder brachten Bund und das Land Sachsen-Anhalt gemeinsam auf. So konnte die vollständige Erneuerung des Deiches bereits im Februar 2011 starten.

In mehreren Planungsabschnitten entwarf die beauftragte Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft mbH ein Konzept für eine DIN-gerechte Deichinstandsetzung. Die Realisierung übernahm die Baufirma Johann Wacht GmbH & Co. KG. „Kennzeichnend für diese moderne Bauweise ist die geringe Wasserdurchlässigkeit des Deichstützkörpers auf der flusszugewandten Seite und die gleichzeitig höhere Durchlässigkeit auf der Landseite“, erklärt Barbara Gurschke. Wasserseitig ordnet man hierfür eine etwa ein Meter dicke Dichtungsschicht aus Ton oder Lehm an. Auf der anderen Seite – dem sogenannten Dränkörper – kommen stärker durchlässiger Materialien zum Einsatz. „Aufgrund dieser Bauweise bildet sich die Sickerlinie im Hochwasserfall erst sehr langsam aus. Das sich ansammelnde Wasser wird durch die landseitige, durchlässige Böschung gut ausgeleitet und richtet keinen weiteren Schaden an. Die Standsicherheit des Deiches wird dadurch ebenfalls erhöht“, schildert Barbara Gurschke die Wirkung. Des Weiteren wurden Teile am Schöpfwerk sowie ein Sielbauwerk erneuert, welche beide für die Entwässerung des Hinterlandes erforderlich sind. Ein Deichverteidigungsweg auf der Landseite bietet nun darüber hinaus eine verbesserte Möglichkeit, die Anlage auch in Gefahrensituation zu erreichen.
Im November 2012 konnten die Arbeiten an dem nun im Schnitt drei Meter hohen Deich fertig gestellt werden. Roland Karthäuser, der wie die weiteren Anwohner die Umsetzung mit verfolgt hat, ist sichtlich beruhigt: „Das Land hat den Deichabschnitt ein gutes Stück sicherer gemacht für die Zukunft.“ „Diese modernen Deiche werden die Region die nächsten 80 bis 100 Jahre vor weiteren Überflutungen schützen“, ist sich auch Barbara Gurschke sicher. Eine Einschätzung, welche die Einwohner von Annaburg und Jessen gern hören werden.

Weiterführende Informationen: www.lhw.sachsen-anhalt.de 

Fotos: Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Moderne Kita für ein lebendiges Dorfleben

- von Kai Bieler -

Attraktive Kindertagesstätten nehmen im Kampf gegen die Abwanderung aus dem ländlichen Raum eine zentrale Rolle ein. In der Gemeinde Huy ist es dank Fördermitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gelungen, die inmitten der Natur gelegene Kita „Am Waldesrand“ von Grund auf zu modernisieren und so ein attraktives Betreuungs- und Freizeitangebot für Kinder und Familien zu erhalten.

Angrenzend an die gleichnamige Dorfgemeinde im westlichen Sachsen-Anhalt liegt der malerisch bewaldete Höhenzug Huy, welcher mit dem Huywald eines der größten geschlossenen Buchenwaldgebiete Europas beherbergt. Hier im Ortsteil Dingelstedt ist die Kita „Am Waldesrand“ in unmittelbarer Nachbarschaft zum Forst und Landschaftsschutzgebiet angesiedelt. Die vom Diakonischen Werk im Kirchenkreis Halberstadt e. V. getragene Einrichtung bietet den rund 75 betreuten Kindern durch Ausflüge in die Umgebung zahlreiche Möglichkeiten, sich die Natur spielerisch zu erschließen. „Die Lage der Einrichtung ist einfach fantastisch“, weiß auch Gabriele Schwentek, Vorstand und Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Halberstadt. „Allerdings“, räumt die Geschäftsführerin ein, „war noch vor zwei Jahren eine weitere Nutzung des Hauses nicht gesichert, da das Gebäude zahlreiche bauliche Mängel aufwies.“

Nicht nur das marode Dach und das rissige Mauerwerk, in das allmählich Feuchtigkeit einzudringen begann, machten das Haus sanierungsbedürftig: Ein moderner Sanitärbereich war ebenfalls nicht vorhanden, die veraltete Inneneinrichtung nicht besonders kindgerecht und das Fehlen eines zweiten Fluchtweges bot eine zusätzliche Gefahrenquelle. Zudem sorgte die unzureichende Wärmeisolierung für unnötig hohe Heizkosten. „Trotz unserer ständigen Bemühungen und Ausbesserungen war ein komplette Sanierung dringend notwendig“, so die Geschäftsführerin Gabriele Schwentek, „daher haben wir uns um Fördermittel bemüht.“ Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) stellte 383.402,52 EUR und damit gut 40 Prozent der benötigten Gelder für die Sanierung der Kita zur Verfügung. Mit dem Fonds soll gezielt die Lebensqualität im ländlichen Raum gesteigert und so ein vitales Dorfleben angeregt werden.

Im Frühjahr 2010 packten Erzieher und Kinder die Sachen und der laufende Kita-Betrieb wurde vorübergehend in ein Nachbarhaus verlegt. Das beauftragte Planungsbüro Harz-Huy-Fallstein unterzog den eingeschossigen Bau in den darauffolgenden Monaten einer Generalüberholung, bei der sogar eine ganze Gebäudeseite abgerissen und wieder neu aufgebaut wurde. Das Dach bekam eine neue, mit ökologischem Dämmmaterial ausgekleidete Unterkonstruktion sowie eine Abdeckung aus Tondachziegeln. Ebenso erhielten die trockengelegten Wände eine neue Schall- und Wärmedämmung, alte Türen wurden durch neue ersetzt und die Fenster mit isolierendem Sicherheitsglas versehen. Die maroden Heizungs- und Sanitäranlagen wichen neuen Versorgungsystemen.

Mit neuer Innenausstattung, frischem Putz und farbenfrohem Anstrich konnte das Gebäude im Dezember 2011 feierlich wieder an den Träger übergeben werden. „Ich bin mit dem Ergebnis sehr glücklich“, lobt Kita-Leiterin Liselotte Medau die Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk Halberstadt. Aus dem sanierungsbedürftigen Haus wurde nun ein wahres Vorzeigeobjekt, berichtet die Kita-Leiterin. Der neu angelegte, großzügige Außenbereich mit kleinem Freilichttheater, zu dem nun eine bunte Rutsche führt, kann dabei nicht nur von den Kindern der Kita genutzt werden, sondern biete allen Kinder im Ort die Möglichkeit zum Spielen. „Ländliche Regionen wie Huy brauchen solche ansprechenden Möglichkeiten der Freizeitgestaltung für Kinder und Familien“, betont Kita-Leiterin. Nur so könne man der Abwanderung von jungen Familien langfristig entgegenwirken. „Darüber hinaus bieten wir unterschiedlichen Altersgruppen vielfältige und ansprechende Angebote“, ergänzt Gabriele Schwentek. Daher macht sich das Halberstädter Diakonische Werk, das in der Region gegenwärtig fünf Kindertagesstätten betreibt, mit dem „neuen wohnen“, d.h. selbstbestimmtes Wohnen ohne Betreuungspauschale, auch in diesem Bereich stark. Die Inbetriebnahme einer weiteren Kindertagesstätte ist derzeit in Planung.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Wer hat‘s saniert?

- von Kai Bieler -

Historiker sind sich mittlerweile einig: Wallhausen im heutigen Landkreis Mansfeld-Südharz ist der Geburtsort von Otto dem Großen, dem ersten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Mit einer großen Ausstellung zum diesjährigen Geburts- und Krönungsjubiläum des Kaisers wird derzeit im 1613 errichteten Renaissanceschloss in diesem Jahr auf die große Geschichte des Ortes aufmerksam gemacht. Möglich machten dies die beiden Schweizer Dr. Helmut Meier-Föllmi und Meinrad Betschart. Der Galerist und der Bildhauer bauen das Schloss nach jahrzehntelanger Zweckentfremdung seit 2005 zu einem Ort für moderne Kunst und zu einem Hotel um.

Über ein halbes Jahrhundert lang nutzte die Gemeinde Wallhausen das geschichtsträchtige Schloss als Schulgebäude bis es ab 2004 leer stand und das Gebäude versteigert werden sollte. Ein Bekannter machte daraufhin den Galeristen Dr. Helmut Meier-Föllmi auf das Kleinod der Renaissance aufmerksam. Meier-Föllmi, der in seiner Schweizer Heimatstadt Arth am Zugersee eine Galerie für zeitgenössische Kunst betreibt, sah im Schloss Wallhausen großes Potenzial: „Ich wollte in dieser spannenden Kulisse eine neue Kunstgalerie samt Hotel und Café eröffnen“. Den Ausschlag für den Erwerb des Schlosses gab jedoch, dass „Wallhausen der Geburtsort von Otto dem Großen ist. Das hat mich sehr fasziniert.“ Ein Freund von Dr. Meier-Föllmi, der Schweizer Bildhauer Meinrad Betschart, teilte dieses Interesse und versprach, in Wallhausen seinen Wohnsitz zu nehmen, um die Renovierung und Betrieb zu leiten.

Das Renaissancebauwerk wies zu diesem Zeitpunkt erhebliche Abnutzungs- und Bauschäden auf. Den Kauf, die Innenrenovierung und -gestaltung finanzierte Dr. Meier-Föllmi darauf mit privaten Mitteln. „Auch der Außenbereich haben wir soweit hergerichtet, dass wir das Schloss 2007 wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen konnten“, berichtet Meinrad Betschart. Inzwischen stehen im Schloss Wallhausen 20 Zimmer für Gäste zur Verfügung. „Diesen bieten wir stilvoll eingerichtete Zimmer mit allem gängigen technischen Komfort“, so Meinrad Betschart. „Von der Belegung her sind wir gut ausgelastet.“ Die restliche Fläche wird vor allem für Kunstausstellungen genutzt. Auch Werke des Künstlers Betschart selbst werden gezeigt, der sich neben seinen vielfältigen Aufgaben im Schloss auch stets der Bildhauerei widmet. Ihm obliegen die Hotel- und Restaurantleitung sowie die künstlerische Leitung der Galerie. Für Ausstellungen und die Koordination der Renovation und Inneneinrichtung reist Financier Dr. Meier-Föllmi regelmäßig aus der Schweiz an. Zehn feste Vollzeitarbeitsplätze sind bis zum heutigen Tage im Schloss geschaffen worden, weitere zehn Mitarbeiter arbeiten in Teilzeit.

Nach der Eröffnung haben Helmut Dr. Meier-Föllmi und Meinrad Betschart besonders in Hinblick auf das kaiserliche Jubiläumsjahr die weitere Sanierung des Schlosses vorangetrieben. Denn 2012 feiern Wallhausen und Sachsen-Anhalt den 1.100. Geburtstag von Kaiser Otto I. und den 1.050. Jahrestag seiner Krönung zum ersten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Zu diesem Jubiläum sollte auch die Fassade wieder Eindruck machen. Im ersten großen Bauabschnitt stand dabei 2011 die Erneuerung der Westflügelfassade an. Hier wurden die schwer beschädigten Außenelemente wie Giebelsimse, Fensterstürze und Türen saniert und statisch gesichert. Auch der provisorische Zementputz aus den 1990ern wurde erneuert und das Dach ausgebessert. Den letzten Schliff lieferte ein neuer Anstrich der Putzfassade und der Holzflächen. Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) förderte das Sanierungsvorhaben im Rahmen der Maßnahme Dorferneuerung und –entwicklung mit 34.511 EUR. Bis 2013 soll die gesamte Fassade renoviert werden.

Derzeit wird im Schloss Wallhausen in Korrespondenz zur Magdeburger Landesausstellung „Otto der Große und das Römische Reich“ eine Sonderausstellung zum kaiserlichen Jubiläum gezeigt. Unter dem Ausstellungsthema „Wallhausen. Geburtsort Kaiser Otto I.“ können sich Gäste aus dem In-und Ausland noch bis Dezember auf die Spuren der Geschichte des Ortes und des Wirkens Otto I. begeben. „Die historische Ausstellung hat uns bereits jetzt national bekannt gemacht“, freut sich Dr. Meier-Föllmi. „Mit diesem Durchbruch haben wir die großartige Chance, nachhaltig für die Kunst, die Geschichte und den Tourismus in der Region zu wirken.“

Weitere Informationen unter: http://www.schlosswallhausen.de/

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Sanierter Campingplatz zieht Urlauber ins Mansfelder Land

- von Kai Bieler -

Die gesamte Infrastruktur des Seeburger Campingplatzes stammte noch aus den 1970er Jahren, als die Seenlandschaft Südharz GmbH das Areal 2009 kaufte. Nach intensiven Umbauarbeiten ist der Zeltplatz heute zu einem Vorzeigeprojekt für den staatlich anerkannten Erholungsort geworden. Der Campingplatz hat 2012 die erste Saison nach der Sanierung erfolgreich hinter sich und konnte deutlich steigende Besucherzahlen verzeichnen.

„Man glaubt gar nicht, dass man im Mansfelder Land ist. Es hat wirklich südländischen Charakter“, staunt Immobilienunternehmer Axel Heck immer wieder, wenn er nach Seeburg kommt. Das 300-Seelen-Dorf liegt eingebettet in ein Naturschutzgebiet und in greifbarer Nähe zur „Toskana des Nordens“, wie das Weinbaugebiet Saale-Unstrut auch bezeichnet wird. Mit seinen malerischen Rebhängen und der Lage am „Süßen See“ wirkt Seeburg wie geschaffen für Naherholungsausflüge und Kurzurlaube. Doch die Möglichkeiten hier spontan zu Übernachten, ein Zelt aufzuschlagen und Zeit im Freien zu genießen, waren bisher begrenzt. Zwar gab es vor Ort einen alten Campingplatz aus den 1970er Jahren, doch machte die Anlage, die seit seiner Errichtung nicht modernisiert wurde, auf Gäste keinen einladenden Eindruck.

Die Nachricht, dass die Gemeinde Seeburg den unwirtschaftlich gewordenen Campingplatz versteigern wollte, rief 2009 Axel Heck auf den Plan. Seit Anfang der 1990er Jahre saniert, vermietet und verpachtet er mit seiner Firma „Axel Heck Immobilien“ Wohn- und Geschäftshäuser in Sachsen-Anhalt und Thüringen. „Mir war von Anfang an klar, dass wir jede Menge Zeit und Arbeit in den Ausbau investieren müssen“, erzählt der Unternehmer. Für den Kauf und die Sanierung des Campingplatzes gründete er daher zusammen mit Silvio Wagner, dem Geschäftsführer der Nordhäuser Waresa Bau GmbH, die Seenlandschaft Südharz GmbH. Mit gemeinsamen Mitteln und dem Einsatz von Fördergeldern sollte die Runderneuerung der Anlage vorangetrieben werden. Da der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) insbesondere auch Projekte fördert, welche die Lebensqualität sowie die Vielfalt der Wirtschaft in ländlichen Regionen nachhaltig verbessern, wurde das Vorhaben mit 160.000,00 EUR unterstützt. Zu den positiven Effekten des Projektes gehören neben einer neuen Erholungsmöglichkeit im ländlichen Gebiet Seeburg auch die Ankurbelung des Fremdenverkehrs sowie die Schaffung einer familienfreundlichen Infrastruktur.

„Vor der Sanierung hielten sich auf dem Platz fast ausschließlich eine Hand voll traditioneller Dauercamper auf, deren Zahl zunehmend rückläufig war“, erzählt Axel Heck. „Deshalb wollten wir auch Kurzcamper und junge Familien als neue Gäste gewinnen.“ Während der normale Betrieb des Campingplatzes weiterlief, wurden ab 2010 zahlreiche Umbau- und Modernisierungsarbeiten vorgenommen. „Am aufwendigsten gestaltete sich dabei die Erneuerung der Sanitäranlagen“, berichtet Axel Heck. „Wir haben die beiden Sanitärgebäude auf den neuesten Stand gebracht sowie die Räume behinderten- und kindergerecht ausgebaut. Auch Kinderwaschplätze und ein Babywaschraum stehen den Gästen nun zur Verfügung.“ Der Eingangsbereich samt Rezeption wurde ebenfalls umgebaut und erweitert. Zusätzlich entstanden bei der Umgestaltung des Ufers auch neue Stege für Angler und Badegäste.

Pünktlich zum Start in die neue Saison wurden die restlichen Bauarbeiten im Mai 2012 abgeschlossen. „Die jährlich wiederkehrenden Dauercamper hatten natürlich den besten Vergleich und waren vollauf begeistert. Unsere Besucher sind nun nicht mehr allein von der schönen Seeburger Landschaft angetan, sondern ebenso von der Aufmachung und dem Komfort unseres Campingplatzes“, berichtet Axel Heck. Auch für den Verwaltungsleiter Bernd Oehlgardt, der vor Ort das Tagesgeschäft an der Rezeption führt und sich um die Urlauber kümmert, fällt die Resonanz der Gäste eindeutig aus: „Vor dem Umbau hatten wir kaum spontane Übernachtungsgäste und Kurzcamper, die länger als ein bis zwei Tage geblieben oder gar wieder gekommen sind. Mittlerweile sind die Urlauber, darunter in diesem Jahr auch vermehrt junge Familien, vom Komfort der Anlage oft so angenehm überrascht, dass sie ihren Aufenthalt spontan verlängern.“

Bereits im März 2012 verlieh der Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland (BVCD) dem Seeburger Campingplatz vier von fünf möglichen Sternen für das hervorragende Angebot und die erstklassige Bewirtschaftung. Auf dieser Grundlage soll sich der wirtschaftliche Erfolg des Campingplatzes langfristig stabilisieren. Bereits jetzt zeichnet sich eine wachsende Nachfrage nach den 135 Plätzen für Kurzcamper und den 220 Stellplätzen für dauerhafte Camper ab. „Ich bin der Überzeugung, dass wir ab dem kommenden Jahr vorrangig mit Vorbestellungen arbeiten werden“, erzählt Bernd Oehlgardt. „Für Pfingsten sind wir bereits jetzt beinahe ausgebucht.“ Der Fremdenverkehr in der Region um Seeburg, der derzeit noch in den Kinderschuhen steckt, hat nicht zuletzt auch durch die günstige Lage an bekannten Wanderwegen die besten Chancen weiter zu wachsen. Immer mehr Rucksacktouristen nutzen die Routen entlang der Straße der Romanik, dem neu angelegten Lutherweg, dem „Blauen Band“ und dem Saale-Harz-Weg, die sich hier allesamt mit noch weiteren Pfaden kreuzen. Dieses Bild spiegelt sich auch zunehmend bei den Übernachtungsgästen wieder, die sich spontan an der Rezeption des Zeltplatzes melden. „Im kommenden Jahr wollen wir uns bei den gängigen überregionalen Reiseführern anmelden und uns im Bundesverband der Campingwirtschaft eintragen lassen“, so Axel Heck. Der malerische Platz am Süßen See bleibt also nicht mehr lange ein Geheimtipp.

Weitere Informationen unter: http://www.campingplatz-seeburg.de/

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Grüne Wärme in der Altmark

- von Kai Bieler -

Erneuerbare Energien decken mittlerweile mehr als ein Viertel des bundesweiten Stromverbrauchs ab – im Bereich der Wärmeerzeugung waren es 2011 jedoch nicht einmal zehn Prozent. Ein Projekt aus der Altmark zeigt, wie die Energiewende auch bei der Wärmeversorgung Einzug erhält.

„Vor sechs Jahren noch wurden die Liegenschaften der altmärkischen Gemeinde Lüderitz/Groß Schwarzlosen überwiegend mit fossilen Brennstoffen versorgt“, erklärt Stefan Hahne, Geschäftsführer der Bioenergie Lüderitz GmbH & Co. KG. „Da die Heizungsanlagen in jedem Falle dringend erneuert werden mussten und sich die Gemeinde dazu dem ständig steigenden Ölpreis gegenüber sah, interessierte man sich für ein nachhaltigeres System.“ Die hier eingebrachte Idee eine Biogasanlage zu bauen, warf allerdings viele Fragen auf: Ist die Errichtung einer dezentralen Anlage in der eigenen Gemeinde wirklich sinnvoll? Kann die Kommune damit nachhaltig und preisstabil die eigenen Gebäude beheizen? Mit der Analyse dieser Fragestellungen beschäftigte sich 2007 eine groß angelegte Machbarkeitsstudie, die von dem Bundesmodellprogramm "Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft" auf den Weg gebracht wurde. Das Ergebnis der Untersuchung fiel eindeutig aus: Eine unabhängige, nachhaltige Nahwärmeversorgung mit Erneuerbaren Energien sei nicht nur ein Beitrag zum Umweltschutz, sondern sichere den Anwohnern auch auf lange Sicht auch stabile Preise. Volker Seela, Geschäftsführer des Ingenieurbüros elbe bioenergie GmbH, betont: „Kleine, dezentrale Biogasbetriebe arbeiteten unserer Erfahrung nach produktiver als Großanlagen, da sie die Wärme bedarfsgerecht produzieren und zudem einen geringeren Flächenverbrauch aufweisen.“

Auf Basis der Studie schoben die Gebrüder Stefan und Guido Hahne mit ihrer eigens für das Vorhaben gegründeten Bioenergie Lüderitz GmbH & Co. KG die weiteren Arbeitsschritte voran. In Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro erstellten sie die erforderlichen Genehmigungs- und Förderanträge, stimmten sich mit den Zulieferern ab und handelten später die Wärmelieferverträge aus. An der Gesellschaft beteiligten sich außerdem die ortsansässige Agrargenossenschaft Tangerland eG und weitere Privatpersonen. Finanziert wurde das Gesamtprojekt von der Kreissparkasse Stendal. Auch der Regionalverein Altmark, der sich für die nachhaltige Entwicklung der Altmark einsetzt, unterstützte die innovative Kooperation. Das Votum des Vereins spielt bei der lokalen Fördergeldvergabe oft eine ausschlaggebende Rolle und so setzte das Gremium den Bau der Biogasanlage in der Prioritätenliste für 2011 auf Platz eins. Zusätzlich förderte der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) das Projekt mit 75.784,27 EUR.

Bei den Bauarbeiten für das Versorgungsnetz, die im Juli 2011 begannen, installierten ortsansässige Fachbetriebe die Versorgungsrohre in einer neuen Haupttrasse durch das Dorf und setzten die Anschlusstationen sowie Steuermodule in den Gebäuden. „Insgesamt haben wir sechs Liegenschaften der Gemeinde an das Biowärmenetz angeschlossen“, fasst Stefan Hahne zusammen. „Besonders im Dorfgemeinschaftshaus war der Anschluss an das neue Nahwärmesystem unbedingt notwendig“, erzählt er, „denn die alte Wärmepumpe aus den 1990er Jahren stellte im Winter oft keine ausreichende Heizkraft mehr zur Verfügung.“ Ausgewählt wurden daneben ein  Feuerwehr- und Mehrfamilienhaus, die Gemeindegrundschule mit ihrer Turnhalle und drei Wohnblöcke mit insgesamt 60 Wohneinheiten. Nach nur fünf Monaten konnten die Bauarbeiten beendet und die Anlage in Betrieb genommen werden.

Auch für die Agrargenossenschaft Tangerland eG bietet die Biogasanlage neue Wertschöpfungspotentiale. Denn darin hat die Genossenschaft nun einen Abnehmer für ihre Gülle- und Mistproduktion gefunden. Aus diesen Reststoffen sowie Maissilage und Grassilage bilden Bakterien hier in einem Gärprozess Methan und Kohlendioxid, welche anschließend als Brennstoff zur Wärmeerzeugung dienen. Das Ergebnis: CO₂-neutrale Biowärme, mit der die angeschlossenen Liegenschaften nun vollständig versorgt werden. Stefan Hahne erinnert sich an den ersten Winter mit dem neuen Nahwärmenetz: „Die Biogasanlage hat einwandfrei funktioniert. Auf Heizöl wird nur noch bei großer Kälte und bei Wartungsarbeiten zurückgegriffen, so dass sich die Abhängigkeit der Gemeinde vom Ölpreis erheblich verringert hat.“

Aufgrund des positiven Erfolges und der breiten Zustimmung bei den Dorfbewohnern stellt Stefan Hahne auch die Einbindung weiterer Liegenschaften in Aussicht. „Voraussichtlich im nächsten Jahr, werden wir auf die Anwohner zugehen und uns erkundigen, ob sie ihre Häuser an das Biowärmenetz anschließen lassen wollen“, erzählt er. „Auch die Gäste des Dorfgemeinschaftshauses waren überzeugt. Denn hier war zum ersten Mal seit langem wieder so richtig schön warm.“

Weitere Informationen unter: http://www.elbe-bioenergie.de/

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Eine Scheune wird zum Leuchtturm

- von Kai Bieler -

Der Salzwedeler Märchenpark & Duftgarten ist eine der meist frequentierten Freizeitattraktionen in der Altmark. Neben markanten Besucherzahlen bestätigt seit März dieses Jahres auch die Auszeichnung als "Leuchtturm des Tourismus" die Bedeutung der bekannten Parkanlage für die Bindung von Fachkräften und Familien in der Region. Um der Vielzahl an Gästen Rechnung zu tragen, setzt die Parkleitung kontinuierlich auf neue, familienfreundliche und originelle Erweiterungen, wie sich am Beispiel der neuen "Spielscheune" zeigt. 

"Eine gewöhnliche Halle zum Spielen für die Kinder fanden wir ehrlich gesagt zu langweilig", berichtet Cornelia Wiechmann von der Jeetze Landschaftssanierung GmbH. Die Prokuristin leitet mit dem 2003 eröffneten Märchenpark & Duftgarten eine der beliebtesten Freizeiteinrichtungen für Familien im Norden Sachsen-Anhalts. Die Anlage ist seit November vergangenen Jahres um einen Anziehungspunkt reicher geworden - eine Spielscheune ergänzt nun die zahlreichen Spiel- und Lern- und Erholungsangebote der liebevoll gestalteten Gartenlandschaft, so dass die Kinder auch bei schlechtem Wetter überdacht spielen können. Cornelia Wiechmann schmunzelt: "Wir wollten etwas bauen, was andere so nicht haben. Eine Turnhalle kam nicht in Frage, wir wollten etwas spannenderes." Eine leerstehende, alte Scheune aus dem nahegelegenen Wendland wurde dazu abgetragen, schließlich im Märchenpark wieder aufgebaut und aufwendig gestaltet.

Das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten hat das Projekt mit finanziert. Christine Vodde, hier zuständig für den ländlichen Raum, schwärmt: " Das Haus sieht wirklich toll aus, es wirkt sehr einladend und gemütlich. Das neue Gebäude erinnert überhaupt nicht mehr an die alte Scheune." Nun können sich die Kinder wetterunabhängig an Klettergerüsten, in einer Hüpfburg und auf dem Trampolin, auf Rutschen und in Krabbelröhren austoben. Beim Minigolf spielen im Park oder beim Spaziergang im Duftgarten können sich die Kinder, Eltern und Großeltern gemeinsam entspannen. Die Anlage bietet außerdem die Möglichkeit Wissenswertes über die hier angesetzten Kräuter und Blumen in Erfahrung zu bringen.

Insgesamt flossen 78.343 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) in den mehr als 400.000 Euro umfassenden Etat mit ein. Das restliche Budget stammt aus Eigenmitteln der Jeetze Landschaftssanierung sowie Geldern der einstigen Gemeinde Steinitz. Die ungewöhnliche Idee wurde von den Besuchern sehr gut aufgenommen. Christine Vodde berichtet: "Der Märchenpark ist in der Region sehr bekannt und wird gut frequentiert." Die Zahlen sprechen in der Tat für sich: allein im vergangenen Jahr konnte der Salzwedeler Märchenpark & Duftgarten mehr als 74.000 Besucher verzeichnen. "Jahreskarten für die Spielscheune werden gern und viel in Anspruch genommen", freut sich Cornelia Wiechmann.  

"Es gibt abgesehen vom Arendsee wenig Vergleichbares wie den Märchenpark in der Region", weiß Christine Vodde. Mit dieser Alleinstellung findet das Projekt auch überregional Beachtung: Auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin im März 2012 beispielsweise wurde der Märchenpark & Duftgarten Salzwedel als Landessieger Sachsen-Anhalt beim Tourismuspreis des Ostdeutschen Sparkassenverbandes "Leuchttürme der Tourismuswirtschaft" ausgezeichnet. Dabei stand nicht nur die Familienfreundlichkeit im Fokus - um die Attraktivität der Region für junge Familien zu steigern, sind natürlich ansprechende Freizeiteinrichtungen nötig. Im Fokus der Jury standen auch positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Beachtung des demographischen Wandels bei den Projekten. Allein mit der Spielscheune wurden hier drei neue Arbeitsplätze geschaffen.

Weitere Informationen unter:
www.maerchenpark-duftgarten.de

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Ein Neubau für die Zukunft

- von Kai Bieler -

Im Luftkurort Flechtingen im Landkreis Börde freuen sich seit Ende 2010 Kinder wie Erwachsene gleichermaßen über den modernen Ersatzneubau der Kindertagesstätte „Flechtinger Kinderstübchen“. Die zeitgemäße Konzeption der Kita-Räumlichkeiten und ein durchdachtes pädagogisches Profil machen die Einrichtung zu einer begehrten Anlaufstelle für junge Familien. Neben besten Startbedingungen für den Nachwuchs geht es bei dem Projekt auch um die Attraktivität des Standortes.

Der ehemalige Schulbau von 1897, der in Flechtingen seit Jahrzehnten als Kita diente, entsprach in vielen Punkten nicht mehr modernen Standards: Nicht kindgerechte Grundrisse und Treppen, ein Sportraum im dunklen Keller und eine katastrophale Energiebilanz sorgten trotz wiederholter Reparaturen für dringenden Handlungsbedarf. Deshalb entschlossen sich 2009 Gemeinderat, Eltern und das pädagogische Personal gemeinsam, ein modernes Gebäude an einem neuen Standort direkt neben der Flechtinger Grundschule zu errichten. Die Gesamtkosten für den Neubau betrugen rund 1,5 Millionen Euro. Davon stammten 550.649,86 Euro aus Mitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und 158.435,08 Euro aus Mitteln des Landes.

Innerhalb nur eines Jahres entstand so ein integrativer Gebäudekomplex, der seit der Eröffnung im Dezember 2010 die Flechtinger Grundschule mit der neuen Kita verbindet. „Durch die räumliche Nähe und die intensive Zusammenarbeit zwischen beiden Einrichtungen fällt den Kindern der Wechsel von der Kita in die Grundschule besonders leicht“, erläutert Kita-Leiterin Steffi Hornack den dahinter stehenden Ansatz. Das eingeschossige neue Gebäude aus traditionellem Ziegelmauerwerk ist vom beauftragten Bauplanungs- und Ingenieurbüro Ritter-Schaub-Wilke GmbH nach dem Prinzip „Kurze Beine – Kurze Wege“ konzipiert worden. Alle Bereiche der Kindertagesstätte sind nun für die Kleinen problemlos erreichbar. „Die neue Übersichtlichkeit und das ebenerdige Raumkonzept lassen jetzt ein offenes Arbeiten mit den Kindern zu. Außerdem verfügen wir jetzt über viel mehr Platz als früher“, erklärt Kita-Leiterin Steffi Hornack die wichtigsten Vorteile des neuen Gebäudes. Die Pädagogin, die das Flechtinger Kinderstübchen seit dem Sommer 2010 leitet, war aktiv an der Konzeption des Kita-Neubaus beteiligt.

In deren Mittelpunkt stand der Anspruch, mit architektonischen Mitteln viele Freiräume und pädagogische Angebote für die insgesamt 80 Kinder zu schaffen. In der hauseigenen Kinderküche können die Kleinen nach dem Motto „Fit und Gesund“ leckere Gerichte zubereiten und so erste Kenntnisse über eine gesunde Ernährung erlernen. In dem mit Turnmatten und großen Spielsteinen ausgestatteten Bewegungs- und Mehrzweckbereich sowie in den Außenanlagen können sich die Kinder austoben. Die Kreativwerkstatt ist wie die meisten Räume für die Kinder frei zugänglich, denn hier sollen sich die Kinder aus eigener Initiative mit Materialien und Formen auseinandersetzen. Darüber hinaus bestehen enge Kooperationen mit dem Flechtinger Seniorenheim und dem lokalen Netzwerk der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, so dass die Kinder regelmäßig auf Entdeckungsreise gehen und ihre Umwelt kennenlernen können. Zum Konzept des Neubaus gehört auch ein kinderfreundliches Farbsystem, dass die fünf Gruppen jeweils zu ihren Schlaf-, Wasch- und Spielplätzen leitet.

Einen großen Stellenwert nimmt im Flechtinger Kinderstübchen auch die starke Einbindung der Eltern in den Kita-Alltag ein. „Nicht nur die Kinder müssen sich bei uns wohlfühlen. Auch ihre Eltern wollen sicher sein, dass ihr Nachwuchs gut bei uns aufgehoben ist“, so Steffi Hornack. Ein gutes Betreuungsangebot werde auch in der Altmark immer mehr zu einem wichtigen Kriterium bei der Wahl des Wohnortes, ist sich die Kita-Leiterin sicher.

Auch Kora Duberow, die im Luftkurort Flechtingen die Abteilung für Tourismus und Kur leitet, unterstreicht: „Attraktive Schulen und Kindertagesstätten sind ein wichtiger Standortfaktor.“ In der Gemeinde Flechtingen herrsche eine stabile Arbeitsmarktsituation und ein Großteil der zurzeit etwa 1.200 Arbeitsplätze werde von Flechtinger Bürgern bekleidet – diese Jobs gelte es zu halten. „Moderne Kindereinrichtungen sind eine der Grundvoraussetzungen für junge Familien um sich niederzulassen. Diesem Umstand haben wir mit dem Kita-Neubau Rechnung getragen“, führt Kora Duberow aus. Die seit Jahren stabilen Geburtenzahlen und die sogar leicht gestiegene Nachfrage nach Kita-Plätzen in Flechtingen scheinen ihr Recht zu geben. Doch damit nicht genug. Mit Unterstützung von Familienstammtischen, an denen Vertreter der kommunalen und kirchlichen Kinder- und Jugendeinrichtungen, der Elterngremien und des Gemeinderates teilnehmen, entwickelt die Gemeinde derzeit ein neues Konzept, um das Leben für junge Familien im Ort noch attraktiver machen. Flechtingen investiert also weiter in seine Zukunft.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Neues Leben in alten Mauern

- von Kai Bieler -

Bürgermeister Hartmut Busch muss lächeln, wenn er an dem frisch sanierten Fachwerkhaus im Zentrum von Heudeber, einem Ortsteil der Gemeinde Nordharz, vorbeikommt. „Wenn man 20 Jahre lang an einer Ruine vorbei läuft“, erzählt der Bürgermeister „ist dieser Anblick eine wahre Freude.“ Denn aus der leer stehenden Gaststätte „Zum Krug“ ist durch den Einsatz eines ortsansässigen Familienbetriebes wieder ein repräsentativer „Blickfang des Ortes“ geworden. 

Als eines der ältesten und historisch bedeutendsten Gebäude des Örtchens Heudeber blickt der „Gemeindekrug“ auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Vor etwa 250 Jahren wurde der damals äußerst kostspielige Bau dieses Gemeindehauses beauftragt. Laut der Dorfchronik lieh sich die Dorfgemeinschaft damals sogar Geld von wohlhabenden Bauern, um das Vorhaben zu finanzieren. Der „Krug“ fungierte nach seiner fortan als Gemeindesitz sowie amtlicher Sitz des Bürgermeisters. Im hauseigenen Tanzsaal wurden zudem Volksfeste begangen sowie Tagungen und Gerichtsprozesse abgehalten. In den folgenden Jahrzehnten diente das Gebäude wechselnden Besitzern als Gast- und als Wohnhaus sowie zu DDR-Zeiten als „Kulturhaus“ der LPG Heudeber. Nach der Wende stand der denkmalgeschützte Bau leer und verfiel zusehends. Der einst glanzvolle Dorfmittelpunkt sollte schließlich 2009 versteigert werden.

In dieser Situation wurden die Brüder und Patrick und Hendrik Meyer auf das Gebäude aufmerksam. Die beiden Dachdeckermeister waren erst vor wenigen Jahren von Wernigerode nach Heudeber in den Nordharz gezogen. Damals erstanden sie einen alten Bauernhof und bauten diesen zu ihrem neuen Firmen- und Familiensitz um. Nach der Sanierung eines weiteren alten Wohnhauses sollte der Wiederaufbau des „Kruges“ nun ihr nächstes Projekt werden. „Wir hatten vor, das Haus innerhalb von zehn Jahren in unserer Freizeit nach und nach zu sanieren und auszubauen“, erinnert sich Patrick Meyer. Auf der Auktion traten die Dachdeckermeister als einzige Bieter auf und erstanden die alte Gaststätte entsprechend günstig für das Mindestgebot von 2.000 Euro.

Auch Hartmut Busch, seit mittlerweile 18 Jahren Bürgermeister in Heudeber, wohnte der Auktion interessiert bei. „Bei der Versteigerung eines so ortsprägenden Gebäudes wollte ich natürlich wissen, in welche Hände das Haus kommt“, erzählt der Bürgermeister Busch. „Bei diesem Objekt war es eine Herzenssache.“ Neugierig auf die neuen Besitzer und deren Vorhaben sprach er direkt auf der Versteigerung mit Patrick und Hendrik Meyer über deren Sanierungspläne für den „Krug“. Von Hartmut Busch kam auch der Vorschlag, sich um Fördergelder für die Finanzierung der aufwändigen Sanierung zu bemühen.

Im Rahmen des Förderantrages wurde nicht mehr nur die Modernisierung des Gebäudes an sich diskutiert. Auch dessen langfristige Nutzung auf einer wirtschaftlich tragfähigen Basis wurde angestrebt. So meldeten gleich mehrere Kleinunternehmer vor Baubeginn ihr Interesse an einem möglichen Firmensitz im Gemeindekrug an. Zu ihnen gehörten ein Frisiersalon mitsamt Kosmetikstudio sowie eine ortsansässige Physiotherapeutin, die nach geeigneten Räumlichkeiten suchte. In diesem Zusammenhang wurde auch eine seniorengerechte Bauausführung vereinbart, um älteren Bürgern Heudebers die Nutzung des Hauses zu ermöglichen und so mehr Lebensqualität zu bieten. Aufgrund seiner Bedeutung für die Dorfentwicklung und die Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum unterstützte auch die lokale Aktionsgruppe Harz des LEADER-Programms das Projekt. Innerhalb von nur einem Monat wurde der Fördermittelantrag bewilligt. Damit flossen 78.400 Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie 19.600 Euro vom Land Sachsen-Anhalt in die Gesamtfinanzierung von knapp 280.000 Euro.

Mit viel Engagement machten sich Patrick und Hendrik Meyer mit ihrem Handwerksunternehmen an die Arbeit. Dabei stellte sich glücklicherweise heraus, dass sich die Bausubstanz des Gemäuers in einem erstaunlich guten Zustand befand. „Das alles war ein echter Glücksfall“, freut sich Hartmut Busch, „denn einerseits hätte das Projekt ohne die Förderung in der Form kaum realisiert werden können. Aber auch die sehr gute Arbeit der Dachdecker ist über die Maßen lobenswert.“ Hartmut Busch schwärmt: „Diese beiden schrecken vor nichts zurück und haben hier im Ort an eine Baustelle in Angriff genommen, die andere nicht einmal für Geld angefasst hätten.“

Im Zuge der Sanierung wurde der ortstypische Fachwerk-Charakter des „Gemeindekruges“ unter genauester Betrachtung der vorhandenen Bausubstanz wiederbelebt. Originalsteine und traditionelle Baustoffe kamen zum Einsatz. Geborgene Kremp- und Biberschwanzziegel, ein mit dem Amt für Denkmalschutz abgestimmtes Farb- und Ausführungskonzept sowie eine schonende Sanierung der Ziegelfassade ließen den maroden Bau in Rekordzeit wieder in neuem Glanz erstrahlen. Auch die Außenanlage wurde erneuert und neu bepflanzt. Bei der Umsetzung arbeiten die beiden Dachdeckermeister eng mit dem Amt für Denkmalschutz sowie mit dem Bau- und Ordnungsamt der Gemeinde Nordharz zusammen.

„Eigentlich wollten wir in der oberen Etage auch den historischen Tanzsaal wieder herrichten“ erklärt Patrick Meyer „doch die Auflagen hierfür hätten für uns enorme zusätzliche Kosten bedeutet. So haben wir uns entschieden, die Etage zu zwei geräumigen Wohnungen auszubauen.“ Beide Wohnungen wurden kurz nach Fertigstellung bezogen. „Wir hatten über zehn Anfragen für die neuen Domizile“, freut sich Patrick Meyer über das Echo in der Gemeinde. Dieses fällt in der Tat durchweg positiv aus. „Die Eröffnung glich einem Volksfest. Alle waren neugierig, was aus dem „Krug“ geworden ist“, erinnert sich Hartmut Busch. Oft werden die Dachdeckermeister von Bürgern und möglichen Auftraggebern auf den Gemeindekrug angesprochen. Seit dem Projekt sind die Brüder Meyer und ihr Unternehmen auch über die Grenzen des Ortes bekannt. Patrick Meyer freut sich: „Das Projekt hat unser Unternehmen deutlich vorwärts gebracht.“

Im Erdgeschoss des „Kruges“ haben Anfang 2011 ein Frisiersalon, ein Kosmetikstudio und eine neu gegründete Physiotherapiepraxis ihren Betrieb aufgenommen. Damit sind im „Krug“ bisher sechs Arbeitsplätze entstanden. Auch der neuangelegte Außenbereich lädt zum Verweilen und Plaudern ein. Die aufwändige Zusammenarbeit zwischen der Grundstücksgesellschaft, den Handwerksbetrieben, den gewerblichen Nutzern, und den Fördermittelgebern ist mittlerweile Vorbild für weitere Vorhaben in den Nachbargemeinden. Auch Hartmut Busch denkt an eventuelle Nachfolgeprojekte: „Vor allem junge Familien suchen in Heudeber seit einigen Jahren vermehrt Wohnungen. Dabei setzen wir bewusst auf die Sanierung alter Gebäude zur Belebung des Ortskerns, anstatt Neubaugebiete auf der grünen Wiese auszuweisen“, bekräftigt der Bürgermeister der Harzgemeinde. Da passt es, dass die Brüder Meyer in ihrer Freizeit momentan bereits wieder ein altes Fachwerkhaus zu neuem Leben erwecken. „Diesmal aber“, so meint Patrick Meyer mit einem Augenzwinkern, „wollen wir uns ein wenig mehr Zeit lassen.“

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Mit der ganzen Welt verbunden

 

Als erste Kommune Sachsen-Anhalts wird Osterburg bis Ende 2012 flächendeckend mit kabelgestütztem Breitband-Internet versorgt.

- von Kai Bieler -

Auch wenn der Spitzenplatz nicht für die Ewigkeit sein wird, Nico Schulz macht er ein wenig stolz. „Damit sind wird nicht nur in der Altmark, sondern landesweit Vorreiter in Sachen schnelles Internet“, freut sich der Bürgermeister der Hansestadt Osterburg, als ihm Staatsminister Rainer Robra am 3. Februar den Fördermittelbescheid zum Ausbau der Breitband-Internetversorgung übergibt. Mit der Finanzierungszusage steht den Erschließungsarbeiten in den Ortsteilen Gladigau, Orpensdorf, Schmersau, Flessau, Natterheide, Wollenrade und Rönnebeck – bis auf das kalte Winterwetter – nichts mehr im Wege. Nach deren Abschluss sind dann bis spätestens Ende 2012 alle 25 Ortsteile der Einheitsgemeinde Osterburg flächendeckend per Kabel und mit Bandbreiten zwischen 6 und 16 MBit/sec an das Internet angebunden.

Für Staatsminister Rainer Robra wird damit Erfolgsgeschichte fortgeschrieben, die zeige, dass schnelles Internet in ländlichen Gebieten keine Utopie bleiben müsse, wenn die entsprechenden Erfolgsfaktoren zusammenkämen: „Kommunalpolitiker mit klaren Vorstellungen, eine funktionierende Verwaltung für das komplizierte Antragsprozedere, ein solider Haushalt, um die Eigenanteile aufzubringen, ein investitionsbereites Unternehmen und das Land als zusätzlicher Geldgeber, das ist die Osterburger Erfolgsmixtur“, so der Chef der Staatskanzlei. Bereits früh haben die Verantwortlichen in Osterburg die Notwendigkeit einer leistungsfähigen Breitbandanbindung an das Internet erkannt und sich mit Erfolg um Fördermittel bemüht. Seit 2009 flossen so 1,04 Millionen Euro von landesweit insgesamt 37 Millionen Euro für den Breitbandausbau in die Biesestadt. Mit insgesamt sieben Förderbescheiden belegt Osterburg landesweit Platz 3 unter den kommunalen Antragstellern.
Als bislang einzige Stadt in Sachsen-Anhalt profitiert Osterburg zudem von allen drei Förderprogrammen für den Breitbandausbau, der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK), dem Konjunkturpaket II sowie dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Allein aus dem ELER wurden insgesamt knapp 590.000 Euro für die Einzelmaßnahmen bereitgestellt. Zusätzlich investierte die Kommune selbst Eigenmittel von deutlich mehr als 100.000 Euro. Mit den Geldern erstatten Land und Kommune der Deutschen Telekom als ausführendem Unternehmen die Differenz zwischen den Gesamt-Ausbaukosten und der so genannten Wirtschaftlichkeitsschwelle, die sich aus der geringeren Zahl an Anschlüssen im ländlichen Raum im Vergleich zu städtischen Ballungsräumen ergibt.

„Für die Landesregierung ist diese Förderung ein Element zur Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in ganz Sachsen-Anhalt“, betont Staatsminister Rainer Robra. Heute gehöre der Zugang zum Internet genau so zur der öffentlichen Daseinsvorsorge wie die Versorgung mit Wasser und Strom. „Gleichzeitig erhöhen wir so die Lebensqualität in unseren ländlichen Regionen und wirken damit der Abwanderung entgegen“, so Rainer Robra. Für Matthias Müller ist die Förderzusage gleich ein doppelter Grund zur Freude. Als ehrenamtlicher Ortbürgermeister von Gladigau hatte er sich wie seine Flessauer Amtskollegin Silvia Böker immer wieder für eine kabelgestützte und damit zukunftssichere Lösung für seine Einwohner stark gemacht. „Wir haben in unseren Ortsteilen glücklicherweise noch viele junge Familien mit Kindern. Für diese ist ein Leben ohne schnelles Internet heute kaum noch denkbar“, so Matthias Müller. Auch bei der Generation 50+ habe er in den vergangenen Jahren ein großes Interesse zu diesem Thema festgestellt, viele ältere Bürger hätten immer wieder nach dem aktuellen Stand des Projektes gefragt. Darüber hinaus sei der Ausbau der Breitbandinfrastruktur nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Unternehmen der Region ein „unheimlich wichtiger Standortfaktor“, so Thomas Müller weiter. Dessen Bedeutung kennt er als Projektverantwortlicher beim Unternehmen EIT Elektro-Innovations-Team aus eigener, hauptberuflicher Erfahrung. Das Ingenieurbüro für Elektro- und Automatisierungstechnik mit Sitz im Technologiepark Stendal ist das größte derartige Planungsbüro im nördlichen Sachsen-Anhalt und hat sich auf Projekte in den Bereichen öffentliche Einrichtungen, Schulen, Sozialgebäude, Umwelttechnik und Wasserbau spezialisiert. „Im Arbeitsalltag unserer Mitarbeiter spielt die Möglichkeit von Home-Office eine immer größere Rolle. Gleichzeitig steigen die Datenmengen beim Versand von Projektunterlagen und Angeboten stetig. Da bedarf es einer schnellen und zuverlässigen Internetanbindung, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, erklärt Thomas Müller. Dies gelte auch für viele Unternehmen aus anderen Branchen, etwa der Bauwirtschaft. Er sei deshalb überzeugt davon, dass sich mit der Breitbandanbindung die Attraktivität seines Ortsteils für die hier angesiedelten Unternehmen und potenzielle Investoren weiter verbessere.

Auch aus diesem Grund will Osterburg in Zukunft beim Thema Breitband-Internet weiter Maßstäbe setzen und neue Wege gehen. „Wir sind bereits dabei, unsere Onlinepräsenz als Stadt weiter auszubauen um den Bürgern neue Informations- und Serviceangebote im Bereich E-Government unterbreiten zu können“, so Bürgermeister Nico Schulz. Darüber hinaus unterstützt Osterburg die Bildung eines kommunalen Zweckverbandes in den Landkreisen Stendal und Salzwedel, dessen Zweck die Realisierung einer "zukunftsfesten Breitbandversorgung in der Altmark" sein wird. Mit der Verlegung von Leerrohrnetzen soll die flächendeckende Versorgung mit Glasfaserbreitbandanschlüssen für Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 Mbit/s und mehr vorbereitet werden.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Offener Dialog zu Tierwohl in der Landwirtschaft

Das durch die Landesregierung initiierte Forum „Nutzierhaltung“ bringt erste konkrete Projekte hervor.

- von Kai Bieler -

In unserer Gesellschaft ist die Sensibilität für Fragen der Tiergesundheit und des Tierwohls enorm gestiegen. Daraus erwachsen auch zunehmend Akzeptanzprobleme für die moderne Nutztierhaltung, etwa bei der Genehmigung neuer Großanlagen oder dem Einsatz von Antibiotika. Um diesen zu begegnen, rief das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt zu Beginn des Jahres 2011 mit dem „Forum Nutztierhaltung“ unter Leitung der Mediatorin Kristina Oldenburg eine Plattform für den zukunfts- und lösungsorientierten Dialog zwischen Landwirten, Wissenschaftlern, Tierschützern, Umweltverbänden und Verwaltung ins Leben.

„Die moderne Nutztierhaltung steht im Spannungsfeld von ökonomischen Zwängen, Tierschutz und Bürger- und Verbraucherinteressen. Es wird zumeist gegeneinander geredet und nicht miteinander. Diese harten Fronten wollten wir mit dem Forum aufbrechen“, erklärte Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Dr. Hermann Onko Aeikens zum dessen vorläufigem Abschluss am 1. Dezember 2011 in Magdeburg. Als wichtigstes Ergebnis des Forums sieht Dr. Hermann Onko Aeikens die Tierhaltung noch stärker als bisher in der Pflicht, sich nach dem Wohl der Tiere und den Bedürfnissen der Anwohner auszurichten. Es gelte das Prinzip: „Die Haltungsbedingungen sind dem Tierwohl anzupassen, und nicht die Tiere an die Haltungseinrichtungen“, so Aeikens weiter.

Im Rahmen der Workshop-Reihe entstanden dazu eine Reihe von Projektideen. Bereits die Auftaktveranstaltung am 25. Februar 2011, die sich auch mit dem Einsatz von Abluftreinigungsanlagen  in der Nutztierhaltung beschäftigte, brachte dazu erste konkrete Ergebnisse. So werden künftig Anwohner in der Nähe von Tierhaltungsanlagen besser vor Geruchsbelästigungen geschützt werden. Dazu rückt bei der Prognose von Geruchsbelästigungen im Rahmen von Genehmigungsverfahren nicht nur der Schutzaspekt, sondern auch der Vorsorgeaspekt in den Fokus, Daraus ergeben sich deutlich schärfere Anforderungen für Neubauten sowie – unter Berücksichtigung von Übergangsfristen – auch für bestehende Anlagen.

In einem weiteren Workshop diskutierten die Teilnehmer des Forums ebenfalls über eine frühzeitige Einbeziehung von Bürgern vor Ort in den Entscheidungsprozess bei der Genehmigung und dem Betrieb von neuen Nutzieranlagen. Durch eine höhere Transparenz in allen Prozessphasen soll so die gesellschaftliche Akzeptanz für die moderne Nutztierhaltung gesteigert werden. Als erste konkrete Maßnahme wird das Landesverwaltungsamt dazu in Zukunft die Termine für Vorort-Kontrollen von Anlagen im Internet veröffentlichen. Ob darüber hinaus die bundesweit einheitlichen Vorgaben des Bundes-Immissionsschutzgesetzes mit dem Ziel einer stärkeren Bürgerbeteiligung im Rahmen einer Gesetzesinitiative der Landesregierung geändert werden können, wollen die beteiligten Partner im  Jahr 2012 weiter diskutieren.

Dann wird auch die als Ergebnis des Forums gegründete, interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Tierwohl“, ihre Arbeit aufnehmen, die strategische Konzepte zur Verbesserung der Tiergesundheit erarbeiten soll. Ziel des Vorhabens ist es, auf Basis vorhandener Daten praxisnahe Tierschutzindikatoren für die Haltung von Schweinen, Rindern und Masthähnchen sowie ein Ampelsystem zu deren Bewertung zu entwickeln. Flankierend dazu sind Beratungsangebote für landwirtschaftliche Unternehmen zur freiwilligen Verbesserung der Haltungsbedingungen und des betrieblichen Managements geplant.

Dann wird auch die als Ergebnis des Forums gegründete, interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Tierwohl“, ihre Arbeit aufnehmen, die strategische Konzepte zur Verbesserung der Tiergesundheit erarbeiten soll. Ziel des Vorhabens ist es, auf Basis vorhandener Daten praxisnahe Tierschutzindikatoren für die Haltung von Schweinen, Rindern und Masthähnchen sowie ein Ampelsystem zu deren Bewertung zu entwickeln. Flankierend dazu sind Beratungsangebote für landwirtschaftliche Unternehmen zur freiwilligen Verbesserung der Haltungsbedingungen und des betrieblichen Managements geplant.

Darüber hinaus plant das Landwirtschaftsministerium im Ergebnis des Forums die Förderung neuer Beratungsangebote, um die Landwirte in Sachsen-Anhalt auf die neuen Anforderungen in den Bereichen Tierschutz, Klimawandel, Wassermanagement und Erhaltung der biologischen Vielfalt im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) bis zum Jahr 2020 vorzubereiten. Einig waren sich die Forumsteilnehmer ebenfalls in dem Ziel, den Wissenstand über die Praxis moderner Landwirtschaft bei Kindern und Jugendlichen verbessern zu wollen. Dabei sollen die bestehenden schulischen Bildungsangebote analysiert sowie neue Lehrplaninhalte und Konzepte entwickelt werden. Bereits im Januar 2012 wird das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt dazu erste Gespräche mit dem Kultusministerium aufnehmen.

Aufgrund seines wichtigen Beitrages zur weiteren Ausrichtung der Fördermaßnahmen und Beratungsangebote im Rahmen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) wurde das Forum Nutztierhaltung mit 26.400 Euro aus ELER-Mitteln gefördert.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Biotopia ist kein „Utopia“

Ökologische Landwirtschaft funktioniert, durch gewachsenes Verbraucherbewusstsein und durch die Hilfe von der Europäischen Union

- von Grit Gröbel -

Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums, kurz ELER genannt, fördert nachhaltige Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft und zielt auf die Erhöhung der Lebensqualität im ländlichen Raum ab. Dies sind zwei von vier Förderschwerpunkten, die auch in Sachsen-Anhalt zum Einsatz kommen. Die Europäische Union unterstützt unser Land mit rund 904 Millionen Euro aus dem ELER. Zu den Maßnahmen, durch die die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden soll, gehört die Unterstützung des Greifenhagener Landwirtschaftsbetriebes „Biotopia“.

Biotopia: In GbR-Gemeinschaft betreibt die Familie Anthes eine Tier- und Pflanzenproduktion, eine Gärtnerei sowie die Direktvermarktung der Bioprodukte werden von den Partnerfirmen Klaus Feick und Birgit Rufer betrieben. Mittels Förderung wird ihre Konkurrenzfähigkeit unterstützt. Und das auch, weil die ökologische Landwirtschaft kostenintensivere Betriebsabläufe hat.Die Förderung werden genutzt, um eben diese effizienter gestalten zu können. Zum Beispiel bei der Tierhaltung. Die jüngsten der Kälber wachsen auf dem Hof in Kälberiglus auf. Sie wurden angeschafft, um die Arbeitsqualität der Bauern und die Wirtschaftlichkeit des Betriebes zu steigern. Bei den Kälbchen schaut der jüngste Mitarbeiter von „Biotopia“ mehrmals täglich vorbei.

Marcel Bröse ist frisch gebackener Diplom-Agraringenieur. Er, der Ökolandbau an der Hochschule als Studienfach belegte, wählte seinen Berufseinstieg bewusst in Greifenhagen. Er komme von hier und sein Wissen, wie ökologische Landwirtschaft funktioniere, könne er einbringen. Der Anfang Zwanzigjährige und sein Chef Werner Anthes, der seit 40 Jahren in der Landwirtschaft arbeitet, ergänzen sich fachlich gut. „Aus Sicht der Betriebwirtschaft funktioniert Biotopia, weil es Leute gibt, die bewusst Bioprodukte auswählen und darauf Wert legen, dass diese aus der Region stammen. Und aus pflanzenbaulicher Sicht funktioniert es, da beim Bioanbau ein möglichst geschlossener Nährstoffkreislauf herrscht“, gibt Marcel Bröse kund. Das hört sich flüchtig betrachtet nach Hörsaalwissen an. Doch beim Rundgang mit ihm entlang der Felder und in den Ställen, wird man eines Besseren belehrt. Der junge Ingenieur packt mit an. Seine Liebe zur Landwirtschaft entdeckte er bereits mit 16 Jahren. Damals machte er im Betrieb ein Schülerpraktikum. Ein freiwilliges  ökologisches Jahr folgte nach dem Abitur. „Das Jahr half mir bei meinem Berufswunsch. Der ökologische Landbau ist das, was mich interessiert.“, erzählt Marcel Bröse während er die Maisversuchsflächen inspiziert und nach den Kühen schaut.

Was das Bewusstsein der Verbraucher betrifft, so ist das wöchentlich auf dem Markt in Halle (Saale) zu erleben. Dort und im eigenen Biotopia-Geschäft in Halles Kleiner Ulrichstraße werden die Lebensmittel beispielsweise angeboten.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Milch in besserer Qualität und kostengünstiger produziert

frischli Milchwerke modernisierten das Verfahren zur Herstellung von Konsummilch, die EU förderte die Maßnahme

- von Grit Gröbel -

Das Mädchen mit den frechen Zöpfen, das sich lachend die Lippen leckt. Das ist seit Jahrzehnten das Bild, was auf jedem „Leckermäulchen“ zu sehen ist und heute aus den Verkaufsregalen der Lebensmittelmärkte in ganz Deutschland „schaut“. Der Milchquark gehört zu den Erfolgsgeschichten der sachsen-anhaltinischen Wirtschaft. Der Produzent - die frischli Milchwerke in Weißenfels - kann aber noch mehr. Denn: Stündlich laufen 30.000 Liter Konsummilch durch die Anlagen, um in Tetrapacks abgefüllt zu werden. Die Herstellung von Konsummilch ist das zweite Standbein des Betriebes. Ein Standbein, mit dem die Firma im hart umkämpften Milchmarkt steht. Da zählt jeder Cent, mit dem günstiger produziert werden kann.

„Wenn wir günstiger bei gleich guter oder am besten in höherer Qualität die Milch herstellen, können wir die Landwirte besser bezahlen. Beide Seiten haben betriebswirtschaftlich etwas davon“, meint Dieter Gorzki. Der Geschäftsführer des 136 Mitarbeiter starken Betriebes weiß, wovon er spricht. Seitdem das Unternehmen das Verfahren zur Herstellung modernisiert hat, entstanden Einsparungen.
„Mit der Hochschule Anhalt entwickelten wir das Verfahren, wodurch der spezifische Energieverbrauch bei der Herstellung um 0,3 Cent pro Kilogramm verarbeiteter Konsummilch reduziert wird im Vergleich zum Verfahren davor. Bei 140 Millionen Kilogramm Konsummilch pro Jahr schlägt diese verbesserte Energieeffizienz äußerst positiv zu Buche“, beschreibt der gelernte Milchtechnologe den Effekt.

Die nackten Zahlen sind das eine, die Qualitätssteigerungen sind bei Investitionen ebenso wichtig. Mit dem neuen Verfahren werden die mechanische Beanspruchung aller Milchbestandteile und die thermische Belastung der Inhaltsstoffe reduziert. Der Konsument kann eine qualitativ hochwertigere Milch trinken. „Nicht nur der Feinschmecker unter den Milchtrinkern kann das am nicht mehr so stark ausgeprägten „Kochgeschmack“ der Konsummilch erkennen“, beschreibt Dieter Gorzki. Alle diese Vorteile zusammen verbessern die Marktchancen des Milchwerkes.

Eine verbesserte Marktstruktur im ländlichen Raum hat übrigens die Europäische Union im Sinn. Deshalb förderte sie die Modernisierung des Verfahrens zur Herstellung von Konsummilch. Aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) flossen rund 334.450 Euro in die Maßnahme. Der Rest des Gesamtzuschusses in Höhe von 445.930 Euro kam von Bund und Land.

„Die in Deutschland erzeugte Milch geht 2011 zu 49 Prozent in den Export. Wir sind komplett regional aufgestellt. Produzieren für Mitteldeutschland und Berlin. Von der Förderung hat also im Effekt auch die Region etwas“, spannt Dieter Gorzki beim Erzählen den Bogen. Aus seiner Sicht mache es wenig Sinn, die Tetrapacks von weither zu holen. „Konsummilch ist ein Standardprodukt, und der Verbraucher ist nur bereit einen bestimmten Preis dafür zu bezahlen. Die regionale Komponente bei der Milchherstellung ist also wichtig.“, so der frischli-Chef.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Obst-Glück im ganzen Jahr

Durch den vom EU-Fonds ELER geförderten Hallenbau lagern Natho´s Säfte ganzjährig in bester Qualität

- von Grit Gröbel -

„In einem kleinen Apfel, da sieht es niedlich aus.“ Mit diesem Kinderlied ist wohl jeder von uns groß geworden. Und das Wissen über den Vitaminreichtum heimischer Apfel- und anderer Obstsorten ist ganz bestimmt keine Geschmackssache. Doch auf Letzteres kommt es an, gerade, wenn das Obst aus der Flasche kommt – aus der Saftflasche!

22 Sorten produziert die Firma „Natho´s Säfte“ aus Welsleben, südlich von Magdeburg gelegen. Die Rohstoffe – sprich das Obst – kommen von den Streuobstwiesen der Region, den Gärtnern und Naturschutzverbänden. Damit die Säfte ganzjährig in bester Qualität gelagert werden können, griff der Familienbetrieb vor zwei Jahren tief in die eigene Tasche und stellte darüber hinaus einen Förderantrag, um den immensen Betrag für eine neue Lagerhalle zusammen zu bekommen. Weil mit der Investition die Verbesserung der Marktstruktur verbunden ist, befand die EU das Vorhaben für förderwürdig. Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) bezuschusste die Maßnahme mit 50.625 Euro, vom Land Sachsen-Anhalt gab es 6.750 Euro und der Bund steuerte 10.125 Euro bei. Der Betrieb selbst schultert den Großteil in Höhe von über 204.170 Euro. Insgesamt eine Menge Geld. Ob die Investition auch wirklich nachhaltig greift? Diese Frage ist Grund genug, um ein Jahr nach Inbetriebnahme der Lagerhalle bei den Natho´s nachzufragen.

„Die Halle fasst Tanks mit einem Gesamtvolumen von 700.000 Litern. Sie ist also für Wachstum ausgelegt, denn derzeit haben wir Tankbehälter für 500.000 Liter Säfte aufgestellt. Die Anschaffung der Tanks wurde übrigens auch durch den ELER gefördert“, berichtet Geschäftsführer Dirk Natho. Der wichtigste Effekt aber sei die Einsparung von Energiekosten. Diese bewege sich im fünfstelligen Bereich. „Vorher standen die Tanks draußen. Sie mussten im Winter beheizt werden, dass entfällt jetzt“, erzählt er weiter. Durch Lagerung der Produkte in der Halle treten nun keine Temperaturschwankungen mehr auf, wodurch sich die Qualität der Produkte verbesserte. „Schon nach einem Jahr kann ich sagen, dass die Investition für uns einen Quantensprung bedeutet“, resümiert Dirk Natho. „Mehr Lagerkapazität. Kürzerer Weg für die Pumpstrecke. Effektivere Nutzung der Reinigungsmittel durch zentrale Lagerung. Wetterunabhängiges Verladen der eingelagerten Säfte.“, sprudelt es förmlich aus ihm heraus. All das seien Pluspunkte bei der Vermarktung. Neben dem Direktverkauf ab Hof beliefert die Mosterei Supermärkte im Umkreis von 100 Kilometer. Von dort gehe es auch in entferntere Verkaufsstellen „Die Hamburger und Regensburger lieben beispielsweise unseren Rhabarbersaft“, weiß er zu berichten.

Ob Rhabarber im Mai, danach die Beeren und dann die Sauerkirschen oder im Herbst die Äpfel, Birnen und Quitten: Den Landschaftspflegever- bänden und dem Streuobstwiesenverband ist es wichtig, dass sie Saft von ihren eigenen Früchten von der Mosterei holen. Durch die neuen, unterschiedlich großen Tanks in der neuen Lagerhalle ist das möglich. Dass sie zu Recht auf „ihr Obst in der Flasche“ bestehen, liegt vielleicht im Wissen um das Glück, was in den Früchten steckt. Frei nach dem Loblied, was im Hofladen der Natho´s Säfte GmbH geschrieben steht: „Eines musst du dir gut merken, wenn du schwach bist, Äpfel stärken … Mensch, im Apfel liegt dein Glück.“

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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(Ab)wasser marsch!

Umbau der Kläranlage in Rollsdorf kurz vor Abschluss, zwei Drittel der Investition durch EU-Fonds ELER gefördert

- von Grit Gröbel -

Baden, Duschen, Geschirr spülen, Wäsche waschen, Kochen … oder das Betätigen der Toilettenspülung: Etwa 135 Liter Wasser verbraucht jeder Mensch in Deutschland pro Tag. Und jeder von uns ist dabei an eine hohe Wasserqualität gewöhnt. Damit - wie vom Umweltbundesamt bezeichnet - „unser Trinkwasser das reinste Lebensmittel“ bleibt und mit den Ressourcen verantwortungsvoll umgegangen wird, stellen die Kläranlagen einen wichtigen „Baustein“ der Wasserwirtschaft dar. Der Bau und die Sanierung von Abwasseraufbereitungsanlagen erfolgt unter dieser Prämisse sowie unter der Berücksichtigung von Einwohnerprognosen und gewerblicher Ansiedlung. Die Kläranlage in Rollsdorf, unweit des Süßen Sees, ist eine der Anlagen, die derzeit umgebaut wird. Die mehrere Millionen Euro umfassende  Maßnahme wird durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) gefördert.

Die hochkomplexe Kläranlage sorgt dafür, dass das gereinigte Abwasser in die Salza eingeleitet werden kann. Seit zwei Jahren wird die Anlage, die bisher mit aerober Schlammstabilisierung gearbeitet hat, zu einer Kläranlage mit anaerober Schlammbehandlung umgebaut. Daraus ergibt sich neben der dringend erforderlichen Kapazitätserhöhung eine erhebliche Energieeinsparung.

Derzeit werden die Systeme Schritt für Schritt getestet, bevor die Kläranlage Anfang 2012 vollständig in Betrieb gehen wird. „Das Abwasser aus Eisleben wird
durch eine 15 km lange Überleitung nach Rollsdorf gepumpt“, berichtet Steffen Girnus. Der Diplomingenieur der Pöyry Deutschland GmbH ist Projektleiter für die Baumaßnahme in Rollsdorf. Besonders stolz ist er darauf, dass die gesamte Überleitungsstrecke mit nur einem Pumpwerk betrieben wird. „Das ist unter Beachtung aller Randbedingungen im Einzugsgebiet in Europa bisher einmalig“, meint er. Der Umbau der Kläranlage fand unter laufendem Betrieb statt. Eine schwierige Aufgabe war es, in der ganzen Zeit dafür zu sorgen, dass die Abwasserreinigung nicht unter den Baumaßnahmen leidet.

Durch das neue Schlammsilo braucht der Schlamm nicht mehr offen gelagert werden. Das hat eine Geruchsminderung zur Folge, die allerorts begrüßt wird. Und in Rollsdorf, das von Gärten und Weinhängen umgeben ist, erst recht. Die zwei neu errichteten Blockheizkraftwerke werden im Übrigen mit dem aus der Abwasserreinigung gewonnen Methangas gespeist. Der energetische Betrieb der Kläranlage aus eigener Kraft ist somit gesichert.
Zu den „Herren über die Baustelle“ gehört neben Steffen Girnus auch Andreas Gimpel. Seines Zeichens Verbandsgeschäftsführer des AZV „Eisleben – Süßer See“, hat er insbesondere die Nachhaltigkeit der Baumaßnahme im Blick. „Zukünftig können alle fünf Verwaltungsgebiete des AZV ihr Abwasser hier zentral klären lassen. Neben Eisleben gehören die Verwaltungsgemeinschaft Mansfelder Grund-Helbra, das Gebiet Süßer See, Farnstädt und Höhnstedt dazu. Die Reinigungsleistung wird auf 65.000 Einwohnerwerte erhöht. Das ist eine Steigerung um gut 44 Prozent.“, berichtet er. Das Investitionsvolumen gehe in die Millionen Euro. Von den über 7,5 Millionen Euro förderfähigen Kosten übernimmt der EU-Fonds ELER 75 Prozent. Das restliche Viertel wird aus kommunalen Mitteln finanziert.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Trächtige Milchkühe erkennen

Automatisches Brunsterkennungssystem als Teil modernen Betriebsmanagements – förderfähig aus dem EU-Fonds ELER

- von Grit Gröbel -

Zu den Aufgaben des Rinderzuchtverbandes Sachsen-Anhalt e. G. (RSA) gehört die Beratung der Landwirte hinsichtlich der Rentabilität der Milchproduktion. Diese hängt  neben einer hohen Milchleistung und -qualität insbesondere vom Erreichen einer hohen Fruchtbarkeitsleistung ab. Die Bauern sind oft unzufrieden mit den Fruchtbarkeitsergebnissen ihrer Tiere. Um diese beeinflussen zu können, bedarf es einer umfassenden Beobachtung der Kühe – eine zeit- und somit Personalkosten aufwendige Angelegenheit. Der RSA bietet ein Brunsterkennungssystem namens „Headtime“ an und berät bei dessen Einführung sowie Nutzung im Agrarbetrieb. Acht Systeme sind derzeit in Sachsen-Anhalt im Einsatz. Eines in Schönfeld, Altmark. Für die Anschaffung des Brunsterkennungssystems stellte die Agrargenossenschaft Schönfeld e. G. einen Förderantrag. Die Bewilligung kam vom Landesministerium für Landwirtschaft und Umwelt, die Fördergelder zu überwiegendem Teil aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).

Der Leiter der Tierproduktion in Schönfeld, Klaus Gericke, besitzt langjährige Erfahrung beim Fruchtbarkeitsmanagement der derzeit 150 Milchkühe. Er weiß am besten, wie sich Hochleistung bei der Milchproduktion auf die Brunsterkennung auswirkt. „Die klassischen Brunstmerkmale werden nicht mehr so stark gezeigt wie früher. Und wenn die Symptome nicht mehr verlässlich erkannt werden, sinkt die Fruchtbarkeitsleistung der Tiere“, weiß er. Dr. Guido Stürmer vom RSA ergänzt, dass die Fruchtbarkeitsleistung nicht nur von den Tieren sondern auch vom Betriebsmanagement abhänge. Denn, wenn die Brunstbeobachtung nicht ganztägig in hoher Qualität abgesichert werden kann, läuft der Landwirt Gefahr, dass Brunsten nicht erkannt werden. Und das habe betriebswirtschaftliche Dimensionen. „Es ist entgangener Nutzen, entgangener Gewinn!“, betont Dr. Stürmer. „Das System der Marke Headtime erkennt sicher die brunstspezifischen Bewegungsmuster der Kühe, für jedes Tier individuell.“ Bevor man im April mit der Einführung des Systems begonnen hat, setzten sich alle an einen Tisch: Der Genossenschaftsvorstand, der Tierarzt und der Rinderzuchtverband. Schon jetzt, ein gutes halbes Jahr später, sind erste positive Ergebnisse zu erkennen. So wurde neben der Verbesserung der Brunsterkennung auch nahezu eine Verdopplung der Positivrate bei der Trächtigkeitsuntersuchung festgestellt. Der Betrieb verfügt stets über alle Informationen und kann von Tier zu Tier individuell entscheiden, ob es besamt wird.

Die Ergebnisse über die Trächtigkeit können so in das gesamte Betriebsmanagement integriert werden. Für den RSA gebe es noch einen anderen Effekt durch die Nutzung von „Headtime“. Auch die negativen Aktivitäten eines Tieres würden aufgezeichnet und angezeigt werden. Negative Aktivitäten lassen auf eventuelle gesundheitliche Probleme schließen. Es sei also möglich, sie sehr schnell zu erkennen. Viele positive Effekte, die den Anschaffungskosten gegenüber stehen. Die Agrargenossenschaft erhielt zu ihren Eigenmitteln Zuschüsse in Höhe von 2.336 Euro, wovon über 1.750 Euro der EU-Fonds ELER bereitgestellt haben. Von Land und Bund kamen die weiteren Fördergelder.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Gut gelagerte Börde-Knolle

Die Kartoffellagerung bestimmt die Qualität der Ware entscheidend mit. Investitionen in moderne Lagerhalle durch EU gefördert.

- von Grit Gröbel -

Wenn ab November die Speisekartoffeln dampfend auf den Tischen deutscher Haushalte stehen, kann es gut sein, dass sie aus den Lagerhallen von Almuth Freifrau von Bodenhausen kommen und somit aus der Börde stammen. Die Magdeburger Börde ist bekannt für ihre gute Bodenqualität.

Damit in der gesamten Lagerzeit bis Mai die Qualität der Ware bestmöglich erhalten bleibt und die Lagerung in Kisten schonend erfolgt, baute die Kartoffelaufbereitungs- und Handels GbR unter Geschäftsführung von Almuth von Bodenhausen in Tundersleben eine neue Lagerhalle. Die Investitionskosten betrugen rund 536.470 Euro. Ein Viertel davon wurde gefördert. So beteiligte sich der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) mit etwa 100.587 Euro. Weitere Fördergelder erhielt die Kartoffelaufbereitungs- und Handels GbR von Land und Bund.
„Wir kaufen die Kartoffelsorten von den Landwirten der Region, sortieren und lagern sie, bevor sie an den Handel und an Abpackbetriebe verkauft werden. Dass also jeder Tag zwischen An- und Verkauf im Sinn der Kartoffelqualität arbeiten muss, ist unser oberstes Anliegen“, erklärt die promovierte Landwirtin. Mit dem Bau der neuen Lagerhalle wird die Innentemperatur von vier bis fünf Grad Celsius durch ein Belüftungssystem konstant gehalten. Die empfindliche Knolle dankt es.

Die Erhöhung der Lagerkapazität war ebenso ausschlaggebend für die Baumaßnahme. „Wir können nun 8.500 Tonnen lagern und brauchen keine Fremdlager mehr anzumieten. Jetzt können wir unabhängig bestimmen, wann wir auf die Kartoffeln zugreifen wollen“, erläutert Frau von Bodenhausen, die die Geschäftsführerin der GbR ist. In ihr Geschick bei Finanzfragen setzen die anderen Gesellschafter vollstes Vertrauen. Zu ihnen gehören, neben Hennig Wagner und Dörte Lühmann, auch ihr Mann Albrecht sowie Andreas von Graeve. Die beiden Letztgenannten sind selbst Kartoffelerzeuger. Auch Familie von Bodenhausen betreibt Landwirtschaft, baut u. a. Zuckerrüben, Mais, Braugerste und Kartoffeln an. „Die Kartoffel muss man lieben, sonst läuft ein Betrieb, bei dem sich alles um sie dreht, nicht.“, ist sich Almuth von Bodenhausen sicher. Sie meint damit die Qualitätsschwankungen der Frucht und die schwankenden Preise beim Verkauf. Deswegen war der Lagerhallenbau so wichtig. Durch gleichbleibend gute Qualität bei der Lagerung an einem zentralen Ort kann der Verkaufszeitpunkt selbst bestimmt werden. Die Marktchance des Betriebes wird somit positiv beeinflusst. Und auf solch einen Effekt zielt das ELER-Förderprogramm „Marktstrukturverbesserung“ ab.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Zusammenrücken – zusammenarbeiten

Das Schulbauförderprogramm Sachsen-Anhalts greift in Zörbig

- von Grit Gröbel -

Der EU-Fonds ELER fördert die ländliche Entwicklung. Verfügen die Orte über attraktive Schulstandorte, so wirkt sich das positiv auf die Anziehungskraft der jeweiligen ländlichen Region aus. Das Land  Sachsen-Anhalt setzt mit seinem aus dem ELER finanzierten Schulbauförderprogramm genau hier an. Kleine Grund- oder Sekundarschulen in kommunaler Trägerschaft mit einer Schülergröße von bis zu 350 Mädchen und Jungen konnten eine Förderung beantragen. Ein Schulkonzept  musste dem Antrag zugrunde liegen. Eine von 36 Schulen im Land ist die Grundschule in Zörbig. Wenn die Baumaßnahmen Ende August abgeschlossen sein werden, kann deren Konzept unter dem Motto „Das Lernen lernen – gib mir Zeit“ sich voll entfalten.

In den Ferien geht Schulleiter Uwe H. Müller täglich durch die frisch sanierten Gebäude der Zörbiger Grundschule, deren Räume er jetzt bis ins Kleinste in das schulische Konzept integrieren kann. „Die Schüler und Schülerinnen sollen Zeit und auch die nötige Ruhe haben für das Lernen. Dabei liegt es uns am Herzen, dass sie auch nach Schulschluss am Standort gut betreut sind und sich entfalten können. So wie die Gebäude jetzt miteinander funktionieren, ist das möglich“, erzählt er bei seinem Rundgang. Mit Stolz nimmt er dabei die neue „Abkürzung“ durch den Verbindungsbau. Dieser Neubau wurde ebenso wie die Altbausanierung der Schulgebäude und Sporthalle sowie die Neugestaltung der Außenanlagen aus dem Europäischen Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gefördert. Die Zuwendung beträgt stattliche 2.470.000,00 Euro. Das sind fast 73 Prozent der geplanten Gesamtkosten.

„Unsere Schule besteht aus zwei Gebäuden. Der neue Verbindungsbau ist ein zweiter Rettungsweg. Und er verbindet auch im übertragenen Sinn“, erklärt Herr Müller. Denn beim Treppenaufgang können sich die Erst- und Zweitklässler auch bei schlechtem Wetter mit den größeren der 3. und 4. Klassen begegnen. Hier wächst also eine Gemeinschaft weiter zusammen. Und solch ein Miteinander endet nicht nach Schulschluss. Für den Hort wurde in direkter Nachbarschaft ein neues Haus gebaut. Dadurch wiederum wurden Räume in der Schule frei, in denen die Kinder beispielsweise ihre Lesekompetenzen schulen können. Nach Bauabschluss soll zudem die musikalische Förderung einen breiteren Raum einnehmen.

Was für die Grundschule gut, ist auch für die Sekundarschule von Vorteil
Gern schaut Bürgermeister Rolf Sonnenberger zur Baustellenbesichtigung vorbei. Jutta Mädchen, die als stellvertretende Bürgermeisterin für den Bereich Schulen zuständig ist, darf dabei nicht fehlen. Sie verweist auf die Solaranlage auf der Turnhalle und das Erdwärmekonzept, welche die gesamte Maßnahme abrunden und von der Stadt finanziert werden. „Auch wenn die ursprünglich geplanten Gesamtkosten für die Sanierung aufgrund der in der Altbausubstanz entdeckten Schäden nicht ausreichten, stand die Kommune zu ihrem Wort. Die entstandenen Mehrkosten werden geschultert“, führt der Bürgermeister aus.
Denn alle sind sich einig, dass ein attraktiver Schulstandort die Attraktivität von Zörbig entscheidend steigert. Nicht zuletzt betreibt die Stadt das Konzept „Zörbiger Bildungslandschaft“, in das sich die Baumaßnahmen einfügen. Die von der EU geförderte Investition in die Bildungsinfrastruktur ist dabei eng mit einer verbesserten Qualität des Bildungsangebotes verzahnt. Der Bürgermeister betont weiter, dass das sanierte Gelände und das Konzept der Grundschule sich auch vorteilhaft auf die Sicherung der direkt angrenzenden Sekundarschule auswirken. „Eltern spüren, wenn sich ihre Sprösslinge in Zörbig wohl fühlen. Schaut man sich auf dem Gelände um, so gewinnt man den Endruck, man stehe auf einem kleinen Campus. Und ein Campus ist architektonisch auch ein Sinnbild für Heimstatt“, ergänzt Jutta Mädchen.

Hand in Hand in allen Bereichen

Nach den zurückliegenden Monaten intensiver Bautätigkeit befragt, kann der Schulleiter ein leichtes Stöhnen nicht unterdrücken. „Klar, es war manchmal schon laut im Haus. Raumpläne mussten oft neu erarbeitet werden, damit die Sanierung so reibungslos wie möglich erfolgen konnte. Den Kindern und Lehrern wurde viel Verständnis abverlangt. Doch nun ist es geschafft! Und wir haben übrigens keine einzige Sportstunde in der akuten Bauphase ausfallen lassen“, resümiert er und setzt noch ein Lob der ganz anderen Art hinterher: „Das Außergewöhnliche für mich war die gute Zusammenarbeit aller vier Ministerien, die am Projekt beteiligt waren. Dem Ministerium für Arbeit und Soziales, dem Kultusministerium, den Ministerien für Landwirtschaft und Umwelt sowie für Landesentwicklung und Verkehr. Alles ging Hand in Hand.“

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Wie der Vater so der Sohn

Ein gutes Stück Altmark bei den Dihlmanns – Ökologische Landwirtschaft, gefördert durch die Europäische Union

- von Grit Gröbel -

Baumgesäumte Straßen prägen das Landschaftsbild der Altmark seit jeher. Doch nur, wenn sich die Einwohner auch weiterhin für die alten Obstbäume verantwortlich fühlen, bleibt das so! Eine der Familien, die sich darum sorgt, ist die Familie Dihlmann aus dem Örtchen Busch im Landkreis Stendal. Warum sie das tut, ist in ihrer Familiengeschichte begründet. Die Dihlmanns sind seit über 14 Generationen Landwirte und widmen sich dem ökologischen Landbau. Naturverbundenheit gehört zu ihren Maximen.

Vor gut 15 Jahren kam Michael Dihlmann in die nördliche Altmark und schlug mit dem Erwerb eines landwirtschaftlichen Betriebes eine neue Seite im Familienbuch auf. Denn er stammt aus Baden-Württemberg, gehört dort zur 14. Generation der Familien-Landwirte. „Wir haben uns hier angesiedelt, weil der Landstrich unserem Naturell entspricht. Weite Wiesen und Felder prägen das Bild der Altmark, der Boden ist für einen Biobetrieb geeignet. Und wir fühlen uns hier wohl. Ich kann sagen: Ich bin ein Altmärker.“, erzählt der Biobauer.
Mehr als 400 Hektar werden in klassischer Fruchtfolge bearbeitet. Die Schweinezucht ist das zweite Standbein. Der Betrieb gehört zur Erzeugergemeinschaft Öko-Korn-Nord, dessen 1. Vorsitzender Michael Dihlmann ist.

Von den Äckern sind rund 30 Prozent mit Kleegras bestellt, die tragende Frucht in der klassischen Dreifelderwirtschaft. Der Klee wird beispielsweise für die 60 Fleckviehrinder benötigt. Diese und weitere 140 Milchkühe gehören dem benachbarten Bioland-Milchviehbetrieb von Bruder Jörg. Vater Günter Dihlmann lebt übrigens auch seit einigen Jahren in Busch.
Damit die neueste Familiengeschichte im Norden Sachsen-Anhalts auf tragfähigem Boden der Betriebswirtschaft steht, fördert die EU den ökologischen Landbau mit Mitteln des Europäischen Landswirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER). „Durch die Förderung aus dem ELER ist es uns möglich, so zu wirtschaften, wie es die Biolandrichtlinien verlangen, und dabei wettbewerbsfähig zu sein. Wir haben einen anderen Strukturbedarf. Die Unterstützung hilft, wenn es um Chancengleichheit in der Landwirtschaft geht.“, erklärt Michael Dihlmann. „Die Biopflanzen sind noch mehr wetterabhängig. Die Unkrautbekämpfung wird bei uns rein durch Bodenbearbeitung, ohne Chemie, gemacht. Vieles ist Handarbeit, das Ausmisten der Ställe gehört dazu. Kein Arbeitsplatz wird durch hochkomplexe Technik wegrationalisiert“, ergänzt er. Die Familie legt auf Letzteres Wert und sieht sich nicht nur als reiner Arbeitgeber. Ihr Hof ist auch zu einer Art Begegnungsstätte geworden. „Einmal im Monat treffen sich die Rentner bei uns. Unsere Erlebnisschlachterei lockt auch Städter an. Und ganze Schulklassen wollen wissen, wie das so funktioniert mit der ökologischen Landwirtschaft“, untermauert er sein Geschäftsprinzip. Spätestens wenn die Schüler da sind, kommen die Obstbäume ins Spiel. Altbauer Günter Dihlmann berichtet dann gern über die Anpflanzung einer ganzen Allee: „Landwirtschaft hört nicht am Feldrand auf. Die alten Bäume gehören zur Altmark. Nur wenn man immer wieder neue pflanzt, können das auch die Generationen nach uns sagen.“ Apropos Generationen. Michael Dihlmann ist in diesem Jahr Vater von Zwillingen geworden und hat mit diesen insgesamt fünf Söhne. Ob und wie einer der Jungs in die väterlichen Fußstapfen treten wird, darüber wird gewiss später eine neue Seite im Familienbuch der „Landwirte aus Leidenschaft“ erzählen.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Breitband: Mehr als ein Zauberwort

Mit Förderung aus dem EU-Fonds ELER erhalten Gemeinden in Sachsen-Anhalt den Zugang zum schnelleren Internet

- von Grit Gröbel -

In dünn besiedelten Regionen ist die Erschließung mit Breitband/Internet ein Schwerpunkt der ländlichen Entwicklung. Nicht zuletzt für die gewerbliche Wirtschaft ist damit eine Effektivitätssteigerung verbunden. In Sachsen-Anhalt wird die Breitbandgrundversorgung durch den EU-Fonds ELER gefördert. Insgesamt stellt das Landesministerium für Landwirtschaft und Umwelt derzeit 31 Mio. Euro Fördermittel bereit. In der Vorharzgemeinde Hedersleben befinden sich die Erschließungsarbeiten in der Endphase. Denn im Herbst ist es soweit: Ein weiterer „weißer Fleck“ auf der Karte der Unterversorgung wird verschwunden sein! Hier unterstützt der ELER die Maßnahme mit rund 123.480 Euro. Das Land steuert weitere 8.232 Euro und der Bund gut 12.348 Euro bei.

Es herrscht Hochbetrieb in der Agrargenossenschaft e. G. Hedersleben.
Die Ernte läuft auf Hochtouren, die Produktvermarktung hat ihre heiße Phase erreicht. Besonders jetzt ist nicht nur das passende Wetter sondern auch Zeit bares Geld. Bei Letzterem kommt nicht selten innerlicher Ärger hoch. Grund ist die bisher fehlende Breitbandversorgung im Gebiet.

Schnelleres Internet ist mehr als ein Zauberwort. Lutz Trautmann, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft, erklärt warum: „Es ist teilweise wirklich existenziell, wenn man allein an die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte denkt, die über Börsen gehandelt werden.
Ich will gerade Raps verkaufen und schaue in die Notierungen, stelle online fest, ob die Kurse fallen oder steigen. Es dauert einfach viel zu lange. Das kostet Geld, von der Arbeitszeit ganz zu schweigen.“
Der Bedarf an einem Internetzugang mit höherer Geschwindigkeit durchzieht
alle Geschäftsprozesse – bis hin zu aussschließlich online verfügbaren Formularen, wie beispielsweise von Behörden gehandhabt.
„Es ist schon bedauerlich, wenn man vor dem Computer sitzt, und es dauert ewig, bis sich etwas tut. Die Breitbandversorgung wird sich auch auf die Effektivität im Betrieb auswirken.“, meint Trautmann.

Für ihn hört das Problem nicht nach Arbeitsschluss auf. Tochter Julia studiert in Dessau Architektur. Wenn sie zu Hause ist, muss sie oft Studienaufgaben online erledigen. Das sei eine zeit- und auch nervenaufreibende Sache. Oft fährt sie deswegen in den Nachbarort zu Bekannten. Dort ist die Breitbandgrundversorgung bereits gegeben. Gut also, dass auch in Hedersleben die Einwohner und Unternehmen nicht mehr lange auf die ersehnte schnelle Verbindung warten müssen. Da die Gemeinde zu den unterversorgten im Land gehört, ist sie förderfähig.
Bis zum 30. November 2011 müssen die baulichen Maßnahmen der Deutschen Telekom AG abgeschlossen sein. Kabel werden verlegt und Verteilerkästen aufgerüstet, damit der Ort komplett über DSL-Verbindungen verfügen kann.

Doch nicht nur in Hedersleben wird die Breitbandgrundversorgung gesichert. „Insgesamt sieben Gemeinden mit mehreren Ortsteilen der Verbandsgemeinde konnten die Förderung in Anspruch nehmen. Unter ihnen ist auch die Gemeinde Selke-Aue, die 2010 aus dem Zusammenschluss der Gemeinden Wedderstedt, Heteborn und Hausneindorf entstand“, berichtet der Bauamtsleiter Werner Fiedler. Das Aufbringen der notwendigen Eigenmittel war wie andernorts in Deutschland auch hier nicht einfach. Für die Maßnahme in Hedersleben betragen sie immerhin 21.954 Euro. Der Anschluss an das Breitbandnetz habe aber hohe Priorität. „Viele Kleinunternehmer haben noch ein langsames Internet. Wenn sie an Ausschreibungen teilnehmen, läuft das heutzutage webbasiert. Formulare sind direkt online auszufüllen. Ohne eine Breitbandgrundversorgung ist es eine harte Geduldsprobe und kostet viel Arbeitszeit. Der Zugang zum schnelleren Internet ist heute ein Wirtschaftsfaktor“, unterstreicht Werner Fiedler.

Nach Abschluss der Maßnahme in Hedersleben sind alle Orte in der Verbandsgemeinde Vorharz an die Breitbandgrundversorgung angeschlossen. Damit wird der Anteil „weißer Flecken“, unterversorgter Gebiete der Grundversorgung, auf der Deutschlandkarte wieder um ein gutes Stück kleiner sein.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Wegweisend bis zum Nationalen GeoPark

Auf dem Geotoplehrpfad im Raum Bad Kösen sind Natur und Kulturentwicklung touristisch erlebbar

- von Grit Gröbel -

Ein Stein, so sagt man, ist die verdichtete Geschichte des Universums. Ihn zu erforschen, bedeutet sich auf eine geologische Zeitreise zu begeben. Auf dem Geotoplehrpfad im Bad Kösener Raum heißt das zugleich die intensive Bekanntschaft mit der Siedlungsgeschichte der Region.Touristisch erlebbar und informativ aufgeladen ist der rund 8 km lange Pfad durch Schautafeln und durchgängige Wegweiser. Für den Verein „Naturpark Saale-Unstrut-Triasland e.V.“ eine wichtige Voraussetzung, um das Prädikat als Nationaler GeoPark Triasland bei der GEO Union Berlin zu beantragen. Auch deshalb förderte der europäische Fonds ELER dieses Wegeleitsystem. Mit der Wiedereröffnung des Borlachschachts zur Saison 2011 erhält der Geopark am 17. April zudem ein neues Eingangstor.

„Hier ist Geologie pur! Der Pfad geht entlang einer Steilkante. Geologisch sehr spannend, befinden wir uns hier zumal an einer Schollengrenze“, beginnt der Geologe Matthias Henniger seine Führung auf dem Geotoplehrpfad. Doch er weiß auch, dass nur mit fachlichem Reden über den Stein kein Tourist anzulocken ist. Vielmehr ist die Geschichte, die mit den Steinen verbunden ist, interessant. Und der hat sich der Verein, für den er als Geologe arbeitet, verschrieben.
Die malerischen Ausblicke auf das Saaletal, die Rast auf der Rudelsburg als auch auf Burg Saaleck oder der Ausflug zum „Himmelreich“: Die Wanderer, Biker und nicht zuletzt die Gäste der Kur- und Rehakliniken von Bad Kösen erleben auf dem Geopfad, wie eng die Entwicklung der Region mit den Schätzen der Natur verbunden war und heute noch ist. Denn so wie der Naumburger Meister einst den Stein von hier für seinen Dombau holen ließ, so ist auch heute der Steinabbau Teil des Landschaftsbildes. Ein Blick auf die Kalkwerke Bad Kösen fehlt beim Rundgang nicht.

Touristische Ausschilderung – Voraussetzung für eine Bewerbung zum nationalen GeoPark ''Triasland'', EU half bei der Finanzierung

In Deutschland gibt es derzeit 13 Nationale Geoparks. Die Qualität der Bewerbung des Vereins um dieses Prädikat ist durch die EU-kofinanzierte Ausschilderung des Lehrpfades um einiges gehoben. Die EU bezuschusste die Herstellung und Aufstellung der insgesamt 75 Schilder und zehn Schautafeln mit 3.464,00 Euro aus dem ELER (Europäischer Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums). Das sind übrigens knapp 60 % der förderfähigen Gesamtkosten. Der Verein stemmte stolze 2.558 Euro und das Land unterstützte die Maßnahme mit 866 Euro. „Das geologische Erbe unserer Region wird hier für Touristen erlebbar. Denn der Pfad verbindet die Sehenswürdigkeiten miteinander.“, erklärt Matthias Henniger. Der Bildungseffekt entsteht hier also im wahrsten Sinne des Wortes beim Gehen.

Beginnt der Besucher seine Tour in der Nähe des Bad Kösener Gradierwerkes, so kann er den Borlachschacht besichtigen. Hier erzählen die Steine vom Meer. Die Geschichte der Solegewinnung ist anschaulich, das technische Denkmal in Funktion zu erleben. Beim Spaziergang an dieser Stelle des Geolehrpfads befindet sich der Besucher auf seinem ganz eigenen „Pfad der Selbstreinigung durch Soleinhallation“. Und das mit herrlichem Blick auf die Saalelandschaft sowie festem Boden Jahrmillionen alter geologischer Ablagerungen unter seinen Füßen.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Ganz Europa kämpft um den Borstgrasrasen

Schutzgebiete für bedrohte Pflanzen- und Tierarten werden durch die EU gefördert – und der Tourismus im Land ist um eine Attraktion reicher

- von Grit Gröbel -

Borstgrasrasen, Buchenwälder und Berg-Mähwiesen: Von der EU sind sie als besonders schutzwürdige Lebensraumtypen für unsere Flora und Fauna ausgewiesen. Sie gehören zu den 231 Lebensraumtypen und über 1.000 Tier- und Pflanzenarten, die europaweit gefährdet sind. Alle Schutzgebiete sind in einem Netzwerk der Europäischen Union zusammen gefasst. Es heißt „NATURA 2000“. Allein in Sachsen-Anhalt fallen 11 % der Flächen in dieses Netz. Die besondere Schutzwürdigkeit der wildlebenden Pflanzen- und Tierarten wird nicht zuletzt durch den ELER unterstützt. ELER ist der Fonds für die von Brüssel geförderte Entwicklung des ländlichen Raums. Und im Rahmen von NATURA 2000 sieht die ganz vielfältig aus. So beschäftigt sich beispielsweise die Hochschule Anhalt mit dem Monitoring und dem Management von NATURA 2000-Gebieten, oder es geht um die Stärkung der Population der Sand-Silberscharte an der Elbe. Letzteres ist ein Projekt des Bernburger Professor Hellriegel Instituts e. V.
Was für den Nichtbotaniker nach Fachchinesisch klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen zu einem Paradies für alle. Einen Einblick in ein solches verschafft Kerstin Rieche. Sie ist vom Landschaftspflegeverband Harz e. V. und verantwortlich für ein Projekt in einem von insgesamt 265 NATURA 2000-Gebieten in Sachsen-Anhalt.

Red.: Wiese ist nicht gleich Wiese. Das vermitteln Sie auf Ihren Wanderungen rund um Stiege den Gästen. Was meinen Sie damit?

Kerstin Rieche: Der Harz ist für unser Bundesland das Schwerpunktgebiet für Bergwiesen. Die echten unterscheiden sich vom Wirtschaftsgrünland durch ihre vielfältige Struktur, das Vorkommen charakteristischer Pflanzenarten wie Wald-Storchschnabel oder Kanten-Hartheu. Echte Bergwiesen beherbergen auch viele Tierarten. Besonders die Schmetterlinge sind für uns wichtige Indikatoren für den Zustand einer Wiese. Sie zeigen uns, dass unsere Arbeit Früchte trägt. Denn dass wir jetzt mit den Urlaubern über echte Bergwiesen wandern können, war nicht immer so.

Red.: Sie meinen damit die Wiederherstellung wertvoller Teile unserer Kulturlandschaft und den Schutz von Flora, Fauna, Habitat. Lässt sich dies auch in Zahlen ausdrücken?

Kerstin Rieche: Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts gab es circa vier Tausend Hektar Bergwiesen. Dann setzte die Intensivierung der Landwirtschaft ein. Zur Wende waren es in Sachsen-Anhalt nur noch etwa 500 Hektar. Jetzt hat sich im Land die Zahl verdreifacht. Ein toller Erfolg. Bedenken Sie bitte, dass manche Wiesen an die 100 Pflanzenarten beherbergen. Durch biotopgerechte Mahd und Pflege können wir z. B. auf Wiesenbrachen den Lebensraum Bergwiese wiederherstellen. Und wenn ich vom Aussterben bedrohte Arten wie Arnika oder Mohrenfalter entdecke, weiß ich, dass ich das Richtige tue.

Red.: Sie haben also als studierte Agraringenieurin die Schreibtischseite gewechselt? Schließlich müssen Sie die Landwirte überzeugen, dass naturnahe Lebensräume ebenso existenziell sind.

Kerstin Rieche: Nein, im Gegenteil! Unser Verein arbeitet eng mit den Landwirten zusammen. Und da ich praktisch aus dem gleichen Stall komme, weiß ich um ihre Belange, kann sie verstehen. Dadurch ist es möglich, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Die Borstgrasrasen beispielsweise befinden sich oft an kargen Waldrändern, Bergwiesenbrachen an steilen Hängen oder auf Rest- und Splitterflächen.
Also alles Flächen, auf denen keine Landwirtschaft mehr betrieben wird. Sie dennoch nicht zu vernachlässigen, da setzt unser NATURA 2000-Projekt an. Biologische Vielfalt ist unser Ziel, davon profitieren alle.

Red.: Nun ist Ihr Verein einer von vielen des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Land, der mit Geldern des EU-Fonds ELER gefördert wird. Wie stellen Sie sicher, dass sich die Bergwiesen auch nach Ende des Förderzeitraumes so farbenfroh präsentieren?

Kerstin Rieche: Bereits einige der Flächen, die sich in unserer Obhut befanden, werden jetzt direkt durch die Landwirte gepflegt. Weitere sollen folgen.  Landwirtschaft und Naturschutz müssen ineinander greifen. Unser Verein übernimmt mit Unterstützung des Landkreises und vieler Ortschaften des Harzes selbst die weitere Pflege wertvoller Flächen. Ich bin froh, dass wir hier gut zusammenarbeiten. Denn ich bin mir sicher, dass nur dann Fördermittel sinnvoll eingesetzt werden können. Und bei unserem Projekt sprechen wir immerhin von gut 73.500 Euro von der EU und rund 24.500 Euro vom Land für einen Zeitraum von drei Jahren.

Red.: Zum Schluss eine persönliche Frage. Was macht Sie glücklich, wenn Sie über die wieder hergestellten Bergwiesen im Harz gehen?

Kerstin Rieche:   Die Vielfalt von Duft und Farbe auf den Bergwiesen, aber auch die geretteten Borstgrasrasen. Und das nicht nur aus naturschutzfachlicher Sicht. Ganz Europa kämpft um diesen Lebensraumtyp. Anderswo muss er regelrecht neu angelegt werden. Wir sind in der glücklichen Lage, ihn noch zu haben. Wir müssen ihn „nur“ pflegen. Das ist kostengünstiger. Was die Voraussetzungen betrifft, so können wir uns in unserer Region im siebten Himmel fühlen.

Ihren siebten Himmel teilt Kerstin Rieche gern bei den Bergwiesenwanderungen. Kamen zur ersten vor vier Jahren nur zwei Interessierte, so sind es heute im Durchschnitt 30, bei der letzten waren sogar 58 Naturfreunde dabei. Die nächste geführte Wanderung findet am 7. August 2011 statt. Treffpunkt ist um 14:00 Uhr in Allrode. Anmeldung erforderlich.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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In Würde altern, wo die Heimat ist

Die Europäische Union unterstützt das Leben auf dem Land – Bedarf an Senioreneinrichtungen nimmt zu

- von Grit Gröbel -

Fachwerkhäuser, der Plausch über den Gartenzaun, das Grün der Wälder und Wiesen ringsumher. Wer mitten im Harz aufgewachsen ist, möchte auch seinen Lebensabend hier verbringen. Das Sprichwort „Alte Bäume verpflanzt man nicht“ scheint hier beheimatet zu sein. Dessen bewusst sind sich auch diejenigen, die in Pflegeberufen arbeiten sowie mit viel Eigeninitiative Begegnungsstätten für Senioren entstehen lassen. So auch in Wasserleben und Neudorf.

Während in Wasserleben Jutta Lindemann eine einstige Kaufhalle bis Ende 2010 zu einer Begegnungsstätte umgebaut hat, in der sie jetzt täglich die Senioren zum Kaffee begrüßt, wird in Neudorf noch emsig gewerkelt. Denn bis zum Sommer entsteht hier ein „Pflegezentrum mit Begegnung“.
Die Förderung der Baumaßnahmen aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) haben beide gemeinsam.

Insgesamt unterstützt die Europäische Union Sachsen-Anhalt in der aktuellen Förderperiode mit rund 817 Millionen Euro aus dem ELER. Davon gehen 160.000 Euro nach Neudorf und etwa 110.560 Euro nach Wasserleben für die Seniorenbegegnungs- sowie Pflegezentren. Nicht zuletzt, weil die zunehmende Anzahl an älteren Menschen auch auf dem Lande in Würde leben will und soll.

Die Neudorfer Olga und Thomas Drexler betreiben bereits den Seniorenpark „Waldblick“. Das ehemalige Ferienheim mit Gaststätte wurde zum Teil im Rahmen des Dorferneuerungsprogramm saniert und erweitert. Doch der Bedarf an Altenbetreuung wächst. Das Ehepaar entschloss sich, ein weiteres Objekt in Angriff zu nehmen. „Neben der ständigen Altenpflege ist die Nachfrage nach Tagespflege groß. Im Waldblick würde das unsere Möglichkeiten sprengen. Doch im neuen Pflegezentrum inmitten des Dorfkerns wird es möglich. Am 1. Juni wollen wir eröffnen.“, erzählt Thomas Drexler bei seinem Rundgang auf der Baustelle. Der gesamte Innenausbau ist in vollem Gange. Ehefrau Olga, die als Pflegedienstleiterin tätig ist, unterstützt ihn kräftig. „Oft sind die Älteren allein zuhause. Hier können sie ins Gespräch kommen, die Pflege am Tag nutzen und Angst verlieren. In einem Seniorenheim ist Leben.“, umschreibt sie ihre Motivation für die Arbeit. Der Ortsbürgermeister Harald Heidrich sieht das neue Zentrum als Ergänzung zum Dorfleben. „Die Menschen müssen zusammenhalten. Das heißt aber auch, dass sie zusammenkommen. In unserem Seniorenclub trifft man sich seit Jahren gern. Im neuen Seniorenzentrum wird das ebenso sein.“, betont er. Und dass die Baumaßnahme auch einen Arbeitsmarkteffekt hat, ist allen klar. Im Seniorenpark „Waldblick“ wurden 25 Arbeitsplätze neu geschaffen, im bald fertigen Seniorenzentrum werden es 10 weitere sein. Hinzu kommen die Dienstleistungen, wie Frisör oder Fußpflege. Eine Filial-Arztpraxis ist ebenso geplant, verrieten die Bauherren. Spätestens bei diesen Beispielen wird die Bedeutung der Maßnahme für den gesamten Ort deutlich.

Ebenso bedeutungsvoll für die Ortsentwicklung ist die Begegnungsstätte für die Wasserleber Einwohner. Im „Haus am Park“ trifft sich die Volkssolidarität und auch die Kirchengemeinde lädt ein. Hier feierte Helga erst kürzlich ihren Geburtstag oder schaut eine Bekannte von Inhaberin Jutta zum ersten Mal vorbei. Begleitet wird sie von einer mobilen Pflegerin. Edith, die erste Mieterin der altersgerechten Wohnungen im Haus, erfährt das und will am liebsten gleich Hallo sagen. „Als ich im Januar aus meinem großen Haus hierher zog, war das schon eine Umstellung. Doch jetzt hab ich mich eingelebt.“, sagt die 86-jährige. Das schönste bei allem sei, dass sie hier in ihrem Heimatort bleiben kann, und nicht wegen ihres Alters in eine andere Stadt ziehen muss, wo sie niemanden kennt. Und sich gut zu kennen, scheint Gang und Gebe zu sein. Das hier jeder mit jedem per Du ist, ist dafür der schönste Beweis.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Litauen schaut Sachsen-Anhalt über die Schulter

Investitionsbank Sachsen-Anhalt und Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt empfingen am Freitag, 6. März 2009, hochrangige Delegation Litauens – Europäische Förderpolitik für die Landwirtschaft im Mittelpunkt

- von Kathrin Mollenhauer -

Bei einem Arbeitstreffen am 6. März stand die Investitionsfähigkeit der Landwirte mit Blick auf die Zeit nach dem Jahr 2013, wenn die aktuelle Förderperiode der Europäischen Union ausläuft, im Fokus.

Sachsen-Anhalt geht als eine von wenigen europäischen Regionen einen neuen Weg: Das Land entwickelt als Finanzierungsinstrument ein Darlehensprogramm, bei dem ein Teil der EU-Fördermittel des „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“ (ELER) eingesetzt wird.

Genau genommen werden es rund 13 Millionen Euro von insgesamt 1,93 Milliarden Euro aus dem ELER sein. Diese werden die Landwirte in Form eines Darlehens für ihre Investitionen in die betriebliche Weiterentwicklung aber auch für Neugründung in Anspruch nehmen können.

Der Vorteil liegt auf der Hand: „Die Rückflüsse im Sinne einer nachhaltigen Förderpolitik können auch nach der Förderperiode für die Förderung von Vorhaben eingesetzt werden. Damit machen wir uns ein Stück unabhängiger von zukünftigen EU-Mittel-Zuweisungen.“, so Ministerin Petra Wernicke.

Und genau dieser Aspekt war für Litauen Anlass, nach Magdeburg zu reisen, um von den Erfahrungen bei der Umsetzung der europäischen Förderpolitik und von den derzeitigen Arbeitsprozessen bei der Darlehensplanung zu profitieren. Sachsen-Anhalt ist Vorreiter.

Die Ausarbeitung des so genannten ELER-Darlehensfonds als Investitionsfonds für die Landwirtschaft läuft bei dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt und der Investitionsbank Sachsen-Anhalt auf Hochtouren. Gern gaben die Mitarbeiter ihr Know-how an die litauischen Kollegen und Kolleginnen weiter.

Zu den Teilnehmern der Delegation gehörten:

Frau Dalia Miniataite, Unterstaatssekretärin des Landwirtschaftsministeriums der Republik Litauen
Frau Daina Lipps, Agrarattachè Litauische Botschaft in Berlin
Herr Vitas Lopinys, Stellvertretender Direktor der nationalen Zahlstelle der Republik Litauen
Frau Danguole Čiukauskienė, Direktorin des Garantiefonds für Agrardarlehen
Herr Mindaugas Palionis, Stellvertretender Abteilungsleiter für die Entwicklung des ländlichen Raumes des Landwirtschaftsministeriums

Bilderservice:

Gern können Sie ein Foto vom Arbeitstreffen am 6.3.2009 in der Investitionsbank Sachsen-Anhalt digital und honorarfrei anfordern. Bitte wenden Sie sich dazu an:
Kathrin Mollenhauer
0391 589-8518
kathrin.mollenhauer(at)ib-lsa.de

Eine Backstube für die Schwarze Beere der Börde

Die Wellener erhalten neues Dorfgemeinschaftshaus

- von Grit Gröbel -

Die Zeit rückt näher, ab der es in der „Guten Stube“ von Wellen nach frisch Gebackenem riechen wird. Ein Ofen wird böllern, damit Brot zum Schlachtfest, Holunderplätzchen zum Naschen oder Überliefertes aus der regionalen Küche der Magdeburger Börde ausgetauscht werden.

Doch bis zur Einweihung des Dorfgemeinschaftshauses im kommenden Frühjahr gilt es, den Innenausbau des historischen Seitenflügels vom so genannten einstigen Böckelmannschen Hof voranzutreiben. Mit dabei ist der Maurer Andreas Steglitz. Präzise setzt er den Fenstersturz als Bogen. Auch wenn im Inneren des um 1900 erbauten Gebäudes moderne Akzente gesetzt werden, sollen doch Details an die Geschichte erinnern. Schließlich fügt sich der Seitenflügel bestens ein in das Gesamtbild der Anlage. Mit ihr ist schon jetzt Leben im Dorfkern – durch den Bürgersaal in der sanierten, ehemaligen Druschscheune oder den  gegenüberliegenden Kindergarten.

Dass das Konzept für ein besseres Umfeld zum Leben auf dem Lande aufgeht, dafür sorgt auch die Europäische Union: Der Innenausbau des Seitenflügels wird durch den Europäischen Fonds ELER gefördert. Die Beteiligung von EU und Land beträgt insgesamt 59.480,00 Euro.

Und eigentlich kann sich Europa im übertragenen Sinn von der Dreizehnhundert-Seelen-Gemeinde ein Scheibchen abschneiden. Denn Zusammengewachsen ist man hier schon lange. „Es ist nicht selten, dass in Dörfern die neuen Bürger immer Zugereiste für die Alteingesessenen bleiben. In Wellen aber gibt es keine Trennung zwischen Alt und Neu“, erzählt Holger Stahlknecht, der Bürgermeister dieser an Einwohnern wachsenden Gemeinde ist. „Das gesamte Areal, zu dem der Seitenflügel gehört, hat zu einer Art Schmelztiegel geführt. Die Wellener empfinden es als ihre zweite Gute Stube.“ Und zu einer solchen gehört hier nun mal der Holunder. Um ihn herum rankt sich die gesamte Region. Es ist also nur logisch, dass ein Backofen für Genüssliches aus dieser „Schwarzen Beere der Börde“ als Zentrum im Dorfgemeinschaftshaus entsteht. Wird doch dadurch nicht nur die Tradition gepflegt, sondern zugleich der Kreis vom Korn zum Brot in der von der Landwirtschaft geprägten Region anschaulich geschlossen. Gewiss ein Anlass dafür, dass auch Genusssuchende aus dem nur sechs Kilometer entfernten Magdeburg vorbeischauen werden.

Sogar als zukünftiges wahres Kleinod sieht Steffi Trittel das Backhaus. Wenn sie nicht als Leiterin der Verwaltungsgemeinschaft Hohe Börde bei den Baumaßnahmen nach dem Rechten schaut, stöbert sie in ihrer Freizeit schon mal gern in Rezeptbüchern. Um was zu finden? Holundertipps – natürlich.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Klostergut Zscheiplitz zieht Touristen an

Wie mit Flurneuordnung ein historisches Gut aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurde

- von Grit Gröbel-

„Man muss eine Sache beginnen, wenn man was erreichen will.“ Diese Worte stammen von Sportvater Jahn, dem großen Sohn Freyburgs, zu dem der Ortsteil Zscheiplitz mit seinem Klostergut gehört. Auf eben diesem Gut mit seiner Kirche aus dem 11. Jahrhundert, hat der langjährige Bürgermeister Martin Bertling Jahns Ausspruch voller Ehrgeiz angewandt.

Das so genannte Klostergut Zscheiplitz ist von historisch großem Wert für die Region im südlichen Sachsen-Anhalt. Einst von der „Schönen Adelheid“ als Nonnenkloster gegründet, war es bis 1945 in Privatbesitz und danach in die Bodenreform eingegangen. Und was es bedeuten kann, wenn durch eine Bodenreform nicht nur Felder sondern auch Gebäude rechtlich zerteilt werden, haben die Zscheiplitzer über Jahrzehnte beobachten können: Drei verschiedene Eigentumsverhältnisse machten eine Entwicklung schier unmöglich, historische Bausubstanz verkam.

Mit Beginn der 90er Jahre kam die Chance, das Klostergut aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. „Das Gebiet ist im Verhältnis zur Gesamtfläche von Zscheiplitz sehr groß und ortsprägend. Was lag also näher, als ein Dorf im Dorf zu entwickeln.“, resümiert Martin Bertling. Der sich heute im Ruhestand befindende Bertling spricht gern im WIR. Zu Recht! Denn enthusiastische Mitstreiter braucht solch ein Sanierungsvorhaben. Und die hatte und hat er. Allen voran die Bauamtsleiterin Astrid Weide.

Die versierte Ingenieurin betreute beispielsweise die Flächenerschließung und die Regelung von Eigentum. Die Flurbereinigung, so das Fachwort dafür, schaffte hier die Voraussetzung für die Dorferneuerung.

Die Neuordnung der Grundstückszuschnitte war unerlässlich, um die Anlage – heutigen Ansprüchen an Bewirtschaftung und Tourismus gerecht werdend – wieder nutzbar zu machen. Das vereinfachte Flurbereinigungsverfahren wurde mit 37.600 Euro aus dem europäischen Fonds ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums) gefördert. Das Land Sachsen-Anhalt beteiligte sich mit rund 65.450 Euro und die Stadt Freyburg steuerte zudem etwa 23.660 Euro bei.

Wie sinnvoll das Geld investiert wurde, zeigt die erste gewerbliche Ansiedlung. Das Weingut Pawis erwarb den ehemaligen Schafstall und sanierte ihn. Dafür erhielt Bernard Pawis schon 2006 Fördermittel aus Europa. Mittlerweile ist das Weingut zu einem Besuchermagneten geworden. Und wer einmal dort ist, kann sich kaum dem Charme aus Historie und behutsam neu Gestaltetem entziehen. Beispielsweise beim Blick vom Nonnenturm auf das Unstruttal. Die Bauamtsleiterin selbst verweilt an der Stelle gern. Warum? „Hier kann man durchatmen!“, gibt sie sich selbst die Antwort.

Fast vergessen sind bei solchem Ausblick vom Hochplateau aus die oft mühseligen Bauarbeiten. „Im Klostergarten kamen die Bauleute nur mit Schubkarren voran.“, erzählt Astrid Weide.
Bestätigt wird das von Carsten Steinberg vom Naumburger Ingenieurbüro.
Doch was ihn ganz besonders reizt, ist die Art, wie hier Flurneuordnung, das Anlegen neuer Wegebeziehungen mit der Dorferneuerung insgesamt ineinander greifen. Und: wie sich dabei alles auf die Geschichte und die Region prägende Wirtschaft stützt.

„Hier sind Historie und Wein zusammen. Auf engstem Raum. Das ist ein Glücksumstand. Es ist spannend, mit dabei zu sein, das Klostergut wieder zum Leben zu erwecken.“, so Steinberg.
Dass der Besucher dieses schon heute immer mehr genießen kann, ist auch dem Tempo der Flurneuordnung zu verdanken. In nur eineinhalb Jahren war durchgeführt, was anderswo in Europa schon mal bis zu zehn Jahren dauern kann.

Die romanische Klosterkirche, die übrigens zu den ältesten der Region zählt, ist heute den Gästen so zugänglich, wie es moderner Tourismus verlangt. Angefangen von neu angelegten Parkplätzen bis hin zum geselligen Ausklang des Rundgangs beim „Rebensaft".

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Nicht nur für Kuchenbäcker

Die „Gute Stube“ in Wellen bereichert das Dorfleben

- von Stefanie Härtel-

Wer an diesem Nachmittag das Dorfgemeinschaftshaus im kleinen Ort Wellen vor den Toren Magdeburgs sucht, der braucht nur einer Spur zu folgen: Immer der Nase nach. Es duftet nach frisch Gebackenem – nach herzhaftem Brot ebenso wie verführerisch süßem Zuckerkuchen. „Heute früh um sieben Uhr habe ich den Ofen angeheizt“, erzählt Detlef Teetzen. „Nur mit naturbelassenem Holz“, darauf legt er Wert. Teetzen ist Mitglied im örtlichen Heimat- und Kulturverein, der an diesem Tag das Sagen in der Küche hat. „Vier Stunden braucht der Ofen, um auf etwa 220°C zu kommen, doch dann bleibt er stundenlang heiß“, erklärt er und schaut gespannt durch die Glasluke an der Frontseite des mannshohen, gemauerten Backofens. „Der Kuchen ist gut – wollen Sie mal probieren?“

Die Einweihung ihrer neuen Backstube im sanierten Seitenflügel des Dorfgemeinschaftshauses feiern die Wellener mit einem Fest: Die Feuerwehr stellt einen Maibaum auf, Kindergartengruppen führen Tänze vor, eine Musikkapelle spielt, in der liebevoll hergerichteten Scheune verkaufen Frauen Kaffee und Torte – gut funktionierendes Dorfleben eben. Auch Landwirtschafts- und Umweltministerin Petra Wernicke ist vor Ort und lobt das Engagement der Gemeinde. „Hier ist ein heimatliches Bild wiedererstanden, das im Ensemble von Kirche, Bauerngehöft und Gemeindehaus dem ursprünglichen dörflichen Charakter des Ortskerns von Wellen entspricht.“ Anteil daran hat auch die Europäische Union, die die Sanierung des Bürgerzentrums gefördert hat. Etwa 71.000 Euro von EU und Land flossen allein in die Sanierung des Seitentraktes, mehr als die Hälfte davon stammt aus dem EU-Fonds ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums).

Bis zu 25 Personen passen in die „Gute Stube“ – für kleinere Familienfeiern ideal, meint Holger Stahlknecht, Bürgermeister der Dreizehnhundert-Seelen-Gemeinde. „Der Seitenflügel soll unser zweites Wohnzimmer werden“, lädt er seine Bürgerinnen und Bürger ein. Das Brot- oder Kuchenbacken allerdings ist keine Bedingung, um den Raum anzumieten „Wer will, kann auch ein Spanferkel in den Ofen schieben.“

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Kleiner Ort mit großem Plan

Garitz putzt sich heraus – Europa gibt finanzielle Unterstützung

- von Stefanie Härtel-

Wer ein Ziel hat, findet einen Weg – heißt es. Einmal mehr bestätigt diese alte Weisheit der kleine Ort Garitz. Das Dorf, nur wenige Autominuten von Zerbst entfernt, hat sich auf die Fahnen geschrieben, Leben in den ländlichen Raum zu bringen: Ob Sport- oder Reitverein, Kirchengemeinde, Heimat- und Backofenverein oder Feuerwehr – in Garitz muss sich niemand langweilen. Derzeit stehen die Bewohner vor einer ihrer wohl größten Herausforderungen: Sie bauen die historische Stärkefabrik zu einem Informations- und Gemeindezentrum um. Ein ambitioniertes Vorhaben für das gerade mal 250 Einwohner zählende Garitz, das die Europäische Union im Rahmen des Landwirtschaftsfonds ELER großzügig finanziell unterstützt.

„Der erste Bauabschnitt ist inzwischen abgeschlossen. Wir haben den Dachstuhl erneuert und die ehemalige Scheune saniert“, erzählt Bürgermeister Mario Rudolf. Als Aktionshalle soll sie künftig Vereinen und Bürgern für Dorffeste, Bauernmärkte, Familienfeiern oder andere Events zur Verfügung stehen. Den ersten Test hat die alte Lagerhalle mit den originalgetreu aufgearbeiteten Fenstern bereits erfolgreich absolviert: anlässlich der 750-Jahr-Feier der Gemeinde im Mai – einem Riesenspektakel für alle Dorfbewohner.

Die historische Stärkefabrik am Ortsrand von Garitz wurde zu DDR-Zeiten von der LPG genutzt. Nach der Wende standen die Gebäude leer und waren dem Verfall preisgegeben – bis Bürgermeister Rudolf und seine Mitstreiter den Plan schmiedeten, das Ensemble samt historischem Sägewerk wiederaufzubauen. Ins Boot holten sich die Männer auch den Naturpark Fläming e.V. und die Stiftung „Entschlossene Kirchen“, die sich für den Erhalt der 61 Dorfkirchen im Kirchenkreis Zerbst stark macht. So entstand die Idee, neben dem dorfeigenen Bauernmuseum einen Infopoint für den Naturpark und ein deutschlandweit einzigartiges Dorfkirchenmuseum in das Zentrum zu integrieren. „Neugierig machen“ ist das Ziel, das Sonja Hahn, Vorstandsvorsitzende der Stiftung „Entschlossene Kirchen“, damit verbindet. „Dorfkirchen geraten oft in Vergessenheit, dabei sind sie sehenswert“, sagt sie. Im neuen Garitzer Museum sollen 40 Miniaturmodelle von Dorfkirchen der Region, eine Fotoausstellung, aber auch historisches Inventar wie alte Kirchenbänke, ein Taufstein oder ein Kanzelaltar aus der Kirche Griebow eine feste Bleibe finden.

Parallel zum Informations- und Gemeindezentrum plant Bürgermeister Mario Rudolf über ein ebenso durch die EU unterstütztes Bodenordnungsverfahren Wirtschaftswege und Radwege, unter anderem um vorhandene Strecken und Ortsteile miteinander zu verbinden. „Unser Ziel ist ein Naturpark-Radweganschluss an den Europaradweg von Berlin durch Garitz nach Dessau-Roßlau auf den Elberadweg“, beschreibt der 40-Jährige seine Vision. Bis dies Wirklichkeit wird, haben die Garitzer allerdings noch alle Hände voll zu tun – gemeinsam werden sie es schaffen.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Im Hopfen-Infohaus fließt nicht nur Gerstensaft

Pflege des bäuerlichen Hopfenbaus als Teil eigener Identität der Menschen in Groß Santersleben

- von Grit Gröbel -

Im Ratszimmer von Groß Santersleben tagen die Ratsmitglieder, die weitere Entwicklung ihres Dorfes steht auf dem Programm. Es gehört seit Jahresbeginn zur neuen Einheitsgemeinde Hohe Börde und Ortsbürgermeister Andy Zacke ist stolz darauf, dass er diese mit etwas bereichern kann, was ganz im Einklang mit der regionalen Geschichte steht. „Jedes Dorf bringt in die große Einheitsgemeinde sein gesellschaftliches Kleinod mit ein. Für das Heimatgefühl ist das wichtig. Das unsere  ist eng mit dem Hopfen verbunden. Die Groß Santerslebener entschlossen sich bereits vor Jahren zum Umbau eines denkmalgeschützten Gebäudes zum Hopfen-Infohaus.“, gibt der Bürgermeister kund.
Vom damaligen Ratsbeschluss ging eine wahre Initialzündung für die Dorfentwicklung aus! Begonnen hat sie im Jahr 2008 mit Sanierungsbeginn des alten Bauernhauses in der Dorfstraße 13. Es war übrigens das letzte, dass bis dahin den Dorfplatz mit seinen Linden noch im trostlosen, dem Verfall preisgegeben Zustand säumte. Heute beherbergt das zweigeschossige, einstige Wohnhaus das Hopfen-Museum.

Die Ausstellung erinnert an den Hopfenanbau, der noch bis zum Jahr 2000 das Bild der Gegend prägte. Die Hohe Börde war das nördlichste Anbaugebiet Deutschlands. „Ich kenne noch die Hopfenfelder beim Nachbarort Schackensleben. Doch heute werde ich von vielen gefragt, wie Hopfen denn eigentlich aussehe. Unser Museum ist deshalb nicht nur Heimatpflege sondern auch für die Erhaltung von Wissen unerlässlich.“, betont Andy Zacke. Kurzum: Hier begegnen sich Tradition und Fachwissen sowie Menschen von nah und fern. Denn das Hopfen-Infohaus ist mehr als ein Museum. Auch eine Gaststube für Vereins- und Familienfeiern, bei denen der Gerstensaft ganz bestimmt zum guten Ton des Hauses zählt, gehört dazu. Oder der Jugendclub im Dachgeschoss. Er bietet den jungen Leuten genügend Raum. Beispielsweise für eine Runde „Kniffel“, die die Clubleiterin Carmen Behr gerade mit drei Jugendlichen spielt, während auf gleicher Etage  die Ratsmitglieder diskutieren. Der Jugendclub ist gut ausgestattet. Und damit sind nicht nur die Medienanschlüsse für TV und Web gemeint, sondern etwas auf den ersten Blick ganz Simples: Eine Kochecke. Hier fand schon so manche Nudelparty statt. Die “Kniffel“-Freunde betonen, dass sie dafür selbst kochen. Ein Vergnügen, das erst mit dem Einzug ermöglicht wurde. Vorher mussten sich die Jugendlichen in einem Container treffen. Und so geräumig und ausgestattet wie bei „Big Brother“ war der natürlich nicht!

Auch Vereine geben sich die Türklinke in die Hand. Unter ihnen die Laufgruppe „Hopfen“ aus Schackensleben oder das DRK. Er lädt alle 14 Tage die Senioren des Ortes zu Freizeitangeboten ein. Und wenn aus der Ferne die Reisegruppen vorbeischauen oder die Schulklassen sich über den Hopfen informieren wollen, sind Doris Lauenroth und Klaus-Dieter Schaper zur Stelle. Als „gute Seelen“ des Museums betreuen sie die Gäste und verraten mit geschwollener Brust, dass ihr Bürgermeister gleich nebenan, im Nachbarhaus einst das Licht der Welt erblickte, einer von hier sei und ihm mit der Sanierung des Hauses ein tolles „Paradestück“ gelang. Hätte er dies gehört, so wäre wohl seine natürlich und erfrischend wirkende Bescheidenheit wieder zum Vorschein gekommen. Denn er betont das gute Zusammenleben in der Gemeinde, verweist auf die Unterstützung durch die Europäische Union. Mit immerhin 250.000 Euro bezuschusste sie die Maßnahme mit Geldern aus dem EU-Fonds ELER – einem wichtigen Förderinstrument zur Entwicklung des ländlichen Raums. Und damit diese Hand und Fuß hat, sind die geförderten Maßnahmen von Groß Santersleben mit denen in den Nachbarorten abgestimmt. „Leben und Arbeiten auf dem Dorf – Bördegemeinde 2020“ heißt das Gesamtkonzept, was Teil des so genannten ILEK – dem integrierten ländlichen Entwicklungskonzept – für Sachsen-Anhalt ist.

Geht es jetzt noch in der Ausstellung allein rund um den Hopfenanbau für die Brauereiwirtschaft, so wird schon bald auch die Nutzung für den medizinischen Bereich präsentiert werden. Eigens dafür wird der benachbarte, ehemalige Kuhstall hergerichtet. Im ersten Schritt wird im Frühjahr das Dach erneuert. Das ist ein sichtbares Zeichen, dass hier mit Verstand gewirkt, sprich: investiert, wird. Getreu der von den Bauherren am Haus verewigten Inschrift: „Wirke mit Verstand und Fleiß, scheue nie den sauren Schweiß, dann wird dich auf deinen Wegen stets begleiten Gottes Segen. – Andreas Wischerop und Elisabeth Wischerop, geb. Zimmermann, 1841“.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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„Hauke Haien“ von der Saale

Die Überwachung und Sicherung der Deiche ist das ganze Jahr gefragt

- von Grit Gröbel -

Auf dem Bildschirm von Frank Reuss erscheinen die Pegelstände. Alles ist im grünen Bereich. Der studierte Bauingenieur ist für den Flussbereich Merseburg zuständig. Hochwasserschutz, Wasserbau und Anlagen wie die Wehre sind sein Metier. Das größte fließende Gewässer in seinem Gebiet, das er wie einst die Deichgrafen überwacht, ist die Saale. Etwa 60 km Deich-Anlagen schützen hier das Land vor dem Ufer-Angriff. Doch nur, wenn sie 1 a in Ordnung sind.

Zweimal jährlich begibt sich Frank Reuss mit seinen Kollegen vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt auf Deichschau. In der Zwischenzeit gehört die ständige Fernüberwachung von Pegelständen zum Arbeitsalltag. Sein Blick beispielsweise in die Unterlagen des Deichstückes bei Eulau, in der Nähe von Naumburg, verrät: Alles in Ordnung. Auch wenn dieses Teilstück nur 688 m ausmacht, so war es für seine Abteilung vor nicht all zu langer Zeit eine Problemstelle. Nach dem Winterhochwasser 2003 wurde dort der Schaden entdeckt. „Würde der Schaden am Deich – auch sei er noch so klein – nicht behoben werden, so kann das verheerende Folgen haben. Und das nicht nur im Winter, wenn beispielsweise treibende Eisschollen dem Deich gefährlich werden können.“, meint Flussbereichsingenieur Reuss. Das ganze Jahr über ist es unerlässlich, dass die Strömung gut geführt wird und keine am Ufer stehenden Bäume umwirbelt werden, damit der Fluss nicht das Ufer unterspült. Doch genau das war in Eulau der Fall. Der Baumbestand, der eigentlich im Trockenen stehen sollte, hatte nicht nur nasse Füße bekommen. Die Böschung war komplett weggespült – den Deichfuß gab es nicht mehr. Bei einem weiteren Hochwasser hätte das „Land unter!“ bedeuten können. Deshalb wurde die Standfestigkeit des Saaleufers vor dem Deich, auch mittels Anpflanzen neuer Bäume, erhalten. Gut ist, dass dabei zugleich ein Deichverteidigungsweg angelegt wurde. Seine Pflasterung ist heute mit Rasen bewachsen, also fast nicht sichtbar. Im Ernstfall sorgt der Weg jedoch dafür, dass auch Großgeräte besser und vor allem schneller an die Stelle herankommen können.

Was in Eulau unter dem stets wachsamen Auge von Frank Reuss erhalten wird, ist natürlich kein Einzelfall. Denn Hochwasserschutzdeiche gibt es nicht nur entlang der Saale, insgesamt sind es in Sachsen-Anhalt 1.343 km. 

Die Schutzmaßnahmen werden von der EU gefördert. Flossen bis 2005 bei Eulau rund 520.000 Euro aus den EU-Strukturfonds in die Wiederherstellung des Deichvorlandes und den Bau des Deichverteidigungsweges, so wird derzeit im oberhalb liegenden Schellsitz ein weiterer Saale-Abschnitt befestigt. Diesmal unterstützt mit Bund-Länder-Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK). Die Bewohner der geschützten Ortschaften und die Landwirte, welche die von der Saale gesäumten Äcker zwischen Eulau und Schellsitz bewirtschaften, wissen das sehr zu schätzen.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Pluspunkte für Ansiedlung und Umwelt

Investition in das Abwassernetz sorgt für Standortentwicklung Bad Schmiedebergs – die EU fördert Dienstleistungen der Grundversorgung

- von Grit Gröbel -

Dass Sachsen-Anhalt ein Flächenland ist, ist hinlänglich bekannt. Wie die damit verbundene Herausforderung, den Menschen im ländlichen Gebiet eine Perspektive zu geben, gemeistert werden kann, zeigt Bad Schmiedeberg. Zu dessen Triebfeder gehört der Abwasserzweckverband Elbaue/Heiderand, wenn es um die Ortsentwicklung geht.

„Auf rund 470 Quadratkilometern, zwischen der Elbe im Norden und dem Nachbarn Sachsen im Süden, erstreckt sich unser Versorgungsgebiet. Die Entfernung zwischen den Orten ist groß. Das heißt, dass weite Überleitungen nötig sind. Investitionen in die Netzinfrastruktur sind somit immer kostenintensiv.“, weiß Dipl.-Ing. Wolfgang Bormann, der als Verbandsgeschäftsführer des Abwasserzweckverbandes Elbaue/Heiderand bei ca. 4.600 Gründstücken für die Schmutzwasserkanalisation zuständig ist. Ja, sogar immer wieder Grundstücke an die Kanäle anschließt. Ganz so, wie es das Abwasserbeseitigungskonzept des Verbandes vorsieht. Diesem hat sich Wolfgang Bormann gemeinsam mit seiner technischen Leiterin, Dörte Ruffert, sowie Michael Weigert vom baubegleitenden Ingenieurbüro und allen weiteren beteiligten Mitarbeitern verschrieben. Denn ganz gleich, ob zentrale Abwasserentsorgung oder sogenannte Bio-Anlagen und abflusslose Sammelgruben: Die Vorteile einer dem Stand der Technik entsprechenden Abwasserentsorgung sind klar. Klar wie das Wasser der Elbe – heute.

„Gab es früher keine Fische im Fluss, so sind jetzt sogar die Lachse wieder da“, betont Dipl.-Ing. Michael Weigert. Mit früher sei die Zeit bis 1989 gemeint. Damals war der Anschlussgrad der Haushalte an ein Abwassernetz praktisch Null. „Heute liegen wir im Entsorgungsgebiet bei etwa 69 Prozent. Und mit dem aktuellen Bauabschnitt in Bad Schmiedeberg sorgen wir dafür, dass es weiter voran geht. 119 Einwohner werden gerade an die Kläranlage Merschwitz angeschlossen.“, so Weigert weiter. Das Abwasser wird seit 1995 im 8 km entfernten Merschwitz zentral behandelt, seitdem wird der Kurort Bad Schmiedeberg peu à peu angeschlossen. Übrigens eine Grundvoraussetzung dafür, dass heute drei Kur-Kliniken ansässig sind und zum wichtigsten Wirtschaftsmotor der Stadt werden konnten.

„Kurort sind wir bereits seit 132 Jahren. Doch heute ist Bad Schmiedeberg das einzige dreifach prädikatierte Heilbad in Deutschland.“, erwähnt Bürgermeister Stefan Dammhayn. Moorheilbad – Mineralwasserbad - Kneippheilbad. Mit dieser Troika rührt der Bürgermeister gern die Werbetrommel. Waren es zu Beginn der 90er Jahre noch 100 direkte Arbeitsplätze im Kurbetrieb, so sind es heute über 460. Die Verbesserung der Infrastruktur ist für ihn dabei die Basis - auch für weitere Ansiedlungen. Während zu Füßen seiner Amtsstube der Marktplatz verschönert wird, nachdem unterirdisch das Leitungsnetz erneuert wurde, sind die Bagger weiter gezogen, schachten in der Nähe der Kur-Kliniken aus.

In der Dommnitzscher Straße, Ecke Korgauer Straße liegt ein Grundstück, was an das Abwassernetz angeschlossen werden muss. Eile ist geboten! Schließlich ist der Anschluss die Bedingung für die Ansiedlung eines neuen Investors gewesen. Dieser schafft noch in diesem Jahr 26 Wohneinheiten für altersgerechtes Wohnen. Der Kurbetrieb um die Ecke ist ein Pfund, mit dem er wuchern kann. Können doch die zukünftigen Mieter die medizinischen Einrichtungen nutzen oder durch bspw. Kneipp-Anwendungen für ihr Wohlbefinden sorgen.

„Dass wir mit der Erschließung so schnell beginnen konnten, ist dem guten Zusammenspiel aller Behörden zu verdanken.“, berichtet Dipl.-Ing. Dörte Ruffert. Das Umweltministerium stimmte einem vorzeitigen Maßnahmebeginn zu, der Förderbescheid über rund 125.000 Euro folgte prompt. Allein 70 Prozent des Fördergeldes kommen aus dem ELER – dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums.

Europa ermöglicht mit der Förderung der Dienstleistungseinrichtungen für die Grundversorgung nicht nur eine verbesserte Wasserqualität der Flüsse, sondern auch eine nachhaltige Ansiedlungspolitik für die Wirtschaft in dünner besiedelten Gebieten.

„Die Erweiterung der Abwasserkanäle und die Investition zugunsten altersgerechten Wohnens sind ein wichtiger Schritt beim Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen. Geht es doch darum, Synergien zu schaffen. Die neuen Mieter werden auch neue Kunden der kurnahen Dienstleister und Gewerbetreibenden sein. Etwa 1200 Arbeitsplätze hat Bad Schmiedeberg in diesen Bereichen.“, spannt Bürgermeister Dammhayn den Bogen von einer zeitgemäßen Infrastruktur zur auf die Tradition des Kurortes ausgerichteten Ansiedlungsaktivität.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Mit Leitkuh Sally im Gleichgewicht der Natur

Die Züchtung bedrohter einheimischer Nutztierarten sorgt für den Erhalt unseres ländlichen Kulturgutes – die Europäische Union hilft dabei

- von Grit Gröbel -

Heimat ist identitätsstiftend. Zu der unsrigen in Sachsen-Anhalt gehören seltene, vom Aussterben bedrohte Nutztierarten. Wenn sich die Bauern zum Beispiel um die Braune Harzer Ziege, das Rheinisch Deutsche Kaltblut oder das Harzer Rotvieh kümmern, so betreiben sie aktiv die Erhaltung tiergenetischer Ressourcen. Und sie sorgen auf diese Weise ein gutes Stück für die Unverwechselbarkeit unseres Landstriches. Die Natur dankt es. Die Touristen und auch die Feinschmecker ebenso.
Dass jede Region im „Haus Europa“ eigene Identitäten bewahren soll, liegt der Europäischen Union hierbei am Herzen. Sie fördert die Haltung und Aufzucht bedrohter einheimischer Nutztierarten. In Sachsen-Anhalt werden dafür Gelder aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) eingesetzt.
Weshalb und mit welcher Hingabe sich die Landwirte um die Züchtung der Tiere sorgen, zeigt das Beispiel aus Wallhausen. Das Rentnerpaar Günter und Bärbel Becker sind Bauern aus Leidenschaft. Das Harzer Rotvieh steht auf ihren Streuobstwiesen.

Eigentlich begann seine Liebe zu Kühen bereits im zarten Babyalter beim Ritt auf großelterns Tieren, spätestens jedoch als er 12 Jahre alt wurde. Damals erhielt der heute fast siebzigjährige Günter Becker seine erste eigene Kuh. Von ihm auf den Namen Loni getauft. Bilder von einst sind heute im Museum für Fleischrinderzucht im altmärkischen Morsleben oder in der Chronik des Rinderzuchtverbandes Sachsen-Anhalt verewigt.
War es damals Loni, die seine Seele begeisterte, so sind es heute zum Beispiel: Sissy, Selina, Susann und Sophie. Und natürlich Sally! Sie ist ein preisgekröntes Harzer Rotvieh. Beckers Frau Bärbel geht für die 13-jährige Kuh gerade auf „Bräutigamschau“. Datenbankgestützt wird sie schnell fündig. Der Bulle Wombat soll es am besten sein, der für die Besamung in Frage kommt. Warum? Die Datenbank des Rinderzuchtverbandes gibt für seine und Sallys Nachkommen Null Prozent Inzuchtgrad an. Bestnote sozusagen!

Was so leicht klingt, verlangt Ausdauer, hohes Wissen und keine massenhafte Hochleistungstierhaltung. „Unsere Kühe geben nur Milch, um ihre Kälber aufzuziehen. Die Haltung erfolgt in aller Ruhe, stressfrei. Dadurch leben sie wesentlich länger. Ihr Fleisch wird im Harz als Delikatesse geschätzt.“, fasst Günter Becker das für ihn Wichtige bei der Tierhaltung zusammen. Dabei schweift sein Blick über die schwarze Hornspitze, die dunklen Klauen, das helle Flotzmaul und die ebenso helle Schwanzquaste von Sally. Der Kenner weiß, das sind die gut sichtbaren Merkmale des Harzer Rotviehs. Nicht sichtbar, aber dennoch für unsere Region wichtig, ist ihr relativ leichtes Gewicht. Die Tiere eignen sich dadurch sehr gut zur Landschaftspflege. An Harzer Berghängen oder auf Streuobstwiesen grasen sie gern. Auch sehr zum Entzücken von Touristen bei ihrem Urlaub auf dem Bauernhof.

Doch die Begegnung mit dieser bedrohten einheimischen Nutztierart ist noch nicht lange wieder möglich. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde das Harzer Rotvieh in den 50er Jahren durch leistungsstärkere Rassen verdrängt, der letzte Zuchtbulle 1963 geschlachtet. Die Rasse war somit vom Erdboden verschwunden. Ob es nun ausversehen oder aus menschlicher Weitsicht geschah, dass damals 60 Portionen gefrorener Spermien dieses Bullen nicht entsorgt wurden, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Das es aber ein Glück war, ist unumstößlich. Nach 20 Jahren wurden die Portionen entdeckt und die Züchtung des Harzer Rotvieh begann ganz langsam von Neuem. Die Zucht auf einen einzigen Bullen aufzubauen, birgt natürlich die große Gefahr der Inzucht. Noch heute wird daran gearbeitet, den Inzuchtgrad möglichst niedrig zu halten. Bei den Kälbern von Sally und Wombat wird dies gelingen.

Die Haltung der Tiere ist äußerst pflegeintensiv. Glaubt man Günter Becker, so brauchen die Kühe Familienanschluss. Der kleine Hof und die gepachteten sowie eigenen Wiesen sind ganz auf dieses Konzept angelegt. „Von der Haltung in Kleinstbeständen, die nicht auf eine Leistungssteigerung ausgerichtete Tierzucht orientiert ist, kann man nicht leben. Um den Bauern einen Anreiz zu geben, sich dennoch um bedrohte Rassen zu kümmern, werden die Tiere gefördert.“, erklärt der Rentner, der schon immer nebenberuflich Landwirtschaft betrieb.In einem Zeitraum von fünf Jahren erhält er für sechs Tiere insgesamt 4.500 Euro Zuschuss aus dem ELER, mit Beteiligung des Landes Sachsen-Anhalt. „Das hilft, um nicht den langen Atem bei der Zucht zu verlieren.“, ergänzt seine Frau.

Wie in Wallhausen am Fuße des malerischen Kyffhäusers, wird auch andernorts gefördert: In Ummendorf beispielsweise die Haltung von 34 Ziegen und einem Bock der Rasse Harzer Ziege. Oder das Merinofleischschaf, um das sich die Agrargenossenschaft in Heinrichsberg kümmert. Doch ganz gleich welche Rasse, jede trägt zum Gleichgewicht der Natur und Heimatbild bei.„Man zerstört doch auch keine alten Burgen und Schlösser, nur weil sie nicht mehr gebraucht werden!“ Treffsicherer als mit diesen Worten von Günter Becker kann die Bedeutung der Züchtungen als Teil unseres regionalen, ländlichen Kulturgutes wohl kaum ausgedrückt werden.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Mit Pedalritt die Region Dessau-Roßlau ankurbeln

Oder: Wie ein Radweg Effekte für den Tourismus und die Entwicklung des ländlichen Raums auslöst

-von Grit Gröbel-

Mit den Weltkulturerbestätten Gartenreich Dessau-Wörlitz und Bauhausstätten, den Naturparks Dübener Heide und Fläming sowie dem Biosphärenreservat Mittelelbe besitzen Stadt und Region Dessau-Roßlau eine einmalige Konzentration bedeutender Kultur- und Naturschätze. Dank der ebenen Landschaft kann sie leicht per Rad entdeckt werden. Und Aktivurlaub ist beliebt! Dem Fahrradtourismus in Deutschland sind etwa 153 Millionen Tagesreisen und 22 Millionen Übernachtungen pro Jahr zuzuordnen. So die vom Deutschen Tourismusverband 2009 erstmals herausgegebene Grundlagenstudie.

Die überregionale Radroute Gartenreichtour Fürst Franz führt durch die einzigartige Elbauenlandschaft und verbindet die Schlösser und Parks. Ab kommendem Jahr soll die Gartenreichtour als Rundkurs vervollständigt werden und die Attraktivität der Route wesentlich erhöhen. In diesem Jahr erfolgt die Fertigstellung des Abschnitts Mosigkau. Damit ist die vorletzte Etappe auf dem Weg zum Lückenschluss geschafft. Diesem fiebern die touris- musnahe Wirtschaft aber auch die Dessauer selbst entgegen. Damit es klappt, tritt die EU als Finanzierungspartner im übertragenen Sinn mit in die Pedale.

Dessau-Roßlau ist von einem 280 km langen Wanderwegenetz umgeben. Der bedeutendste dieser Wege ist die Gartenreichtour Fürst-Franz, auf der bis heute die Ideen von Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau nachzuvollziehen sind. Doch noch müssen sich die Radler in Geduld üben und mit ihrem Drahtesel eine Kehrtwende an der Taubebrücke bei Mosigkau machen. Noch! Denn derzeit wird der Weg für die Radtouristen und Einwohner flott gemacht. Bereits vorhandene land- und forstwirtschaftliche Wege werden dabei aus ihrem schlechten Zustand geholt und als Multifunktionswege aufgewertet. Wenn die rund 1,5 km saniert sind, folgt bis zum nächsten Sommer der zweite Bauabschnitt, nach dessen Fertigstellung der Fürst-Franz-Weg vollständig als Rundtour befahrbar wird. Doch schon heute lohnt sich der Ausflug bis hierher. Denn in Mosigkau lädt nicht zuletzt das Rokokoschloss zum Verweilen ein. Selbst an der Taubebrücke möchte man wie einst Goethes Faust ausrufen: Verweile doch, du bist so schön!

Und wer als Gast in Dessau-Roßlau verweilt, der wird zuhause viel über das Kultur- und Naturland zu erzählen haben, die Region weiterempfehlen und nicht zuletzt hier nächtigen, einkaufen, Köstlichkeiten genießen. Kurz um: Es sich gut gehen lassen. Deutschlandweite Gesamtumsätze in Höhe von 9,16 Mrd. Euro pro Jahr unterstreichen den wirtschaftlichen Stellenwert des Fahrradtourismus, so die benannte Studie. Dieser Bedeutung sind sich auch die Stadtväter bewusst. „Anlass war es, Dessau-Roßlau besser zu vermarkten. Gemeinsam mit den Ortschaftsräten und dem Tiefbauamt wurde zusätzlich die regionale Rundtour Dessau-Roßlau entwickelt, die übrigens im Radwegeplan Sachsen-Anhalt verankert ist und die im Südteil auf dem Fürst-Franz-Weg verläuft.“, berichtet Susanne Drigert vom Tiefbauamt. „Doch die Tour war nie durchgehend befahrbar. Deshalb entschlossen wir uns, die Wege auszubauen und für den noch kommenden Bauabschnitt die Streckenführung zu regeln.“, so die Dessauerin weiter und meint damit den Flächentausch mit der Deutschen Bundesstiftung für Umwelt, in derer Obhut das Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes ist.

Geht es um die touristische Aufwertung der Region, so arbeitet die zuständige Abteilung des Tiefbauamtes Hand in Hand mit dem Tourismusmarketing der Wirtschaftsförderung. Zugleich ist die Stadt Dessau-Roßlau als Träger des Leader-Projektes „Rundtour Dessau-Roßlau“ Mitglied in den beiden lokalen Aktionsgruppen der Leader-Regionen „Anhalt“ und „Mittlere Elbe/Fläming“. Die Stadt nimmt darüber als Teil des ländlichen Raumes in Sachsen-Anhalt Verantwortung für die Entwicklung ihres Umlandes und ihrer Ortschaften wahr. Mit dem Integrierten ländlichen Entwicklungskonzept der Region „Anhalt“ und den Leader-Konzepten wurden dafür die strategischen Schwerpunkte gesetzt. Ein Leitziel darin ist die „Aufwertung und Vernetzung des Kultur- und Naturraumes der Region“, Leitprojekt ist die „Fahrradfreundliche Region“.

Durch Aktionsgruppe innerhalb von LEADER war der Weg zur Förderung frei

Über die Mitwirkung in den Leader-Gruppen und die Anerkennung der Rundtour als regional bedeutsames Leader-Projekt ergibt sich die Möglichkeit der Förderung durch die Europäische Union. Bis zu 75 % des Zuschusses für den Wegebau trägt der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Das hilft der Kommune. Kostet doch der erste Bauabschnitt von der Planung bis zur Fertigstellung rund 270.000 Euro. Beim Flächentausch wird der EU-Fonds nochmals durch die Übernahme von bis zu 85 % der förderfähigen Gesamtkosten unterstützen.

Das ist gut eingesetztes Geld – über den Tourismus hinaus. Denn mit dem Ausbau der Wege wird die Infrastrukturbedingung für die Land- und Forstwirtschaft verbessert, die Einwohner erhalten eine neue Wegeverbindung und kommen vor allem schneller von Ortsteil zu Ortsteil. „Wir erhoffen uns auch, dass künftig mehr Radfahrer, die auf dem Elberadweg und dem Europaradweg R1 unterwegs sind, auch die Gartenreichtour und die Rundtour nutzen.“, ergänzt Susanne Drigert. Sie selbst ist passionierte Radlerin. „Als Dessauer wird man als Radfahrer geboren“, gibt sie mit einem Schmunzeln kund. Auf die Frage, ob sie in der Freizeit auch auf dem Fürst-Franz-Radweg anzutreffen sei, folgt ein promptes: Ja. Und die freie Zeit wird auch gern mal mit den Kollegen verbracht. Als fahrradfreundliches Amt treten sie bei Ausflügen gemeinsam kräftig in die Pedale.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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Am Anfang ist der Weg

Ländlicher Wegebau lockt Ausflügler und Touristen an

- von Grit Gröbel -

In der Zeit, in der die Liebhaber von Radausflügen ihre Drahtesel winterfest einmotten, stehen die Projekte zum Ausbau der Radwege in Sachsen-Anhalt nicht still, wie beispielsweise Andrea Tischer vom Landkreis Wittenberg zu berichten weiß: „Ende November wird in der Gemeinde Zahna eine 4,6 Kilometer lange Strecke fertig gestellt sein.“ 4600 Meter. Das klingt nicht viel. Ist aber von höchster Bedeutung für das touristische Angebot in der Region. Denn mit der Baumaßnahme wird nicht nur eine Lücke im Radwegenetz des Landkreises geschlossen, sondern auch an die Radroute Berlin-Leipzig angedockt. Letztere entstand übrigens aus der Olympiabewerbung Leipzigs heraus. Und die Touristen auf dieser Strecke haben schon bald die Möglichkeit zu einem direkten Abstecher nach Wittenberg, wo weitere sportive Versuchungen locken. Nicht zuletzt führen durch die Lutherstadt der Elbe-Radweg und die Europaroute R1.

Ein kleiner Weg mit großer Wirkung also! Und das gilt nicht nur im Wittenberger Raum. Auch weiter südlich im Burgenlandkreis sorgt ein für Radfahrer nutzbarer Multifunktionsweg für mehr Anreiz, das Gebiet zu erkunden. Und diejenigen, die das ganz konkret in der Gemeinde Elsteraue tun, müssen auf eine zünftige Rast nicht verzichten. Aus Richtung Zeitz kommend, touren die Ausflügler entlang der Landesstraße 193 und fahren dann auf einem neu ausgebauten Radweg direkt bis zum Hotel „Elsterblick.

Der Beispiele für einen ländlichen Wegebau, der auch die touristische Nutzung nicht vergisst, gäbe es weitere. Für den Norden des Landes sei noch die neue Teilstrecke bei Behrendorf genannt, die im Rahmen einer Flurneuordnung entstand. Warum? Auf der Streckenführung liegen sowohl der Elbe-Radweg als auch der Altmark-Rundkurs. Insgesamt summieren sich die Maßnahmen in Sachsen-Anhalt zu 40 km ländlichen Wegebau mit einem Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von mehr als 12 Millionen Euro. Genau genommen sind das die Vorhaben in der aktuellen Förderperiode – unterstützt von der Europäischen Union. Das Zahlenwerk unter die Lupe genommen, zeigt, wie stark sich der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums beteiligt. Für die 4,6 km bei Zahna stellte er gut 210.000,00 Euro bereit, für den Wegebau auf einer Länge von ca. 1,6 km in der altmärkischen Gemeinde Behrendorf ca. 94.000,00 Euro. Bei der etwa 830 m langen Strecke bis zum Hotel Elsterblick waren es immerhin rund 58.000 Euro. Den kommunalen Eigenanteil aufzubringen, ist für viele Landkreise bzw. Gemeinden im Land ein Kraftakt, aber wichtig. Denn allen Maßnahmen gemeinsam sind die Entwicklung ländlicher Strukturen, die verbesserten Land- und Forstwege. Die Eignung der Wege für den Aktivtourismus belebt darüber hinaus die Regionen.

Eine gesteigerte Aufmerksamkeit, die wachsende Zahl an Aktivurlaubern implementiert auch eine Chance für das tourismusnahe Gewerbe. Nutzen und gestalten, das müssen die Unternehmer aber selbst.
„Seitdem wir den Radweg haben, hat die Gästezahl zugenommen. Unser Angebot konnten wir erweitern.“, sagt Margit Korthals, Geschäftsführerin vom Tröglitzer „Elsterblick“, was übrigens als fahrradfreundliches Hotel ausgezeichnet wurde. Im Sommer eröffnete das Hotel eine Radlerhütte, aber auch der Grillplatz wird rege genutzt. Von wem? Die Radtouristen kommen beispielsweise aus Chemnitz und Leipzig. Oder aus Dänemark und der Schweiz. So erkundete ein Schweizer ganz Europa per Rad und machte hier Station. „Und wenn in der kalten Jahreszeit der neue Weg nicht beradelt werden kann, so wird er doch bestens als Rodelbahn genutzt.“, erzählt Frau Korthals weiter. Die Radhütte unweit des Grillplatzes werde dann kurzerhand zur Skihütte. Mit der Investition verbunden sei auch die Hoffnung, dass die Gäste verstärkt übernachten. Und was kann es dafür romantischeres geben als ein Grillfeuer unter dem Sternenhimmel.

Der ELER trägt in Sachsen-Anhalt mit rund 904 Millionen Euro EU-Mittel - ein Viertel der gesamten dem Land von der EU zugewiesenen Fördergelder - dafür Sorge, dass die Entwicklung des ländlichen Raums sich als integraler Bestandteil der Gesamtpolitik für Beschäftigung und Wachstum vollzieht. Zusammen mit der nationalen Kofinanzierung stehen öffentliche Ausgaben in Höhe von 1,16 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich will Sachsen-Anhalt 240 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt beisteuern, so dass das Land rund 1,326 Milliarden Euro für die Entwicklung des ländlichen Raums einsetzen kann.

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