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Mit reinstem Wasser auf Expansionskurs

Europäische Union fördert Erweiterung von Betriebsstätten

- von Grit Gröbel -

Dass der weinberg campus Mitteldeutschlands erfolgreichster Technologie- und Innovationspark ist, sich hier Forschung und Lehre, Gründergeist und Ansiedlung sinnvoll begegnen, ist gesetzt. Die Geschichten dafür schreiben nicht zuletzt die Firmen selbst. Eine Unternehmung, die sich hier gründete und heute insgesamt 100 Menschen beschäftigt, ist Scil Proteins – jüngst erneut auf Expansionskurs. Damit die Brücke in die Zukunft auch finanziell gut untermauert ist, fördert die Europäische Union die Erweiterung ihrer Betriebsstätte.

Während die Scil Proteins GmbH im TGZ II auf dem weinberg campus auf die Erforschung innovativer Arzneimittel ausgerichtet ist, sorgt ihre 2005 gegründete Schwesterfirma, die Scil Proteins Production GmbH, für die Markteinführung und Produktion der Ergebnisse aus angewandter Forschung.„Wir stellen einen biopharmazeutischen Wirkstoff her, dessen Produktionsprozess für biotechnologische Verhältnisse sehr aufwendig und kompliziert ist. Dabei laufen alle Produktionsschritte in wässriger Lösung ab. Ganz gleich, ob für die Spülung der Systeme oder bei der Wirkstoffproduktion im engsten Sinn – immer kommt Reinstwasser zum Einsatz. Man kann sagen, dass die Erzeugung von Reinstwasser die Grundlage für alles ist.“, so Dr. Ole Fütterer, Director Business Development.

Steigt die Nachfrage für den Wirkstoff, so steigt auch der Bedarf an Reinstwasser. Und weil Scil Proteins einen Großauftrag für die Herstellung des Wirkstoffes „Reteplase“ für ein Medikament zur Behandlung von akutem Herzinfarkt unter Dach und Fach hat, die Produktion angelaufen ist, bedarf es immer mehr von diesem reinsten Nass. Ohne die Betriebsstätte zu erweitern, könnte die 46-köpfige Mannschaft der Scil Proteins Production GmbH die Herstellung nicht effektiv durchführen.

Investition in Ausstattung löst „Kettenreaktion“ aus

Die Errichtung einer eigenen Reinstwasseranlage schafft die Voraussetzung zur Steigerung der Produktionskapazität. „Das Nadelöhr der Produktion ist die verfügbare Menge an Reinstwasser. Um die Produktionskapazität deutlich zu erhöhen, ist eine Verdopplung der Menge an Reinstwassererzeugung pro Stunde nötig.“, betont Dr. Bernhard Janowski. Und als Leiter der Herstellung weiß er dies ganz genau! Bisher wurde eine Anlage, mit der aus Trinkwasser Reinstwasser gewonnen wird, im TGZ gemietet. Durch den zusätzlichen Betrieb der eigenen, neuen Anlage werden die Prozessabläufe optimiert. Denn Wartezeiten bei der Wirkstoffproduktion, die durch die Spülung der Systeme notwendig sind, verringern sich. Dadurch wird vom Zwei- auf den Drei-Schicht-Betrieb umgestellt, was auch weitere Arbeitsplätze für die Region bedeutet.
Im Grunde löst die Investition also eine wahre Kettenreaktion aus – im übertragenen Sinn natürlich. In Zahlen kann das die Controllerin Melanie Käsmarker ausdrücken: „Zwei Arbeitsplätze sowie auf das Jahr gerechnet eine Steigerung der Produktionskapazität um 30 Prozent.“

Diese Effekte sehen auch die EU, der Bund und Sachsen-Anhalt. Scil Proteins erhält für die Investition in die neue Anlage Mittel aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“. Dabei steuert die EU aus ihrem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) den größten Teil des Zuschusses bei. Genau gesagt 73,5 % der 66.100 Euro. Bund und Land unterstützen mit jeweils rund 8.760 Euro. Die Firma selbst investiert direkt 267.200 Euro.

Dritter und wichtigster Produktionsstandort weltweit

Ein weiterer Effekt, den die Erweiterung der Betriebsstätte bei Scil Proteins auslöst, steht auf einem ganz anderen Blatt. Dem des Images für den Standort. Mit der Herstellung des Wirkstoffes und seiner Verwendung in der Arzneimittelproduktion wird Halle und damit Sachsen-Anhalt zum wichtigsten Produktionsstandort für den Wirkstoff weltweit.
Auch dieses Qualitätsmerkmal wird dem weinberg campus gut stehen. Denn einmal mehr ist das Wachstum der Scil Proteins Production GmbH ein Beispiel dafür, dass das Konzept hier aufgeht. Der Bio-Chemiker und gebürtiger Hallenser Dr. Janowski möchte gar nicht woanders wirken: „Für uns, die Forschung und Entwicklung betreiben, ist die Nähe zur Universität wichtig. In unserer Gründungsphase haben wir viel von der Uni profitiert, nach wie vor verbindet uns eine enge Zusammenarbeit.“
Trefflich ergänzt Dr. Ole Fütterer, dass die Standortwahl pro weinberg campus auch mit Blick auf die Gewinnung des eigenen Fachkräftenachwuchses gefallen sei. Kurzum: das Klima stimmt und setzt innovative Kräfte frei!

Der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) ist mit 1,93 Milliarden Euro die bedeutendste Förderquelle in Sachsen-Anhalt. Die Finanzhilfen des EFRE konzentrieren sich auf Investitionen, die zur Schaffung dauerhafter Arbeitsplätze beitragen und auf Investitionen in die Infrastruktur. Sie sind insbesondere auch auf die wirtschaftliche Profilierung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU)ausgerichtet.